Ex-DFB-Teamchef blickt zurück Erich Ribbeck und sein "Todeskommando"

Köln (RPO). Erich Ribbeck gilt als erfolglosester Teamchef der bisherigen DFB-Geschichte. Sein glückloses Engagement hat für den inzwischen 74-Jährigen viele Gründe. Im Rückblick führt Ribbeck den Confederations Cup 1999 genauso an wie die missglückte USA-Reise der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, den falschen Assistenten oder seinen Amtsantritt im September 1998 als Nachfolger von Berti Vogts.

 Sein Engagement als Teamchef der Nationalmannschaft bezeichnet Erich Ribbeck im Nachhinein als "Todeskommando".

Sein Engagement als Teamchef der Nationalmannschaft bezeichnet Erich Ribbeck im Nachhinein als "Todeskommando".

Foto: ddp

"Ich war der einzige Bundestrainer der DFB-Geschichte, der während der Saison eingestellt wurde. Alles war bereits arrangiert, ich hatte keinerlei Einfluss auf die Planungen. Ich kam ins Amt - und musste drei Wochen später das Qualifikationsspiel in der Türkei machen. Früher hat man so was Todeskommando genannt", sagte Ribbeck im Interview mit dem Magazin 11Freunde Spezial.

Beim Confed Cup 1999 in Mexiko habe die damals stark ersatzgeschwächte DFB-Auswahl antreten müssen, "weil wir sonst die WM 2006 nicht bekommen hätten. Für diese WM mussten wir jedes Opfer bringen. Später gab es noch diese Reise in die USA mit drei Länderspielen, dagegen konnte ich mich auch nicht wehren. Auch so ist meine miese Statistik entstanden", berichtete Ribbeck: "Die Leute wissen das ja gar nicht mehr. Die lesen die Zahlen und sagen. 'Der Ribbeck war ja eine schöne Flasche.'"

Er konnte und kann damit "gut leben", meinte Ribbeck, aber für seine Familie sei die Zeit "nicht so einfach" gewesen, "wenn die wieder in der Zeitung lesen mussten, was ich für einen Mist gebaut hätte. Manche Journalisten haben gedacht: Der ist ja nur ein Fußballtrainer und ein bisschen blöd in der Birne. Aber ich hatte immer ein dickes Fell."

Auf eine Abrechnung mit den vielen Kritikern hatte Sir Erich aber nach seinem Rücktritt aber verzichtet. "Ich hätte ein Buch schreiben können. Es gab genug Stoff. Hatte ich aber keinen Bock drauf", sagte er dazu.

Aus heutiger Sicht bereut Ribbeck immerhin die Wahl seines Assistenten Ulli Stielike: "Der Ulli Stielike war nicht verkehrt, doch zwischen uns beiden hat es nicht gepasst. Im Nachhinein ist mir klar: Es wäre besser gewesen, Rainer Bonhof zu nehmen." Überhaupt hätte er gleich nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sagen müssen: "Danke meine Herren, Thema ist erledigt." Dagegen hält er die Reaktivierung von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus "auch heute noch für richtig".

In 24 Länderspielen unter der Regie von Ribbeck, der heute seine Zeit im rheinischen Pulheim bei Köln oder auf der Kanaren-Insel Teneriffa verbringt, gab es 10 Siege, 6 Unentschieden und 8 Niederlagen. Unter anderem schied die deutsche Nationalelf bei der EURO 2000 bereits nach der Vorrunde aus. Danach trat Ribbeck zurück.

(SID/jaso)
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