Trainer holt EM-Titel mit U19 Sorg ist ein heißer Kandidat für Löw

Budapest · Der Titelgewinn der U19-Junioren des DFB bei der EM ist auch ein Verdienst von Marcus Sorg. Dennoch, oder gerade deshalb könnte das Finale für den Trainer die Abschiedsvorstellung gewesen sein.

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Wer schafft den Sprung zu Joachim Löw? Das war in den Tagen der U19-EM in Ungarn die wohl am häufigsten diskutierte Frage im Umfeld der so erfolgreichen DFB-Junioren. Tatsächlich gibt es im Kader von Coach Marcus Sorg eine Reihe von Kandidaten für die A-Nationalmannschaft. Werder Bremens Torjäger Devie Selke etwa, den Leipziger Joshua Kimmich oder Julian Brandt sowie Levin Öztunali von Bayer Leverkusen. Als erster dürfte aber der Trainer selbst bei Löw ankommen: Sorg wird wohl das Angebot erhalten, dem Bundestrainer künftig zu assistieren.

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Der 48-Jährige gilt mit seinem U20-Kollegen Frank Wormuth (53) nach wie vor als heißester Anwärter auf den nach Hansi Flicks Wechsel auf den Posten des Sportdirektors verwaisten Job. Flick und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, die am Donnerstag den 1:0-Erfolg der deutschen Junioren im Finale gegen Portugal sahen, könnten bald ein erstes Gespräch mit Sorg zur Sache suchen. Bisher, das hatten Sorg und Wormuth zuletzt betont, hat es das noch nicht gegeben. "Ich konzentriere mich allein auf unser großes Ziel bei der U19-EM", sagte Sorg. Löw werde schon "die für sich beste Lösung treffen".

"Es ist offen, wann die Entscheidung fällt"

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Sorg wäre aus Sicht des bisherigen Co-Trainers Flick ohne weiteres in der Lage, neuer Assistent von Löw zu werden. Dies sei im Bereich des Möglichen, sagte Flick nach dem Gewinn des Junioren-EM-Titels in Budapest dem TV-Sender Sky Sport News HD. Die Entscheidung liege allerdings allein bei Löw. Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach verwies auf den Bundestrainer. Löw habe das Vorschlagsrecht, betonte Niersbach nach dem Finalsieg. "Es ist offen, wann die Entscheidung fällt", erklärte er. Es sei auch offen, ob sie noch vor dem Länderspiel gegen Argentinien am 3. September falle.

Sorg hielt sich am Donnerstagabend wie schon nach dem Halbfinale zurück. "Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen", sagte der 48-Jährige. "Die Stelle besetzt Joachim Löw." Der Bundestrainer müsse die für ihn beste Lösung finden. "Alles andere ist egal", sagte Sorg. Er wollte zunächst vor allem mit seiner Mannschaft feiern, deren Rückkehr am Freitagmittag in Frankfurt erwartet wird.

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Foto: dpa, ag hak

Sorg ist Schwabe und würde aus Sicht einiger Wegbegleiter gut zum Badener Löw passen (wie übrigens auch der in Baden aufgewachsene Berliner Wormuth). Sorg spielte und trainierte 43 Jahre ausschließlich in Baden-Württemberg, ehe er 2012 für ein Jahr die U17 des FC Bayern übernahm. Als Coach des SC Freiburg war der Diplom-Ingenieur (Bauphysik) zuvor ein halbes Jahr in der Bundesliga tätig, doch nach nur 13 Punkten aus 17 Spielen wurde Sorg Ende 2011 als Tabellenletzter entlassen. Als zu wenig emotional galt er den Fans, Fachleute kritisierten defensive Schwächen seiner Mannschaft und die Tatsache, dass er keinen Spieler weiterentwickelt habe.

Sorg setzt auf Defensive und Teamgeist

Seine ruhige Art hat sich Sorg erhalten. "Ich komme aus Baden-Württemberg, da sind die Menschen generell ein wenig reservierter", sagte er einmal. Defensivschwächen oder mangelnde Spieler-Entwicklung wird ihm angesichts des Auftretens der U19 in Ungarn allerdings niemand mehr vorwerfen. Weil Sorgs Mannschaft praktisch ohne Vorbereitung ins Turnier ging, legte er den Schwerpunkt im Training auf das Abwehrverhalten. "Wir haben gesagt, dass wir nur dann eine Chance haben, wenn wir hinten gut organisiert sind und schnell in Ballbesitz kommen. So können wir die außergewöhnliche Qualität, die die Mannschaft hat, nämlich im Spiel nach vorne, auch umsetzen", sagte er.

In Serge Gnabry, Leon Goretzka, Max Meyer, Marian Sarr und Timo Werner fehlten Sorg gleich fünf Leistungsträger. Doch der Coach jammerte nicht. "Das ist nicht optimal", sagte er zwar, "aber das ist zugleich die Chance für andere." Diese unaufgeregte Art kam bei den Spielern an. Zudem förderte Sorg den Teamgeist, als er seine Jungs vor Turnierbeginn aufforderte, "in jedem Spiel Gas zu geben und für den anderen zu arbeiten".

Auch seine Philosophie ("hohes Tempo gehen, die Zweikämpfe annehmen, wirkungsvolles Pressing einsetzen") überzeugte. Und: Sorg griff während der Spiele in engen Situationen positiv ein. Etwa, als er im Vorrundenspiel gegen Serbien beim Stand von 1:2 Abwehrchef Niklas Stark nach vorne beorderte. Stark traf prompt zum 2:2-Endstand.

Ein Mann für Löw? "Wie er den Fußball lebt, ist einzigartig. Er wäre auf jeden Fall eine Bereicherung für das A-Team", sagte Selke.

(sid/dpa)
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