WM 2006 Fifa will Iran nicht von der WM ausschließen

Hamburg (rpo). Der Weltfußballverband Fifa hat den zunehmenden Forderungen von Politikern, einen möglichen Ausschluss des Irans von der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu prüfen, eine deutliche Absage erteilt. "Man muss strikt zwischen Politik und Sport trennen. Hier handelt es sich um Äußerungen eines politischen Amtsträgers, auf die die internationale Gemeinschaft reagieren muss", erklärte FIFA-Sprecher Andreas Herren.

 Darf seine Landsleute nicht mehr einkleiden: Ali Daei.

Darf seine Landsleute nicht mehr einkleiden: Ali Daei.

Foto: AFP

Nach den neuerlichen antisemitischen Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad hatten einzelne Grünen-, SPD- und FDP-Politiker die Fifa aufgefordert, den Iran von der WM auszuschließen. "Irans Teilnahme ist gefährdet, wenn sich der Präsident weiter in dieser unerträglichen Weise äußert", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Swen Schulz der "Bild"-Zeitung.

Ahmadinedschad hatte zuletzt den Holocaust als Mythos abgetan. Auch der FDP-Menschenrechtsexperte Florian Toncar sprach sich deswegen dafür aus, zu prüfen, ob die islamische Republik ausgeladen werden müsse.

Zuvor hatte der Fraktionschef der Grünen im Europaparlament, Daniel Cohn-Bendit, den Ausschluss Irans von der WM in Deutschland vorgeschlagen. Das Land müsse international isoliert werden, dazu sei dies ein geeignetes Mittel, sagte Cohn-Bendit. Der SPD-Sportexperte Peter Danckert wies dies gegenüber der "Netzeitung" als "zumindest grenzwertig" zurück. Die Mannschaft, die sich sportlich qualifiziert habe, dürfe nicht wegen "überflüssiger Äußerungen ihres Staatspräsidenten bestraft werden".

Kurz nach der Auslosung der WM-Grupepn hatte bereits WM-Botschafter Wolfgang Overath einen möglichen Ausschluss der iranischen Nationalelf von der WM angeregt. Der Weltmeister von 1974 und heutige Präsident des Bundesligisten 1. FC Köln hatte angesichts der ersten Israel-feindlichen Aussagen von Ahmadinedschad erklärt: "Eigentlich sind solche Äußerungen eines ersten Mannes im Staat ein Grund, ein solches Land nicht teilnehmen zu lassen."

Dagegen ist der sportpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Winfried Hermann, strikt dagegen, den Iran von der WM auszuschließen. "Ich halte nichts von diesem Vorschlag", sagte Hermann der Netzeitung, "wenn man die Regierung Irans und die Zustände im Iran kritisieren will, muss man das auf anderen politischen und wirtschaftlichen Wegen tun". Die Olympia-Boykotte von Moskau und Los Angeles hätten gezeigt, dass sie nichts gebracht hätten. Dem Sport und den Sportlern hätten sie aber "erheblichen Schaden" zugefügt.

Hermann wies zudem auf die "friedensstiftende Kraft des Sports" hin, der "über Systeme und Blockgrenzen hinweg Brücken schlagen" könne. Diese Kraft bestehe "genau darin, dass im sportlichen Wettkampf ein Beitrag zum friedlichen Miteinander auf der Welt geleistet wird". Der Sport sei zwar nicht partei- oder systempolitisch, räumte Hermann ein, er habe aber eine klare menschenrechtliche Botschaft: "Alle Menschen sind gleich, und Wettkämpfe sind fair."

Das erste WM-Spiel der Iraner gegen Mexiko findet am 11. Juni in Nürnberg statt. Innerhalb der Gruppe D trifft der Iran zudem am 17. Juni in Frankfurt auf Portugal und am 21. Juni in Leipzig auf Angola.

(ap)
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