Löw-Manager Arslan spricht über die Abrechnung „Özil lässt sich nichts vorschreiben“

Frankfurt/Main · Joachim Löws Berater Harun Arslan ist „zu 100 Prozent sicher“, dass Ex-Nationalspieler Mesut Özil seine Rücktrittserklärung auch in dieser Schärfe so wollte. Nach Ansicht von Arslan wurde der 29-Jährige zu keinem seiner Schritte gedrängt und handelte bewusst.

Mesut Özil bereitet sich derzeit mit seinem Klub FC Arsenal in Singapur auf die neue Saison vor.

Mesut Özil bereitet sich derzeit mit seinem Klub FC Arsenal in Singapur auf die neue Saison vor.

Foto: AFP/ROSLAN RAHMAN

„Auch wenn Mesut ein zurückhaltender Mensch ist - glauben Sie wirklich, dass ein Weltstar wie er, der sich von seinem Vater losgesagt hat, alles diktieren lässt?“, fragte Arslan im Interview mit dem „Spiegel“.

Nach Ansicht Arslans sei Özils dreiteilige Özil-Abrechnung in den sozialen Medien folglich eine "Explosion der Gefühle" gewesen. Grindel hatte am Donnerstag erstmals auf die Vorwürfe von Özil reagiert und die Rassismus-Vorwürfe zurückgewiesen.

„Wie es den Jungs in der ganzen Zeit ging, ist in der Debatte doch völlig untergegangen“, sagte der Manager, der eng mit Özils Berater Erkut Sögüt zusammenarbeitet. Gewusst habe er im Vorfeld aber nichts von der Erklärung, auch nicht von dem Fototermin mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan.

„Ich weiß nur“, sagte Arslan, „solche Termine organisiert man nicht. Dazu wird man eingeladen. Wen er sehen möchte, bestimmt der Präsident.“ Allerdings seien solche Einladungen “kein Befehl“. Ob der Spieler dann hingehe, entscheide nur er selbst.

Auch der DFB-Integrationsbeauftragte Cacau ist der Meinung, dass Özil das mit dem Foto mit Erdogan „anscheinend bewusst getan“ habe. Die Konsequenzen hätten ihm klar sein müssen, sagte Cacau in einem Interview der „Bild“. „Das Erdogan-Foto hatte eine politische Aussage, auch wenn das Mesut anders beurteilt.“ Der Rassismus-Vorwurf gegen den DFB sei aber „einfach falsch“.

Er habe in seinen Jahren beim DFB nichts Derartiges erlebt, obwohl auch er erkennbar einen Migrationshintergrund habe - der 37-Jährige ist gebürtiger Brasilianer. Özil sei ein hochtalentierter Spieler, da seien die Erwartungen hoch. „Eine Kritik, die man an einem Spieler auch mit Migrationshintergrund übt, ist nicht gleich Rassismus.“

Der Integrationsbeauftragte beklagte, die öffentliche Diskussion gehe mittlerweile in eine falsche Richtung: „Man hat das Gefühl, wenn man die Nachrichten sieht und liest, dass Deutschland ein flächendeckendes Rassismus-Problem hat. Das ist nicht der Fall.“

Löw, der derzeit im Urlaub auf Sardinien weilt, hat sich bislang nicht zu Özils Rücktritt geäußert.

(old/sid)
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