Löw benennt am Dienstag den neuen Spielführer Neuer - der Kandidat fürs Kapitänsamt

Düsseldorf · Manuel Neuer kann ganz bestimmt ziemlich gut damit leben, dass er neulich bei der Wahl zum Fußballer Europas dem Portugiesen Cristiano Ronaldo den Vortritt lassen musste. Und er wird wahrscheinlich auch nicht um die gesunde Nachtruhe gebracht, wenn er nicht Kapitän der Nationalmannschaft werden sollte.

Öffentliches Training der Nationalmannschaft in Düsseldorf
33 Bilder

Öffentliches Training der Nationalmannschaft in Düsseldorf

33 Bilder

Neuer gilt trotzdem als ein heißer Kandidat auf die Nachfolge von Philipp Lahm, der mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft zurückgetreten ist. Neben dem Torwart der Bayern haben dessen Vereinskollege Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira von Real Madrid die besten Aussichten, auf Lahm zu folgen.

Cristiano Ronaldo ist zu Europas Fußballer des Jahres gewählt worden
22 Bilder

Ronaldo zu Europas Fußballer des Jahres 2014 gewählt

22 Bilder
Foto: dpa, sn hm

Neuer versichert vor dem Testspiel gegen Argentinien in Düsseldorf (Mittwoch, 20.45 Uhr/Live-Ticker), dass er "auch ohne das Kapitänsamt Verantwortung übernehmen" werde. Er hat das bewiesen — nicht zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. Das gilt aber ebenso für seine Kollegen Mitbewerber. Sie alle werden vermutlich nicht weniger Einfluss aufs Team ausüben, wenn sie es nicht mit der Binde am Arm aufs Feld führen dürfen.

"Das Amt ist prinzipiell ein bisschen überbewertet"

Manuel Neuer: Weltmeister, DFB-Kapitän und Welttorhüter im Porträt
47 Bilder

Das ist Manuel Neuer

47 Bilder
Foto: dpa/Sven Hoppe

Bundestrainer Joachim Löw will am Dienstag den Namen des Spielführers bekannt geben. Zuvor wird darüber im Kreis der Mannschaft gesprochen. "In diesen Gesprächen wird man herausfinden, was das Beste für die Mannschaft ist", sagt Neuer. Die Sprachregelung fürs DFB-Team bleibt in der Tradition des WM-Turniers in Brasilien: Der Star ist immer noch die Mannschaft. Und die maßgebliche Einschätzung zur Bedeutung des Kapitänsamts nimmt DFB-Manager Oliver Bierhoff vor. "Ich finde, das Amt ist prinzipiell ein bisschen überbewertet", erklärt er.

Immerhin verrät er das Anforderungsprofil: "Es muss eine große Persönlichkeit sein, ein gewisser Kommunikator, der die Belange der Mannschaft aufnimmt und der optimalerweise erkennt, wenn es intern Konflikte gibt." Das ist auf jeden Fall ein bisschen mehr als die Fähigkeit, die Mannschaft unfallfrei auf den Platz zu geleiten.

Noch wichtiger als die Frage, wer nun als Erster hinter dem Schiedsrichtergespann den Rasen betritt, ist die nach dem sportlichen Erben für Philipp Lahm. Denn der Mann mit der eingebauten Vielseitigkeit hinterlässt eine noch größere Lücke als seine Mitspieler Per Mertesacker und Miroslav Klose, die sich auch nach dem 1:0-Sieg über Argentinien im Endspiel von Rio aus der Nationalelf verabschiedeten. Für Klose rückt der genesene Mario Gomez nach, Mertesacker hatte schon beim Turnier seinen Stammplatz als Innenverteidiger an Jerome Boateng verloren. Der wiederum hat gezeigt, dass er Lahm als rechter Verteidiger beerben könnte. Die Dortmunder Allzweckwaffe Kevin Großkreutz hat im Klub sehr überzeugend rechts gespielt. Und Benedikt Höwedes (Schalke) ist inzwischen auf jedem Platz in der Abwehr zu Hause. Sie alle aber werden nicht an die spielerische Klasse Lahms heranreichen. Deshalb wird Löw die Spielweise seiner Mannschaft ändern müssen. Dass er Neuer die Rolle des rechten Verteidigers anträgt, ist nicht zu erwarten. Obwohl der das sicher auch könnte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort