Nationalmannschaft Joachim Löw: "Schweinsteiger ist ein würdiger Kapitän"

Düsseldorf · Nach dem Rausch des brasilianischen WM-Sommers stellt Joachim Löw die Weichen bei der Nationalmannschaft neu: Schweinsteiger wird befördert, Schneider der neue Flick. Im Interview erklärt der Bundestrainer unter anderem die Gründe.

Nationalmannschaft: Joachim Löw: "Schweinsteiger ist ein würdiger Kapitän"
Foto: dpa, fg fux

Herr Löw, was hat den Ausschlag für Bastian Schweinsteiger als neuen Kapitän der Nationalmannschaft gegeben?

Bundestrainer Joachim Löw (54) Basti genießt in der Mannschaft eine große Akzeptanz und ist ein guter Kommunikator. Wir pflegen seit vielen Jahren ein vertrauensvolles Verhältnis. Zudem vereint er alle Spieler hinter sich - egal, welchen Alters, egal, in welchem Verein sie spielen Bastian Schweinsteiger ist der legitime Nachfolger von Philipp Lahm, er war ja auch bereits sein Stellvertreter.

Zuletzt hatte Bastian Schweinsteiger aber immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Auch beim ersten Länderspiel-Doppelpack der neues Saison muss er passen. Birgt das nicht eine gewisse Gefahr?

Löw Wenn es darauf ankam, konnte ich mich auf Bastian immer verlassen. Er ist ein absoluter Leader, er hat immer für die Nationalmannschaft Verantwortung übernommen, auf und neben dem Platz. Man muss sich nur noch einmal das WM-Finale vor Augen führen, wie er sich da für die Mannschaft aufgeopfert hat. Ich weiß: Bastian ist immer da, wenn wir ihn brauchen. Bastian Schweinsteiger wird ein großer und würdiger Kapitän unserer Nationalmannschaft sein.

Was ist, wenn er doch einmal längere Zeit ausfällt?

Löw Wir haben in unserem neuen Spielerrat mit Manuel Neuer, Mats Hummels, Sami Khedira und Thomas Müller gestandene Persönlichkeiten, die jederzeit das Kapitänsamt ausüben können. Diesbezüglich mache ich mir keine Sorgen. Ich habe zudem auch mit Bastian Schweinsteiger gesprochen und weiß, dass seine Verletzung nicht so gravierend ist. Er wird bald wieder zur Nationalmannschaft stoßen.

In Thomas Schneider haben Sie auch relativ zügig den Nachfolger von Hansi Flick als Ihren neuen Co-Trainer präsentiert. Warum hat der frühere Stuttgarter Profi und Bundesliga-Coach das Rennen gemacht.

Löw Thomas Schneider passt sehr gut zu uns. Von seinen menschlichen Qualitäten und seinen Fähigkeiten als Trainer bin ich zu 100 Prozent überzeugt. Ich freue mich sehr auf die gemeinsame Arbeit, er wird sich wunderbar in unser Team einfügen.

Wie definieren Sie den Aufgabenbereich Ihres neuen Assistenten?

Löw Er soll im Großen und Ganzen die selben Aufgaben übernehmen, die auch Hansi Flick hatte. Er soll die jungen Spieler in die Mannschaft integrieren und ein wichtiger Ansprechpartner für die Spieler und auch für mich sein. Er soll auch selbstständig Trainingsabschnitte leiten, Spieler beobachten und mich beraten. Das soll ein konstruktives Miteinander werde.

Haben Sie mal darüber nachgedacht, noch einen zweiten Assistenten an Ihre Seite zu holen.

Löw Das habe ich, weil Hansi Flick und ich während der WM gemerkt haben, dass ein weiterer Assistent nicht so schlecht wäre. Wir werden demnächst an unseren Doppenspieltagen einen U-Trainer zu unserem Team dazunehmen. Vor der EM 2016 werden wir dann wahrscheinlich einen weiteren Trainer mit zum Turnier nehmen.

Was erwarten Sie von der Neuauflage des WM-Finale am Mittwoch gegen Argentinien?

Löw Eine Revanche wird es definitiv nicht geben, denn Argentinien kann den Titel nicht zurückholen. Von daher ist dieses Gerede Unsinn. Für uns ist es natürlich ein guter Test, in dem wir uns auf unser erstes EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland am Sonntag in Dortmund einstimmen wollen. Für die Fans ist es natürlich eine schöne Sache, denn für einen Abend kehrt noch mal das WM- und Sommergefühl zurück.

(sid)
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