Finale der U21-EM gegen England Hrubesch verspricht den Titel

Malmö (RPO). Mit einem Sieg im U21-EM-Finale gegen England hätte der deutsche Fußball-Nachwuchs das historische "Triple" gewonnen und den angepeilte Weg an die europäische Spitze fortgesetzt – Hrubesch sicher: "Wir entscheiden das in der regulären Spielzeit"

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Malmö (RPO). Mit einem Sieg im U21-EM-Finale gegen England hätte der deutsche Fußball-Nachwuchs das historische "Triple" gewonnen und den angepeilte Weg an die europäische Spitze fortgesetzt — Hrubesch sicher: "Wir entscheiden das in der regulären Spielzeit"

Die Frage, ob seine Spieler denn im Abschlusstraining Elfmeterschießen geübt haben, hatte Horst Hrubesch erwartet. Schließlich treten seine Fußballer im Endspiel der U21-Europameisterschaft am heutigen Montag (20.45 Uhr/Live-Ticker) in Malmö gegen England an.

Und finale Entscheidungen zwischen Deutschland und England vom Strafstoßpunkt haben eine ausgereifte Tradition. Davon will Hrubesch aber nichts wissen. "Wir entscheiden das in der regulären Spielzeit", verspricht der Nachwuchscoach des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit derart entschlossener Miene, dass sich alle Zweifel an seiner Ankündigung verbieten.

Noch nie in der seit 1978 währenden Geschichte der U21-Europameisterschaften konnte ein deutsches Team den Titel in dieser Altersklasse gewinnen. Doch das gewachsene Selbstvertrauen, mit dem sich die DFB-Youngster nunmehr in Schweden präsentieren, kommt nicht von ungefähr. Die Siegermentalität, von der gerade DFB-Sportdirektor Matthias Sammer so gerne und ausdauernd spricht, ist Kalkül. "Seit einigen Jahren wird uns regelrecht eingeimpft, was für eine Ehre es ist, für Deutschland zu spielen und so forsch aufzutreten, dass wir die entsprechenden Titel gewinnen", erzählt der Hoffenheimer Außenverteidiger Andreas Beck, der im Halbfinale gegen Italien das Tor zum 1:0-Sieg schoss.

Etwas zähflüssig war die Hrubesch-Elf ins Turnier gestartet, doch noch insgesamt guten Leistungen gegen die fußballerischen Vorzeige-Nationen Spanien und Italien hat sich der Eindruck verfestigt, dass diese deutsche Mannschaft das Turnier nicht nur gewinnen kann, sondern ein Erfolg sogar verdient wäre. Als homogene, entschlossene Einheit tritt die Mannschaft auf. Das ist von Hrubesch ausdrücklich gewollt.

"Sie sollen mündige Fußballer sein, die eigene Entscheidungen treffen können", sagt Hrubesch. Als in der Schlussphase des Halbfinals ein weiterer Stürmer eingewechselt werden sollte, um Entlastung zu bringen, wartete der Coach bewusst auf das Signal seines Kapitäns Benedikt Höwedes, bevor er Sandro Wagner brachte. "Er fragt uns Führungsspieler oft um Rat, weil wir einfach näher am Team dran sind", erzählt der Stuttgarter Sami Khedira. Hrubesch sieht sich eher Teamleiter, denn als autoritärer Trainer: "Ich kann nur anleiten, kann die Tore aber weder schießen, noch verhindern. Ich bin ja nicht der Neuer."

DFB-Nachwuchs peilt das "Triple" an

Natürlich hatte Keeper Manuel Neuer mit spektakulären Paraden am Fließband großen Anteil am Final-Einzug. Doch es ist insgesamt auffällig, wie sich der deutsche Fußball-Nachwuchs plötzlich zu Titeljägern entwickelt hat. Vor elf Monaten erst wurde eine 16 Jahre währende Durststrecke ohne Pokal mit dem Sieg bei der U19-EM beendet, vor wenigen Wochen gewann die deutsche U17 die Europameisterschaft im eigenen Land. In Schweden winkt jetzt sogar das historische "Triple". Die EM-Triumphe bei U17, U19 und U21 wären binnen eines Jahres in deutscher Hand — mehr geht nicht.

Sammer, der seit 2006 viele Strukturen und Ausbildungsformen beim DFB änderte, Trainer austauschte und den Blick über den deutschen Horizont ins europäische Ausland forcierte, reicht das noch nicht. Der Sportdirektor setzte die vor zehn Jahren vom ehemaligen Bundestrainer Michael Skibbe eingeleiteten Projekte mit Eliteschulen und Nachwuchs-Leistungszentren fort, will jetzt aber Konstanz auf dem Weg zur Weltspitze. "Wir können stolz auf den Finaleinzug sein, doch für ein Fazit ist es noch zu früh", meint Sammer zurückhaltend. Dass die U21 momentan so entschlossen wie nie zuvor auftritt, gefällt ihm aber sichtlich: "Diese Mannschaft muss jetzt alle Kräfte mobilisieren und mit ihrer Siegermentalität zeigen, dass sie dieses Finale auch gewinnen will."

Schon ein zweiter Platz wäre zu wenig. Eine Pleite ist bei Hrubesch ohnehin nicht vorgesehen. "Manche haben gesagt, dass wir ein falsches System spielen würden und zwar eine gute Defensive, aber keine Stürmer haben. Jetzt sehen wir, dass alles zusammenpasst", sagt der Coach. Sein englischer Kollege Stuart Pearce muss im Finale auf drei gesperrte Spieler verzichten. Darunter Torwart Joe Hart, der im Halbfinale beim Elfmeterschießen gegen Schweden Faxen machte und seine zweite Gelbe Karte sah. Hrubesch stehen nach überstandenen Verletzungen Kapitän Khedira und Marko Marin wieder zur Verfügung, für den gesperrten Stürmer Ashkan Dejagah wird vermutlich der Duisburger Sandro Wagner auflaufen.

Die Aufstellung soll ohnehin sekundärer Natur sein. "Wir haben den nötigen Willen und die Qualität, die wirklich wichtigen Spiele für uns zu entscheiden", meint Khedira und beruft sich auf deutsche Tugenden. Dass die Engländer ihre meisten Tore nach Standards erzielen, sei ebenfalls kein Problem. "Das wird gegen uns nicht passieren. Wir haben jetzt die Sicherheit, die wir brauchen", glaubt Hrubesch, der außerdem sagt: "Fußball macht nur Spaß, wenn man gewinnt." Dass es dazu im Finale kommt, daran lassen seine Spieler ebenfalls keinen Zweifel. "Wir sind Deutschland, werden im Finale auch so spielen und als Sieger vom Platz gehen", sagt Beck. Man mag es ihm abnehmen.

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