Nationalmannschaft Löw verspricht nach "tollem Jahresabschluss" einen Neustart

Vigo · Die deutschen Weltmeister haben einen erfolgreichen Jahresabschluss gefeiert. Das 1:0 (0:0) bei Europameister Spanien war nach zuletzt schwachen Leistungen Balsam auf die Wunden der DFB-Auswahl.

Joachim Löw verspricht nach "tollem Jahresabschluss" einen Neustart
Foto: dpa, jai

Im feinen Hotel "Palacio De Vigo" herrschte um Mitternacht blendende Laune. Bundestrainer Joachim Löw bedankte sich zunächst vornehmlich bei seinen noch verbliebenen elf Weltmeistern für ein "grandioses Jahr" - und dann bei allen für den tollen Jahresabschluss, den die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beim 1:0 (0:0) gegen den Europameister Spanien hingelegt hatte.

"Wir haben zuletzt nicht so überzeugende Länderspiele abgeliefert und hinken auch in der EM-Qualifikation hinterher. Von daher ist es natürlich schön, mit einem Erfolgserlebnis gegen eine Spitzenmannschaft dieses für uns sensationelle Jahr zu beenden", sagte Löw, dessen B-Mannschaft sich nach dem äußerst mäßigen 4:0 in der EM-Qualifikation vier Tage zuvor gegen die Nobodys aus Gibraltar diesmal prima verkauft hatte.

Ausgerechnet Real Madrids neuer Star Toni Kroos hatte im Dauerregen von Vigo mit einem beherzten Schuss in der 89. Minute den Siegtreffer erzielt und damit noch einmal für eine fantastische Stimmung in den Reihen des stark ersatzgeschwächten Weltmeisters gesorgt. Zuletzt hatte nach der magischen Nacht von Rio eher Tristesse geherrscht. "Diesen Erfolg im letzten Länderspiel des Jahres haben wir uns gewünscht. Wir haben defensiv sehr gut gestanden und nicht viel zugelassen. Das war ein tolles Jahr und ein guter Abschluss", so kommentierte Kroos den Prestigeerfolg gegen die Rote Furie, die unter anderem immer wieder an Ron-Robert Zieler gescheitert war.

In Vertretung des angeschlagenen Manuel Neuer unterstrich der Torwart von Hannover 96 seine Extraklasse. "Er hat seine Sache sehr gut gemacht", sagte denn auch Löw, der nach den beiden bitteren Niederlagen gegen Spanien im EM-Finale 2008 und im WM-Halbfinale 2010 (jeweils 0:1) auch sein persönliches Trauma gegen die Iberer besiegte.

Der Bundestrainer spielte diesen Aspekt herunter. "Das ist nur eine Randnotiz, auch wenn es grundsätzlich natürlich sehr schön ist, beim Europameister zu gewinnen", sagte er. "Ich wäre auch mit einem 0:0 zufrieden gewesen, weil wir trotz der vielen Ausfälle viele Dinge im taktischen Bereich sehr gut gemacht haben. Und das in einem Duell zweier Mannschaften, die in den letzten Jahren den Weltfußball entscheidend geprägt haben."

Löw (54) hatte den Gastgebern mit einer verstärkten Defensive, die teilweise als Fünferkette aufgestellt war, den Zahn gezogen. "Diese Dreier- beziehungsweise Fünferkette war genau die richtige Marschroute", lobte auch Benedikt Höwedes den taktischen Schachzug des Bundestrainers.

In die gleiche Kerbe schlug Sami Khedira. "Man muss einfach den Trainer loben. Wir sind mit einem guten Plan und einer ganz klaren Idee in das Spiel gegangen. Die Mannschaft, die auf dem Platz stand, hat es hervorragend umgesetzt. Daher war der Sieg nicht unverdient", konstatierte der Ersatzkapitän, der ebenso wie Kroos eine kurze Rückreise nach Madrid hatte. Auch der dritte Spanien-Legionär im Bunde war durchaus zufrieden. "Ein großes Kompliment an die Mannschaft, die noch nie so zusammengespielt hat. Das hat Spaß gemacht. Wir haben bewiesen, dass wir auch mal in einem anderen System spielen können", sagte Shkodran Mustafi vom FC Valencia, der nach eigener Aussage als "Libero" agiert hatte.

Spanien - Deutschland: Einzelkritik
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Ebenso wie Mustafi wussten gegen den Weltmeister von 2010 auch die Nachwuchskräfte Kevin Volland und Antonio Rüdiger zu gefallen, auch wenn längst nicht alles Gold war, was glänzte. "Wir hatten viele junge Spieler dabei, die das exzellent gemacht haben", sagte Thomas Müller. Der WM-Torschützenkönig von 2010 musste selbst wegen einer schmerzhaften Prellung am Gesäß nach nur 22 Minuten die Partie beenden, was personell eine weitere Schwächung darstellte.

"Angesichts unserer Personalsorgen konnte man nicht damit rechnen, beim Europameister zu gewinnen. Umso schöner, dass es zum Abschluss dieses tollen WM-Jahres geklappt hat", sagte angesichts der Ausfälle von Bastian Schweinsteiger, Jerome Boateng, Mats Hummels, Mesut Özil, Marco Reus oder auch Neuer ein mehr als entspannter DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Dass der Herbst ein wenig holprig verlaufen sei, müsse man akzeptieren. "Im neuen Jahr greifen wir wieder voll an", versprach Löw aber seinem obersten Dienstherrn: "Bei der EM werden wir eine entscheidende Rolle spielen."

(sid)
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