Leverkusen-Stürmer wieder nicht nominiert Kießling schließt mit Nationalmannschaft ab

Leverkusen · Stefan Kießling hat es satt. Statt weiter auf eine Nominierung für die Nationalmannschaft zu hoffen oder sich Begründungen dagegen anzuhören, hat er das Thema von sich aus beendet - zumindest für die Amtszeit von Joachim Löw.

Stefan Kießling – Franke, Torschützenkönig, verhinderter Nationalspieler
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Das ist Stefan Kießling

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Foto: dpa, hei fux

Zu Wochenbeginn soll das Thema Stefan Kießling sogar zu Spannungen zwischen Bayern München und dem DFB geführt haben. Bundestrainer Joachim Löw beschwerte sich beim Rekordmeister laut Bild-Zeitung über die Aussagen seines Bayern-Kollegen Jupp Heynckes. Der hatte sich für eine Nominierung des Stürmers von Bayer Leverkusen ausgesprochen - Löw empfand dies als Einmischung.

Doch nun hat nicht etwa Löw das Thema beendet, sondern der Spieler selbst. Zumindest für die Amtszeit von Löw. "Durch die Aussagen, die er getätigt hat, und auch wie er das Ganze rübergebracht hat, mache ich mir da keine großen Hoffnungen. Für mich ist es in Ordnung, dass das Thema gegessen ist", sagte der von Löw seit der WM 2010 nicht nominierte Kießling der Bild-Zeitung.

Spannend ist diese Erklärung vor allem, da offen war, ob Löw den Leverkusener zumindest für die USA-Reise Ende Mai nominieren werde. Darauf, den Notnagel zu spielen, hat Kießling aber offenbar keine Lust. Zumal Löws neue Hingabe zum "spanischen System" ohne echten Mittelstürmer ihm klarmachte, dass er langfristig keine Perspektive haben wird.

Kießling glaubt an Chance nach der Ära Löw

Offiziell seinen Rücktritt erklären will der 29-Jährige, mit 16 Bundesligatreffern bester deutscher Torjäger, aber nicht - offenbar, weil er sich für die Zeit nach Löw eine Chance ausrechnet. "Warum sollte ich zurücktreten? Um Gottes Willen. Im Fußball kann alles immer ganz schnell gehen", sagte er und ergänzte mit Blick auf Löw: "Aber ich sehe keine großen Chancen mehr bei ihm. Deshalb ist das für mich okay." Das Länderspiel am Freitag in Kasachstan werde er sich nicht im TV ansehen, weil an diesem Tag sein Opa Hermann 90.
Geburtstag feiere.

Der gebürtige Franke Kießling hat es schon seit Wochen satt, ständig Fragen zu diesem Thema gestellt zu bekommen. Vor jeder Nominierung hoffte er anscheinend vorsichtig auf eine Rückkehr in den Kader, doch mehr und mehr wurde es zur Gewissheit, dass es damit nichts mehr werden wird. Der Bundestrainer hatte den Verzicht auf Kießling gleich mit mehreren Gründen erklärt, auch wenn er nie ausdrücklich ausgeschlossen hatte, dass der sechsmalige Nationalspieler noch einmal zurückkehrt. Wie zuvor schon in einigen anderen Fällen, der prominenteste war Michael Ballack, vermied der Bundestrainer eine klare Aussage, obwohl seine Absicht klar erkennbar war. Somit musste er wieder eine monatelange Diskussion akzeptieren.

Im Fall Kießling hatte Löw zuerst gesagt, er wolle den erfahrenen Stürmer nicht zurückholen, wenn er ihm keine ernsthafte Perspektive bieten könne. Vergangene Woche hatte er ergänzt, auf vielseitigere und kleinere Spieler zu setzen, um möglicherweise das "spanische System" ohne echten Mittelstürmer spielen zu können. Zudem werde "die Luft international manchmal dünner". Diese Abqualifizierung könnte für Kießling der entscheidende Punkt gewesen sein.

Experten streiten seit Monaten darüber, ob Kießling in die Nationalelf zurückkehren muss. Löw hatte die klassischen Mittelstürmer Miroslav Klose und Mario Gomez, die Kießling gegenüber "einen Vorsprung" hätten, stets nominiert, wenn sie fit waren, auf den Leverkusener aber auch im Falle von verletzungsbedingten Ausfällen der beiden Platzhalter verzichtet.

Sky-Experte Lothar Matthäus forderte zuletzt, man solle "den Kindergarten langsam beenden". Ähnliches dachte wohl Kießling - und zog einen Schlussstrich.

(sid/seeg)
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