Diese Mannschaft wurde 2014 für Deutschland in Rio de Janeiro Weltmeister. Einige von den Akteuren von damals spielen noch, andere haben längst andere Wege eingeschlagen. Wir zeigen, was die Weltmeister von damals heute machen.

Manuel Neuer (36) ist fünfmal zum Welttorhüter gekürt worden, hat mit Bayern München 2020 sein zweites Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions League-Triumph gefeiert und ist mit 113 Länderspielen Rekordtorhüter des DFB. Ans Aufhören verschwendet er keinen Gedanken. Das betrübt all jene, die sich trotz international erstklassiger Leistungen in der Nationalmannschaft hinter Neuer anstellen müssen – Fragen beantwortet Marc-André ter Stegen.

Philipp Lahm (38) geht als einer der smartesten Kapitäne des DFB in die Geschichte ein. Mit großem Gefühl für das richtige Timing verließ er zunächst 2014 die Länderspielbühne und 2017 den Vereinsfußball beim FC Bayern. Hinter dem freundlichen Wesen wohnte schon immer ein vielfach unterschätztes Streben nach Einfluss. Als Unternehmer führt Lahm mehrere Firmen (unter anderem Schneekoppe), beim DFB ist er Geschäftsführer der Euro GmbH, der Chef des EM-Turniers 2024.

Jerome Boateng (33) machte im WM-Finale 2014 sein bestes Länderspiel. Danach stellten sich viele Verletzungen und zahlreiche Beteiligungen an lukrativen Geschäften einem reibungslosen Karriere-Fortgang in den Weg. Der ehemalige Bundestrainer Joachim Löw servierte ihn 2019 ziemlich kühl ab, mit den Bayern gewann er dennoch 2020 sein zweites Triple. Inzwischen sieht er nach vielen Streitereien und wenigen guten Leistungen bei Olympique Lyon dem Abschied entgegen.

Mats Hummels (33) spielte wie Boateng 2014 eine glänzende Weltmeisterschaft. Auch er war später nie mehr so gut. Der beanspruchte Körper machte ihm ebenfalls Probleme, und er steht bei Borussia Dortmund vor einer schwierigen Saison. Der Klub hat die jungen Innenverteidiger Nico Schlotterbeck (22) und Niklas Süle (26) verpflichtet. Da bleibt für Hummels am Ende vielleicht nur der Job des Gelegenheitsarbeiters.

Benedikt Höwedes (34) war die große Entdeckung des WM-Turniers. Als solider Abwehrspieler machte er auf der ungewohnten Position des linken Verteidigers alle Spiele. Das hohe Niveau hielt er allerdings nicht. Selbst sein alter Klub Schalke 04 hatte schließlich keine Verwendung mehr für den Verteidiger, er beendete seine Laufbahn nach zwei Spielzeiten bei Lokomotive Moskau 2018. Heute büffelt er im Uefa-Masters-Studium für Nationalspieler und gehört zum Teammanagement des DFB.

Christoph Kramer (31) hat durch TV-Bilder und Erzählungen begriffen, dass auch er im Finale stand. Allerdings nur 31 Minuten, dann musste er nach einem ganz fiesen Check mit einer Gehirnerschütterung und den üblichen Erinnerungslücken vom Platz. Folgeschäden gab es zum Glück nicht. Die Karriere in der Nationalmannschaft endete zwar schon 2016, bei seinem Klub Borussia Mönchengladbach aber ist er eine echte Führungsfigur. Am besten ist er als TV-Experte des ZDF, klug, analytisch, schnell und überzeugend.

André Schürrle (31) gab im Finale als Einwechselspieler die entscheidende Vorlage. Es gelang ihm noch, den WM-Lorbeer sehr angemessen zu versilbern. Seine Wechsel von Bayer Leverkusen zum FC Chelsea (22 Millionen Euro), zum VfL Wolfsburg (32 Millionen) und zu Borussia Dortmund (30 Millionen) bewegten tüchtig Geld. Er selbst bewegte nicht mehr so viel. Zuletzt wurde er an Spartak Moskau ausgeliehen. Mit 29 Jahren beendete er seine Karriere. Der Druck war ihm zu hoch.

Bastian Schweinsteiger (37) war der Anführer der Weltmeister-Elf. Unvergessen sein Kampfgeist im Finale, das er mit blutender Kopfwunde über die Ziellinie brachte. Es war der Höhepunkt seiner Karriere, die im DFB 2016, im Vereinsfußball bei Chicago Fire 2019 endete. Nun dient er als graumelierter älterer Staatsmann im Fernsehen, meist viel zu brav und viel konfliktscheuer als auf dem Rasen. An der Seite seiner Ehefrau Ana Ivanovic gibt er eine überzeugende Werbefigur ab.

Thomas Müller (32) bleibt auch acht Jahre nach Rio die mit Abstand beliebteste Plaudertasche im deutschen Fußball. Selbst die vorübergehende Ausbootung durch Trainer Löw hat er lächelnd ausgestanden. Bei Löws Nachfolger Hansi Flick ist Müller eine feste Größe – nicht nur wegen des Talents für gute Antworten.

Toni Kroos (32) lässt sich immer noch nicht von seinen Kritikern beeindrucken, die ohne Ansicht der Tatsachen behaupten, er sei allein ein Meister des Querpasses. Bei Real Madrid ist er die Rhythmusmaschine einer Weltklassemannschaft. Im frühen Sommer gewann Kroos mit Real zum vierten Mal die Champions League. Diesen Titel holte er bereits mit Bayern München. Aus der Nationalmannschaft hat er sich vergangenes Jahr verabschiedet.

Mesut Özil (33) muss seit 2018 mit der Rolle des Sündenbocks für die missratene WM in Russland leben. Er leistete sich einen seltsamen Fototermin mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, den er später trotzig zu seinem Trauzeugen machte. Aus der Schusslinie holte ihn der DFB nicht. In diesem Sommer sitzt Özil nach seiner Suspendierung bei Fenerbahce zwischen allen Stühlen.

Per Mertesacker (37) ging nach dem WM-Titel und 104 Länderspielen in den Ruhestand. Für seinen Klub FC Arsenal leitet er seit vier Jahren die Nachwuchs-Akademie, und auch er gehört zu den TV-Experten mit Nationalmannschaftshintergrund. Furchtbar kritisch ist er nicht.

Miroslav Klose (44) ging nach der WM als Rekordtorschütze des DFB, ihm gelangen 71 Tore. In aller Ruhe baute er seine Trainerlaufbahn auf, zunächst bei den B-Junioren des FC Bayern, dann als Assistent von Hansi Flick beim DFB, schließlich seit diesem Sommer auf seiner ersten Cheftrainerstelle beim österreichischen Erstligisten SCR Altach.

Mario Götze (30) schoss das entscheidende Tor mit einer Eleganz, die nur den vom Fußballgott mit allen Gaben verwöhnten Könnern eigen ist. Tatsächlich war er schon mit damals 23 Jahren den überhöhten Ansprüchen nicht mehr gewachsen. Mit viel zu vielen Aufenthalten im Kraftraum versuchte er, die verlorene fußballerische Frische zurück zu zwingen. Erst nach dem Abschied von der Bundesliga und dem Engagement bei der PSV Eindhoven in der niederländischen Eredivisie kehrte die Leichtigkeit zurück in sein Spiel – auch weil er Muskelmasse abgebaut hat. Im Herbst der Karriere macht er für Eintracht Frankfurt einen neuen Anlauf in der Bundesliga. An die Nationalmannschaft denkt er nicht. Das behauptet er jedenfalls.