Trotz zunehmender Kritik Löw denkt an eine Zukunft nach 2014

Düsseldorf · Der Schock des 4:4-Absturzes gegen Schweden scheint bei Joachim Löw überwunden. Er wolle jetzt die positiven Dinge mitnehmen, betonte der Bundestrainer. Sogar die Amts-Fortsetzung über 2014 hinaus hält er für denkbar. Löw will wohl das Letzte-Chance-Szenario entschärfen.

DFB: Löws Abwehrketten seit der WM 2010
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Die Debatte ist eröffnet. Macht Joachim Löw nach der Fußball-WM 2014 in Brasilien doch weiter? Zwar sieht sich der Bundestrainer selbst derzeit dem größten Gegenwind ausgesetzt, seit er 1996 von Jürgen Klinsmann den in Deutschland stets mit Argusaugen beobachteten Posten übernommen hat.

Ausschließen aber will der 53-Jährige eine Fortführung seiner Mission auch nach der kommenden Weltmeisterschaft nicht. "Ich habe nie gesagt, dass ich 2014 aufhöre", sagte Löw jetzt der "Bild" (Samstag-Ausgabe) und ergänzte: "Kraft und Motivation sind unverändert groß. Daran ändern auch einige Rückschläge nichts."

Was natürlich die Diskussionen in Gang setzt: Will Löw tatsächlich dann auch acht Jahre nach seinem Amtsantritt das DFB-Team weiter führen? Oder möchte der Freiburger vor allem vermeiden, dass ein Letzte-Chance-Szenario in den knapp zwei Jahren bis Brasilien und dann beim Turnier ihn selbst und sein Team zu stark beeinflussen könnte?

2014 die letzte Titelchance?

"Ich bin seit 2004 beim DFB, wir kennen uns alle sehr gut", sagte Löw und kündigte zu "gegebener Zeit ein Tendenzgespräch" an, "aber in aller Ruhe". Fakt ist erst einmal: Derzeit stehe eine mögliche Vertragsverlängerung "nicht zur Debatte", betonte Löw.

Vor der jüngsten Europameisterschaft hatten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und Löw schon frühzeitig eine Zusammenarbeit bis 2014 geklärt. Viele Experten sind davon ausgegangen, dass dies die letzte Periode des Badeners sein würde - und damit die letzte Titelchance. "Ich habe das nie gesagt", wiederholte Löw nun sogar:
"Oder kennen Sie eine solche Aussage?" Seine Motivation habe ohnehin nichts mit einem Vertrag zu tun: "Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Spieler stört, dass ich derzeit nur einen Vertrag bis 2014 habe", erklärte der DFB-Chefcoach.

Beim DFB wird man Löws Gedanken mit Wohlwollen aufgenommen haben.
Präsident Wolfgang Niersbach macht seit Monaten kein Hehl daraus, dass die derzeitige Lösung das Optimum für ihn und den Verband darstellt. "Kerzengerade" stehe er hinter Löw, betonte der DFB-Boss auch nach dem jüngsten bitteren 4:4 in der WM-Qualifikation gegen Schweden.

"Große Schritte gemacht"

Nach dem ersten Schock über den verspielten 4:0-Vorsprung und den Absturz in nur 30 Minuten - das gab es in der deutschen Länderspiel-Geschichte bisher noch nie - will sich Löw jetzt "an den positiven Momenten" des Schweden-Spiels orientieren.

"Die letzten beiden Jahre haben wir große Schritte gemacht im fußballerischen Bereich. Es hat nicht zur Perfektion und zu einem Titel gereicht. Aber man hat gesehen, dass wir fußballerisch mit den Besten mithalten können. Das halte ich schon auch für wahnsinnig positiv", hatte Löw in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa betont. Jetzt verwies er nochmals auf die vergangenen 25 Qualifikationsspiele ohne Niederlage - mit 22 Siegen. Mit den vielen Siegen sei der Druck immer weiter gestiegen.

Der Bundestrainer weiß aber auch: "Es ist nicht selbstverständlich, 2014 Weltmeister zu werden. Aber das macht mir keine Angst. Weil ich ja sehe, was die Mannschaft zu leisten vermag." Deshalb habe er auch in den vergangenen schweren Wochen nach dem EM-K.o. gegen Italien und dem historischen 4:4 gegen Schweden, für die Löw die Verantwortung übernommen und dabei eigene Fehler eingeräumt hatte, nie an einen vorzeitigen Abschied gedacht. "Wichtig wird sein, dass wir an diesen defensiven Schwächen weiter arbeiten", sagte Löw - und gab sich wieder kämpferisch.

(dpa)
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