"Habe diese Überzeugung" Kahn: "Mit mir wären wir Weltmeister geworden"

Düsseldorf (RPO). Gut ein halbes Jahr nach der Weltmeisterschaft in Deutschland hat sich der ehemalige Nationaltorhüter Oliver Kahn noch einmal zu Wort gemeldet. In einem Interview mit dem Magazin stern erklärte der Schlussmann des FC Bayern München, dass die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit ihm als Nummer eins Weltmeister geworden wäre.

 Oliver Kahn ist sich sicher, dass Deutschland mit ihm den WM-Titel geholt hätte.

Oliver Kahn ist sich sicher, dass Deutschland mit ihm den WM-Titel geholt hätte.

Foto: ddp, ddp

"Das soll aber nicht heißen, weil ich besser gewesen wäre. Quatsch. Das ist auch überhaupt keine Kritik an Jens Lehmann, denn der hat eine sehr gute, sehr solide WM gespielt. Nein, es liegt einfach am Verlauf meiner Karriere, dass ich diese Überzeugung habe", so der Welttorhüter des Jahres 2002. Kahns Erklärung für seine These: "Ich bin 1994 mit dem Karlsruher SC im Halbfinale des UEFA-Cups gescheitert, zwei Jahre später habe ich mit dem FC Bayern diesen Pokal geholt. Ich habe 1999 die Champions League auf brutalste Weise verloren, und dann habe ich sie zwei Jahre später gewonnen, wie man sie nicht schöner gewinnen kann. Ich habe 2002 die WM im Finale unglücklich gespielt. Diese Logik - und an solche Phänomene glaube ich immer noch - hätte sich bei der WM 2006 fortgesetzt", ist sich der 37-Jährige sicher.

Kahn weiter: "Bei vielen Karrieren gehen oftmals großen Erfolgen immer heftige Niederlagen voraus, das ist so eine Art Prüfung: Hast du den Erfolg überhaupt verdient? Anscheinend musst du dafür erst mal leiden. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass dieses Muster, oder wie auch immer man das bezeichnen mag, möglicherweise wieder eingetreten wäre."

Auch zu seinem schwierigen Verhältnis zum ehemaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann nimmt Kahn Stellung. "Dankbar bin ich ihm bestimmt nicht. Andererseits: Der Jürgen hat die richtige Tonalität gefunden für diese Gruppe. Er wollte halt ein Team formen, was tausendprozentig sein Team ist, das ihm tausendprozentig folgt. Er hat seinen Stil gehabt - und der Erfolg gibt ihm recht", so Kahn.

"Als Mensch bedeutend"

Lediglich beim Spiel um Platz drei gegen Portugal (3:1) durfte Kahn das Tor der deutschen Nationalmannschaft hüten. Nach der Partie in Stuttgart erklärte der Vize-Weltmeister von 2002 seinen Rücktritt, behält die WM im eigenen Land aber dennoch in guter Erinnerung: "Bei dieser WM habe ich gemerkt, dass es auf dieser Welt auch noch eine andere Art von Erfolg gibt. Das hatte für mich etwas Befreiendes. Auch wenn man es kaum glauben mag: Die WM war für mich als Mensch bedeutender, als hätte ich sie gespielt."

Mit dem FC Bayern, bei dem sein Vertrag noch bis 2008 läuft, will Kahn in idesem Jahr hoch hinaus. "Ein Titel sollte es halt schon sein, mit dem ich mich verabschiede. Ich bin immer noch fähig, auch mit 37 Jahren die Champions League zu gewinnen. Da bringe ich Top-Leistungen wie schon lange nicht mehr. Und da kann man schon ahnen, auf was ich innerlich hinsteuere", sagt Kahn und gibt, wie immer, die Richtung vor.

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