Wechsel als letzte Möglichkeit So kämpften Nationalspieler im Sommer um die WM

Frankfurt · Letzte Ausfahrt Wechsel: Zahlreiche bangende Nationalspieler haben sich in Hoffnung auf einen WM-Platz im Transferfenster neuen Klubs angeschlossen. Ob es für einen Kaderplatz in der Nationalmannschaft reicht, klärt sich erst in den kommenden Monaten.

Bald muss sich Hansi Flick auf seinen Kader für die WM festlegen.

Bald muss sich Hansi Flick auf seinen Kader für die WM festlegen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Hansi Flick zählte seine Wackelkandidaten vor Öffnung des Transferfensters schonungslos an. „Wir brauchen Spieler, die im Rhythmus sind. Gerade für Katar ist das entscheidend, dass wir Spieler mit vielen Minuten haben. Wir haben überhaupt keine Zeit, irgendwas nochmal nachzubessern“, sagte der Bundestrainer im Juni. Und die Drohung zeigte Wirkung - als Ass für die WM zogen viele bangende Nationalspieler die Karte Vereinswechsel.

Auf den letzten Drücker suchten sich Rio-Weltmeister Julian Draxler sowie Julian Weigl neue Klubs. Zuvor hatten bereits Timo Werner, Thilo Kehrer, Mario Götze oder Bernd Leno eine neue sportliche Heimat gefunden. Die persönlichen Motive variieren, doch alle eint als übergeordnetes Ziel die Weltmeisterschaft am Persischen Golf. Wegen der außergewöhnlich kurzen Vorbereitungszeit wird Spielpraxis auf hohem Niveau als Auswahlkriterium noch wichtiger als sonst.

Werner hatte den Bundestrainer vor seinem Transfer vom FC Chelsea zu RB Leipzig gar um Rat gefragt. „Jeder weiß, dass wir ein gutes Verhältnis haben. Gerade als es Richtung Entscheidung ging, habe ich ihn angerufen“, sagte der Angreifer: „Ich sollte mehr spielen, um für die WM gut in Form zu sein und eine Chance zu haben zu spielen.“

Die Taktik geht bislang auf. Vier Tore gelangen ihm in vier Pflichtspielen, bei drei von vier Möglichkeiten stand Werner in der Startelf - der Platz im WM-Kader dürfte ihm sicher sein. Gleiches gilt für Kehrer. Flicks Allzweckwaffe für die Abwehr scheint nach der Abschiebung in die Trainingsgruppe zwei in Paris nun bei West Ham sein Glück zu finden. Jede mögliche Minute stand er in der Premier League auf dem Rasen.

Ob den restlichen Spielern ihr Wechselfieber mit Blick auf die WM nützt, scheint deutlich fraglicher. Draxler zog es am Deadline Day auf der Jagd nach Spielpraxis von PSG zu Benfica Lissabon um den deutschen Trainer Roger Schmidt. Zuletzt hatte er im Pariser Starensemble überhaupt keine Rolle mehr gespielt, sogar eine Abschiebung zur fünftklassigen zweiten Mannschaft war Thema.

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Foto: dpa/Boris Roessler

Keeper Leno kommt nach einem Jahr auf der Bank des FC Arsenal nun in Fulham wieder zu regelmäßigen Einsätzen. Stammkräfte waren Götze und Weigl auch in ihren bisherigen Vereinen PSV Eindhoven und Benfica Lissabon, ihre Wechselmotive sind etwas anders. Mit Frankfurt und Gladbach rücken sie in Deutschland wieder mehr ins Rampenlicht, kehren automatisch in den Flicks Fokus zurück.

Und doch scheint ihre Nominierung für die am 20. November beginnende WM sehr fraglich. Schließlich ist ein sportlich sinnvoller Wechsel allein noch keine Garantie für einen Kaderplatz.

(SID/hütn )
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