EM-Qualifikation Nationalmannschaft feiert Torfestival gegen Estland

Mainz · Die Nationalmannschaft hat in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 den dritten Sieg im dritten Spiel eingefahren. Die DFB-Elf überrannte Estland mit 8:0.

EM-Qualifikation: Deutschland gegen Estland - die Bilder des Spiels
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Deutschland gegen Estland - die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Nicht viele Cheftrainer im Fußball geben ihren Job ohne Niederlage wieder ab. Noch weniger fahren nur Siege ein, ehe sie den Job wieder abgeben. Marcus Sorg darf sich zu diesem illustren Kreis zählen. Zwei Spiele, zwei Siege, das ist seine makellose Bilanz, ehe er das Projekt Nationalmannschaft wieder in die Hände von Bundestrainer Joachim Löw gibt, der wegen eines Unfalls beim Sport zweimal pausieren musste. Punktverluste in den EM-Qualifikationsspielen in Weißrussland und gegen Estland waren allerdings im Programm des Deutschen Fußball-Bundes auch nicht vorgesehen.

In Weißrussland gewann Sorgs Team mit 2:0, in Mainz löste sie gegen die Esten das Versprechen ein, noch ein bisschen mehr fürs Torkonto zu tun. Die DFB-Auswahl setzte sich mit 8:0 durch, und sie hat in ihren drei Qualifikationsspielen drei Siege eingefahren. Der Wiederaufbau nach der kleinen sportlichen Katastrophe bei der WM in Russland nimmt Konturen an.

Natürlich waren allein die Niederländer im ersten Spiel der Qualifikationsrunde ein großer Gegner, und das 3:2 war sicher höher einzuschätzen als die Siege gegen die Außenseiter der Gruppe. Dennoch bot die im Vergleich zum WM-Turnier stark verjüngte Mannschaft gegen die kleinen Fußball-Nationen Weißrussland und Estland sehr ordentliche Ansätze.

Dabei hatte sie in beiden Begegnungen mit extrem defensiv eingestellten Gegnern zu tun. Hatten die Weißrussen noch den letzten Endes gescheiterten Versuch unternommen, die Deutschen mit einer Fünferkette vor dem Strafraum und einer Dreierkette ungefähr 30 Meter vor dem Tor auszubremsen, legten die Esten noch einen dickeren Riegel vor. Sie verteidigten in Mainz mit fünf Mann vor und im Strafraum und mit einer Viererkette im Mittelfeld. Vorn mühte sich Sergei Zenjov in einer bemitleidenswerten Einzelkämpferrolle als Angreifer.

Die DFB-Auswahl trat ihrerseits gegenüber dem Auftritt in Weißrussland personell und taktisch leicht verändert auf. Die Abwehr bestand eigentlich nur aus den beiden Innenverteidigern Matthias Ginter und Niklas Süle, die sogenannten Außenverteidiger Thilo Kehrer (für Lukas Klostermann im Team) und Nico Schulz (später Marcel Halstenber) spielten Rechts- und Linksaußen. Das Dreier-Mittelfeld Leon Goretzka (im Team für Jonathan Tah), Ilkay Gündogan und Joshua Kimmich rochierte vor dem Strafraum ebenso wie Serge Gnabry, Marco Reus und Leroy Sané in der vordersten Linie.

Das schwungvolle Angriffsspiel wurde bald belohnt. Über Gündogan und Kehrer gelangte der Ball nach flachen, schnellen Pässen zu Reus, der früh zum 1:0 (10.) vollstreckte. Und als wiederum Gündogan mit einem gefühlvollen Pass Sané bediente, der Gnabry vor dem 2:0 (17.) sehenswert freispielte, war die Frage nach dem Sieger der Partie längst beantwortet. Bis zur Pause schraubten Sorgs Spieler das Ergebnis auf 5:0. Leon Goretzka (20.), Ilkay Gündogan (26., Foulelfmeter) und Reus (37.) trafen und es wären sogar mehr Tore möglich gewesen.

Das Mainzer Publikum war dankbar, es begleitete die deutschen Aktionen früh mit der Begeisterungswelle. Und es blieb gut gelaunt, obwohl die Deutschen nach der Pause erkennbar einen Gang herunterschalteten. Nicht mehr jeder Ballverlust war Anlass für heftige Gegenattacken, die in neueren Sportbüchern unter dem Begriff Gegenpressing zusammengefasst sind. Und nicht mehr jeder Angriff wurde mit dem allergrößten Nachdruck gefahren. "Erst" nach einer Stunde traf die DFB-Auswahl durch Gnabry (62.) zum 6:0. RB Leipzigs Timo Werner (79.) und Sané erhöhten (88.) auf 8:0.

Zu der nun gelegentlich geringeren Zielstrebigkeit trug auch bei, dass Gündogan kurz nach der Pause ausgewechselt wurde, für ihn kam Julian Draxler. Gündogan war mit seiner souveränen Ballkontrolle und seinen wunderbaren Pässen der Mann, der dem deutschen Spiel am meisten Struktur verliehen hatte. Aber auch Kimmich und Goretzka leisteten mit kluger Laufarbeit und genauen Zuspielen starke Beiträge.

Das darf von Reus ebenfalls behauptet werden. Seine Treffer waren fußballerische Delikatessen, und mit gewaltigen Schüssen hätte er sein Torkonto noch deutlich verbessern können. Aber Torwart Sergei Lepmets und das Aluminiumgestänge des Tors hatten etwas dagegen. Reus bestätigte auf jeden Fall seine überragende Form aus der Bundesliga-Saison. Es ist kein Zufall, dass ihn seine Kollegen in der höchsten Spielklasse zum Spieler der Saison gewählt haben. Unter großem Jubel verließ er nach 65 Minuten den Platz.

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