Rückzug aus der Nationalmannschaft Kanzlerin Merkel respektiert Özils Entscheidung

Berlin · Nach dem aufsehenerregenden Rückzug von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft versucht Bundeskanzlerin Merkel die Wogen zu glätten. Der 29-Jährige hatte mit seinen Rassismus-Vorwürfen gegen den DFB und seine Kritik an den Medien eine hitzige Debatte losgetreten.

 Mesut Özils Rücktritt aus der Nationalmannschaft, seine Rassismus-Vorwürfe gegen den DFB und seine Kritik an den Medien haben eine hitzige Debatte losgetreten.

Mesut Özils Rücktritt aus der Nationalmannschaft, seine Rassismus-Vorwürfe gegen den DFB und seine Kritik an den Medien haben eine hitzige Debatte losgetreten.

Foto: dpa/Christian Charisius

„Die Bundeskanzlerin schätzt Mesut Özil sehr. Mesut Özil ist ein toller Fußballspieler, der viel für die Fußball-Nationalmannschaft geleistet hat“, sagte eine Regierungssprecherin am Montag in Berlin. „Mesut Özil hat jetzt eine Entscheidung getroffen, die zu respektieren ist.“

Der Sport trage viel zur Integration in Deutschland bei, sagte die Sprecherin weiter. „Deutschland ist ein weltoffenes Land und die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ist eine Schlüsselaufgabe der Bundesregierung.“ Özil warf im Rückblick auf die Kontroverse auf sein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan deutschen Medien „rechte Propaganda“ vor.

Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles kritisierte Özil, nahm ihn aber zugleich in Schutz. „Özil hat mit seinem Auftritt mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan einen Fehler gemacht“, sagte Nahles der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Aber der Grundsatz „Wir gewinnen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam“ gelte für ihn wohl nicht. Das Wort „Rassismus“ sei hier zwar möglicherweise zu stark. „Aber das Gefühl, ausgegrenzt zu sein, insbesondere wenn es einmal schlecht läuft und schnell nach Sündenböcken gesucht wird, droht auf viele Migranten auf und neben dem Fußballplatz überzugehen“, sagte Nahles. „Da müssen wir gegenhalten - für ein offenes, tolerantes Land, in dem Rassismus geächtet wird.“

Eine Sprecherin von Innenminister Horst Seehofer, der auch für Sport zuständig ist, reagierte zurückhaltend. „Zu der Angelegenheit Özil hat der Minister schon mehrfach gesagt - das Thema ist ja nicht neu - dass er sich in diese internen Angelegenheiten nicht einmischen möchte.“

Für Bundesaußenminister Heiko Maas gibt es in der schwelenden Affäre nicht den einen Hauptschuldigen. „Ich glaube, alle Beteiligten in der Causa sollten einmal in sich gehen. Ich sehe wenige, die nach meiner Wahrnehmung sich dort einigermaßen richtig verhalten haben“, sagte der SPD-Politiker. Rückschlüsse vom Fall Özil zum Stand der Integration in Deutschland möchte er nicht ziehen. „Ich glaube nicht, dass der Fall eines in England lebenden und arbeitenden Multimillionärs Auskunft gibt über die Integrationsfähigkeit in Deutschland“, sagte Maas.

Özil war am Sonntag als Konsequenz aus der Affäre um seine Fotos mit dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zurückgetreten. Dabei hatte er Grindel und den DFB massiv attackiert sowie sich über Rassismus und Respektlosigkeit beklagt.

(old/dpa)
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