Ehemaliger DFB-Präsident Egidius Braun feiert 85. Geburtstag

Aachen (RPO). Mildes Lächeln, großes Herz: Egidius Braun gilt im deutschen Fußball als "Erfinder" des sozialen Gewissens. Der frühere DFB-Präsident hat seinem Verband ein menschlicheres Antlitz gegeben. "Fußball ist mehr als 1:0", lautet stets der Slogan Brauns, der am Samstag im Kreise der Familie in der Nähe von Aachen seinen 85. Geburtstag feiert.

 Feiert am Samstag 85. Geburtstag: Egidius Braun.

Feiert am Samstag 85. Geburtstag: Egidius Braun.

Foto: ddp

Es gehe ihm gut, teilte die Egidius-Braun-Stiftung mit. Trotz gesundheitlicher Rückschläge verfolgt der DFB-Ehrenpräsident nach wie vor die Arbeit der Einrichtung. Mexiko-Hilfe, Unterstützung von notleidenden Kindern in Osteuropa oder die vielen Fußball-Freizeiten — die wichtigen Projekte hat der Jubilar allesamt im Auge und gibt gerne seinen Kommentar dazu, wie es in der Stiftung hieß.

Nach wie vor besucht der DFB-Ehrenpräsident auch Spiele der Alemannia in seiner Heimatstadt Aachen oder seines Stammvereins SV Breinig 1910. Einen festen Platz in seinem Terminkalender hat jetzt bereits das Benefizspiel der deutschen Nationalmannschaft am 13. Mai auf dem neuen Tivoli. Egidius Braun wird dort - wie im alten Stadion - einen Ehrenplatz haben.

Der Beliebtheitsgrad des früheren DFB-Präsidenten (1992 bis 2000) erreichte stets Höchstwerte. Freunde und Gegner schätzten ihn gleichermaßen. Das menschliche Miteinander war ihm wichtig, dennoch sagte "Pater Braun" nicht zu allem Ja und Amen. Das mussten vor allem diejenigen erfahren, die mit ihm am Verhandlungstisch saßen.

"Egidius Braun ist für mich außerhalb der eigenen Familie die Persönlichkeit, die ich am meisten verehre", sagte der jetzige DFB-Boss Theo Zwanziger im Jahr 2006 über seinen Vorgänger, als es Braun nach einem erneuten Schlaganfall gesundheitlich nicht gut ging.

Dank der treuen Hilfe seiner Frau Marianne erholte sich der begeisterte Skatspieler stets von Rückschlägen. Sie ist die Frau an seiner Seite, die ihm in seiner Zeit als DFB-Schatzmeister und erst recht als DFB-Präsident den Rücken frei hielt und ihm immer noch erlaubt, seine Kraft für seine Stiftung einzusetzen.

Braun war in einer Zeit Chef des deutschen Fußballs, in der die Nationalmannschaft schwere Niederlagen einstecken musste. Zwar gewann sie 1996 den Europameistertitel. Doch insbesondere die WM 1998 in Frankreich mit all ihren negativen Begleiterscheinungen wie den brutalen Übergriffen deutscher Hooligans in Lens forderten ihn als Krisenmanager.

Die Tränen, die Braun nach der schrecklichen Handlung deutscher Krimineller am französischen Polizisten David Nivel im WM-Spielort Lens vergossen hat, rührten Zuschauer in aller Welt. "Das war die schwärzeste Stunde meines Lebens", gestand er später und verwarf dennoch den Gedanken, die Nationalmannschaft aus dem laufenden Turnier zurückzuziehen: "Wir hätten vor dem Ungeist und dem Verbrechen kapituliert."

Wenige Wochen nach der WM folgte die nächste Enttäuschung. Nachdem die Kritik an Bundestrainer Berti Vogts in Folge des frühen Ausscheidens bei der WM im Viertelfinale gegen Kroatien immer lauter wurde, erklärte Vogts seinen Rücktritt. Für Braun ein schwerer Schritt, schließlich verband ihn mit Vogts ein besonderes Verhältnis. Einen Monat später bestätigte der DFB-Bundestag Egidius Braun mit großer Mehrheit in seinem Amt.

Im Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit ging der DFB-Ehrenpräsident nie einem Konflikt aus dem Weg. Auch hochbezahlte Profis nahm er in die Pflicht. Er realisierte vorausschauend, dass sich die Stimmung gegen den Profifußball wenden würde, wenn dieser angesichts der Milliarden-Umsätze und der Millionen-Gehälter nicht auch eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung akzeptieren sollte. Dieses den Managern, Trainern und Spielern auf Dauer in die Hirne eingepflanzt zu haben, bleibt einer seiner größten Verdienste.

(SID/spo)
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