Ansage vom Kapitän vor EM-Quali Kein Neuer im Tor

Venlo · Manuel Neuer ist trotz vieler Verletzungen in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft als Torwart absolut gesetzt. Und der Kapitän formuliert klare Ziele für das Team mit Blick auf die Europameisterschaft.

Manuel Neuer: Weltmeister, DFB-Kapitän und Welttorhüter im Porträt
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Das ist Manuel Neuer

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Manuel Neuer lächelt freundlich drein. Der Torwart der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist zurück in seinem Revier. Viele haben an ihm gezweifelt. Würde er es noch einmal zurückschaffen auf das allerhöchste internationale Niveau nach seinen diversen verletzungsbedingten Rückschlägen? Der Bundestrainer hat es noch nicht mal zur Frage kommen lassen. Joachim Löw hat sich für Neuer entschieden. Marc-André ter Stegen, sein ärgster Konkurrent, ist allerdings ohnehin derzeit nicht in Lauerstellung - er ist selbst verletzt. Die Loyalität von Löw verbindet. Neuer ist auch Kapitän einer einst so stolzen Mannschaft, die sich seit geraumer Zeit in einer Findungsphase befindet. Nach dem desaströsen Abschneiden bei der WM in Russland ist vieles in Frage gestellt worden. Und niemand weiß so ganz genau nach einem maximal durchwachsenen Länderspieljahr, wo die deutsche Mannschaft wirklich steht. Neuer offenbar schon. „Wir wollen nach dem guten Spiel in Holland so weitermachen. Wir wollen die EM-Qualifikation so durchziehen, dass wir im nächsten Sommer bei der EM 2020 so gut und konkurrenzfähig dastehen, um den Titel zu gewinnen“, sagt der 86-malige Nationalspieler im Trainingslager in Venlo. „Wir wollen im nächsten Sommer angreifen.“

Neuer sagt solche Sätze nicht wie ein besessener. Er ist kein Oliver Kahn. Neuer ist mehr ein Analytiker. Er ist mittlerweile 33 Jahre alt und blickt dennoch immer spitzbübig, als ob er sich gerade einen besonders lustigen Streich ausgedacht hätte. Er ist für viele noch der „Manu“. Sportlich ist er seit Jahren ein Gigant, ein Torwart, gesegnet mit unfassbarer großer Spielintelligenz. Er entschärft Bälle, bevor sie überhaupt auf sein Tor geschossen werden können. Doch auch Neuer hat in den vergangenen Jahren nicht immer die notwendige Stärke ausgetrahlt. Es wurde auch ihm angelastet, dass es in der Mannschaft hakte, weil sich verschiedene Gruppierungen gebildet haben. Wie sollte er auch, es waren gleich drei langjährige Mitspieler des FC Bayern involviert - Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller.

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DFB-Team mit Teambuilding auf dem Wasser

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Foto: DFB/PHILIPPREINHARD.COM

Neuer findet, dass der von Löw eingeleitete Umbruch nach WM-Aus und dem Abstieg in der Nations League auf einem guten Weg. Selbst der Bundestrainer hat nicht so viel Vertrauen in sein Werk. Dem „Kicker“ hat er verraten, dass er unsicher sei, ob die aktuelle Spielergeneration schon bereit sei für große Taten. Löw fehlt bekanntlich in den anstehenden Punktspielen am Samstag in Weißrussland und drei Tage später gegen Estland wegen Durchblutungsstörungen nach einer Arterien-Quetschung. Löw hat das Krankenhaus schon wieder verlassen, wird aber in den Partien von seinem Assistenten Markus Sorg vertreten. Für Neuer eine Ehrensache, Löw zu zeigen, dass die Mannschaft auch in dieser späten Saisonphase willens ist. „Das sind wichtige Spiele“, findet er. „Wir wollen sechs Punkte mitnehmen. Wir wollen Jogi zeigen, dass er sich total auf uns verlassen kann. Wir müssen das konzentriert und konsequent angehen.“

Neuer weiß auch, dass der Umbruch ein Wettlauf gegen die Zeit werden kann. Deutschland verfügt zweifelsohne vor allem im Offensivbereich über eine großartige Spielergeneration. Leroy Sane, Timo Werner, Kai Havertz, Julian Brandt und, und, und. Spieler, mit großem Potential, aber noch nicht derart gefestigt auch als Gemeinschaft, dass man eine sichere Prognose abgeben kann, wie sie sich bei einem aufkommenden Sturm verhalten würden. „Das ist alles ein Prozess“, sagt Neuer. „Es muss sich erst wieder eine Hierarchie im Team bilden. Noch ist das alles nicht gefestigt.“

Bis zur EM im kommenden Jahr bleibt nicht mehr viel Zeit. Doch Neuer will daran mitwirken und findet sich noch längst nicht zu alt, um seinen Posten freiwillig zu räumen.

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