Neuer DFB-Sportdirektor Dutt "heiß auf Job" und gegen Hymnen-Zwang

Frankfurt/Main · Lediglich 1,5 Kilometer haben Robin Dutt und Joachim Löw über vier Jahre lang getrennt. Trotz der räumlichen Nähe in Freiburg reichte es nur zu ein, zwei längeren Treffen beim lockeren Fußballspielchen, das ein gemeinsamer Bekannter arrangiert hatte.

Robin Dutt – Halb-Inder, Trainer, Funktionär
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Das ist Robin Dutt

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Foto: dpa, Dominique Leppin

Seit Mittwoch steht offiziell fest, dass Bundestrainer Löw und der frühere Leverkusener Bundesliga-Coach künftig wesentlich engeren Kontakt haben werden.

Dutt unterschrieb kurz vor seiner Präsentation am Mittwoch in Frankfurt/Main einen Vierjahres-Vertrag bis 2016 und tritt beim Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Nachfolge von Matthias Sammer als Sportdirektor an. "Ich bin heiß auf diesen Job und freue ich, mit den Toptalenten unseres Landes arbeiten zu können", sagte Dutt, der vom Anruf von DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock vor knapp zwei Wochen "schon überrascht" war: "Ich hatte mir nach dem Abgang von Matthias Sammer keine Gedanken über die Thematik gemacht."

Der 47-Jährige macht auch keinen Hehl daraus, dass die Person Löw letztlich ein wichtiger Grund für seine Zusage war. Beide vertreten eine ähnliche Spiel-Philosophie, fordern eine hohe Laufbereitschaft und ein konsequentes Pressing ein.

Löw zeigt sich erfreut

"Es gibt eine Wellenlänge, das ist eine Super-Basis. Das Gespräch mit Joachim Löw war wichtig. Aber es wird auch kontroverse Diskussionen geben", äußerte Dutt. Auch Löw zeigte sich erfreut: "Ich bin froh, dass der DFB so schnell und gut gehandelt und diese kompetente Lösung gefunden hat. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit."

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sprach mit Blick auf die Symbiose zwischen Nachwuchs-Bereich und A-Mannschaft von einem Schritt nach vorne, um "eine Einheitlichkeit in den Abläufen" zu bekommen. "Robin Dutt passt mit seiner sportlichen Denke und Philosophie zum Bundestrainer", betonte Niersbach und ergänzte: "Ich bin mir sicher, dass Robin Dutt aufgrund seiner Erfahrung neue Impulse einbringen kann."

Intern gilt die Entscheidung pro Dutt als "Jogi-Lösung". Es ist kein Geheimnis, dass die Zusammenarbeit mit dem gebürtigen Kölner für Löw wesentlich angenehmer werden wird als die "Sammer-Time". Dutt allerdings ist sich auch der großen Fußstapfen bewusst, die sein Vorgänger seit 2006 hinterlassen hat: "Klar, Matthias hat unheimlich viel bewegt. Das ist nicht so einfach, da nahtlos weiterzumachen." Niersbach sieht aber einen "Riesen-Vorteil" für Dutt, denn er werde "nicht bei null anfangen müssen", wie der inzwischen zu Bayern München als Sportvorstand abgewanderte Sammer bei seinem Amtsantritt als DFB-Sportdirektor vor sechs Jahren.

Große Änderungen plant Dutt, der sein Amt offiziell am 1. August antritt, nicht. Zunächst wird der frühere Freiburg-Trainer (2007 bis 2011) eine Bestandsaufnahme machen. "Die Konzepte sind ja schon da. Es kann nicht meine Aufgabe sein, sie infrage zu stellen, denn sie sind erfolgreich. Es geht darum, die Arbeit fortzuführen", sagte Dutt, der demnächst auch einige Antrittsbesuche bei den Bundesligisten machen will - und dann auf Sammer trifft.

Dutt gegen Hymnen-Zwang

Angehen wird Dutt wohl auch das Hymnen-Thema. Aufgekommen war die Diskussion, nachdem während der EM in Polen und der Ukraine mehrere deutsche Nationalspieler die Hymne nicht mitgesungen hatten. "Grundsätzlich ist es so, dass es zu spät ist, wenn das erst in der A-Nationalmannschaft thematisiert wird", sagte der Sohn eines Inders und einer Deutschen, der aber gegen einen Zwang ist. Dutt: "Wenn man Sportler zwingt, bekommt man nie das, was man will. Es muss aus Überzeugung kommen."

Seine Zeit als Trainer in Leverkusen, die am 1. April nach nur neun Monaten endete, will der neue DFB-Sportdirektor nicht missen. "Das waren wichtige Erfahrungen", beteuerte Dutt. Bayer-Sportchef Rudi Völler gratulierte Dutt bereits am Dienstag zum neuen Job.

Sportmanager Dirk Dufner vom SC Freiburg ist überzeugt, dass sein früherer Mitarbeiter Erfolg haben wird. "Das Erbe von Matthias Sammer ist für Robin Dutt eine positive Herausforderung. Er wird seine eigenen Fußspuren beim DFB hinterlassen. Er hat immer wieder junge Spieler in die Profimannschaft integriert", erklärte Dufner bei Sky Sport News HD.

(sid)
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