„Jetzt geht es wieder um Fußball“ DFB-Team künftig mit Deutschland-Binde

Frankfurt am Main · Absage an „One Love“: Die Nationalelf spielt auf dem Weg zur Heim-EM 2024 wieder mit einer Kapitänsbinde in Deutschland-Farben und beendet damit die Debatte.

Joshua Kimmich trägt künftig keine „One Love“-Binde mehr.

Joshua Kimmich trägt künftig keine „One Love“-Binde mehr.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Mit der Rückkehr zur traditionellen schwarz-rot-goldenen Kapitänsbinde soll bei der Fußball-Nationalmannschaft die emotionale und hochpolitische Debatte um die bunte One-Love-Binde endgültig beendet sein. Joshua Kimmich wird zum Jahresauftakt im ersten EM-Testländerspiel am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) in Mainz gegen Peru und auch drei Tage später in Köln gegen Belgien wieder die Spielführerbinde in den Nationalfarben tragen. Das bestätigte der Deutsche Fußball-Bund am Mittwoch am Rande des Trainings auf dem Verbandscampus in Frankfurt.

Die Entscheidung für die schwarz-rot-goldene Binde sei in Gesprächen von Sportdirektor Rudi Völler, Bundestrainer Hansi Flick und Kimmich getroffen worden. Auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf sei involviert gewesen, bestätigte der DFB der Deutschen Presse-Agentur. Flick hatte zuvor schon gesagt, dass das Thema für ihn beendet sei.

„Ich habe dazu alles gesagt. Es darf nicht nochmal so sein, dass diese Dinge im Fokus stehen, sondern die Mannschaft sollte einfach Fußball spielen. Sie soll gut Fußball spielen, das ist ihr Auftrag. Da sind wir uns einig“, sagte der Bundestrainer nach den WM-Erfahrungen in Katar schon bei der Nominierung seines aktuellen Kaders.

Die Farbwahl für das Spielführer-Zeichen gilt für alle Länderspiele bis zum Heimturnier im Sommer kommenden Jahres. Beim EM-Turnier vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 selbst wird dann der Kontinentalverband UEFA wieder über die Kapitänsbinden entscheiden. Logo und Farben sind noch nicht bekannt. Bei der EM 2021 hatte die UEFA DFB-Kapitän Manuel Neuer das Tragen einer Binde in Regenbogenfarben nach ebenfalls intensiven Diskussionen gestattet.

Der DFB beendet nun die Diskussion um die Spielführerbinde mit dem One-Love-Symbol, die durch den Streit mit der FIFA bei der WM in Katar vor dem ersten Gruppenspiel gegen Japan (1:2) eskaliert war. Der DFB hatte wie einige andere Teams, darunter England, Wales und die Niederlande, mit der Binde ein Zeichen für gesellschaftliche Vielfalt setzen wollen. Dies war vom Fußball-Weltverband mit der Androhung „unbegrenzter Sanktionen“ kurzfristig untersagt worden. Daraufhin hatte sich der DFB gebeugt und Neuer die von der FIFA vorgeschriebene Binde getragen.

Die DFB-Spieler reagierten beim Teamfoto vor dem Anpfiff der Partie gegen Japan mit der Hand-vor-dem-Mund-Geste auf das FIFA-Diktat. Nach dem sportlichen Scheitern bekamen sie auch dafür Spott. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte als Tribünengast im Khalifa International Stadium in Doha die bunte Binde aber getragen und dafür auch Kritik geerntet.

Fußball: Kader der deutschen Nationalmannschaft 2023
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Der Kader der deutschen Nationalmannschaft für die März-Länderspiele

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Nach dem unrühmlichen Turnier-Aus in der Gruppenphase war die Debatte nicht vorbei und führte bis in höchste politische Kreise, aber auch bei vielen Fans zu heftigen Debatten. Völler und Neuendorf mussten sich Anfang des Monats im Sportausschuss des Deutschen Bundestages auch dazu erklären.

Der nach der WM zum DFB-Sportdirektor ernannte Völler hatte sich für die schwarz-rot-goldene Binde ausgesprochen. „Wir sollten mit einer Kapitänsbinde in den Deutschland-Farben auflaufen. Damit würde man alles ein bisschen beruhigen“, sagte er der „Sport-Bild“.

Vor einer politischen Vereinnahmung schützt aber auch diese Entscheidung den DFB nicht. Die rechtspopulistische AfD hatte den Völler-Vorstoß für die Nationalfarben begrüßt, wogegen sich der Verband verwehrte. „Unabhängig des Designs der Kapitänsbinde steht Schwarz Rot Gold für uns für demokratische Werte, für Vielfalt, Respekt und Gemeinschaft. Und nicht für Ausgrenzung und Intoleranz“, teilte der Verband nach dem AfD-Lob mit.

Auch bei der Vorbereitung auf das Peru-Spiel rückte die Debatte nun wieder in den Vordergrund. Entgegen dem ausdrücklichen Flick-Wunsch, sich exklusiv auf den Sport konzentrieren zu können. „Wir sollten nach vorne schauen. Wir sollten gucken, dass wir eine gute EM spielen“, sagte der Bundestrainer.

(SID/stja/dpa)
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