Löw droht seinen Nationalspieler Im DFB-Team beginnt das große Zittern

Stuttgart · Mit seinem aufsehenerregenden Appell hat Bundestrainer Joachim Löw rund 100 Tage vor dem Start der WM-Endrunde das große Zittern bei seinen Brasilien-Kandidaten ausgelöst. Plötzlich müssen sogar vermeintlich gesetzte Stars wie Mesut Özil, Mario Gomez, Lukas Podolski, Mats Hummels oder Marco Reus um ihre Plätze bangen.

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Foto: dpa, geb jhe

Vor dem ersten Länderspiel des Jahres gegen Chile am Mittwoch in Stuttgart (20.45 Uhr/Live-Ticker) erhielt Löw zunächst einmal Rückendeckung von seinem Kapitän. "Jetzt muss jedem klar sein, dass die Leistung noch mehr zählt als in den vergangenen Monaten. Wir haben große Ziele, dafür muss jeder topfit sein. Die Vergangenheit zählt nicht, jeder ist austauschbar, jeder muss um seinen Platz kämpfen", sagte Philipp Lahm, der von einer positiven Resonanz auf den Weckruf des Trainers innerhalb des Teams berichtete.

Der unumstrittene Lahm glaubt fest daran, dass seine Kollegen die Zeichen der Zeit erkannt haben und die verbleibenden rund zwei Monate bis zur Bekanntgabe des vorläufigen WM-Aufgebotes durch Löw am 8. Mai im Sinne des Bundestrainers für ihre WM-Bewerbung nutzen: "Ich bin überzeugt davon, dass alle die Vorgaben des Trainers umsetzen und wir in Brasilien eine sehr gute Mannschaft haben werden."

Der 30-Jährige forderte gleich für den ersten Auftritt des WM-Mitfavoriten in diesem Jahr eine Reaktion. "Wir müssen gegen einen sehr guten Gegner gut spielen und gewinnen", lautete die Formel des Bayern-Profis, der wie auch im Klub im Mittelfeld auflaufen wird.

Das der einst gesetzte Podolski in der Startelf steht, ist dagegen unwahrscheinlich. Der 111-malige Nationalspieler verdeutliche als einer der möglichen Wackelkandidaten, dass er persönlich, aber auch seine Kollegen die Warnung des Bundestrainers verstanden haben.

"Es wäre völlig falsch zu sagen, dass alles gut ist. Da muss sich jeder angesprochen fühlen. Es wäre fahrlässig zu sagen, man ist bereit, gut drauf und dabei und muss nichts mehr machen. Man muss im Verein und der Nationalmannschaft Gas geben", sagte der 28-Jährige, der wegen eines Muskelbündelrisses dem FC Arsenal monatelang gefehlt hatte: "Angst habe ich nicht. Ich bin auf einem guten Weg und werde alles dafür tun, bei der WM dabei zu sein."

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Die Chance bleibt dem Dortmunder Dauerpatienten Ilkay Gündogan möglicherweise verwehrt - seine WM-Aktien sind verletzungsbedingt sehr stark gesunken. Der gerade erst nach seinem Kreuzbandriss wieder ins Lauftraining eingestiegene Sami Khedira genießt im Gegensatz zu anderen dagegen einen Sonderstatus. "Er hat einem Mehrwert für die Mannschaft, auch wenn er nur 80 oder 90 Prozent fit ist", sagte der Bundestrainer über den Mittelfeldspieler von Real Madrid.

Wenn mit dem Spiel gegen Chile die "Phase der Wahrheit und Klarheit" beginnt, wie es der Bundestrainer formulierte, werden die aktuellen Probleme des 54-Jährigem aber jedem vor Augen geführt. Neben aktuell verletzten Spielern wie Thomas Müller, Sven und Lars Bender, Gündogan und Khedira fehlen Löw auch zuletzt regelmäßig mal pausierenden Akteure wie Mario Gomez, Marco Reus, Mats Hummels, Julian Draxler und Benedikt Höwedes. Die formschwachen Max Kruse und HSV-Keeper Rene Adler ließ der Bundestrainer zudem außen vor.

Dafür setzte der Coach mit der Nominierung der Neulinge Pierre-Michel Lasogga, Matthias Ginter, Shkodran Mustafi und Andre Hahn ein zusätzliches Zeichen. Lasogga zog sich allerdings im Abschlusstraining eine Muskelverhärtung im Oberschenkel zu und fällt aus. In Rückkehrer Kevin Großkreutz, der gegen Chile auf der rechten Seite der Viererkette beginnt, übt ein weiterer Kandidat Druck aus.

Torjäger Miroslav Klose scheint nach seiner Beckenprellung rechtzeitig fit zu werden, die finale Übungseinheit konnte der Römer nach seiner Beckenprellung komplett absolvieren.

Unterstützung für seine knallharte Linie erhielt Löw am Dienstag unter anderem von Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer. "Der Weckruf kann ganz guttun. Jogi hat ja verletzungsbedingt einige Problemfälle. 1986 habe ich nach Mexiko auch zu viele angeschlagene Spieler mitgenommen, in der Hoffnung, dass sie noch fit werden. Sie wurden es nicht. Das hat uns vielleicht den Titel gekostet", berichtete der frühere DFB-Teamchef in der Bild von seinen eigenen Erfahrungen.

(sid)
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