Unfall bei der Nationalmannschaft Bierhoff: "Man hat im Leben immer ein Restrisiko"

St. Leonhard · Oliver Bierhoff rechnet nach dem Unfall mit zwei Verletzten im Trainingscamp der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Südtirol nicht mit negativen Auswirkungen bei der WM-Vorbereitung.

 "Trotz des schlimmen Ereignisses" befürchtet Oliver Bierhoff "keine Konsequenzen für die weitere Vorbereitung".

"Trotz des schlimmen Ereignisses" befürchtet Oliver Bierhoff "keine Konsequenzen für die weitere Vorbereitung".

Foto: afp, pst/ac

"Trotz des schlimmen Ereignisses" befürchte er "keine Konsequenzen für die weitere Vorbereitung", sagte der DFB-Teammanager am Mittwoch bei der Pressekonferenz in St. Leonhard im Passeiertal.

Bierhoff war noch am Dienstag mit den beiden Mercedes-Piloten Pascal Wehrlein und Nico Rosberg zu einem Besuch bei den Verletzten in die Krankenhäuser von Bozen und Meran gefahren. Zudem halte man Kontakt zur Frau des schwer verletzten 63 Jahre alten deutschen Urlaubers. "Es war unheimlich wichtig, dass dieser persönliche Kontakt stattgefunden hat", sagte Bierhoff. Über den Gesundheitszustand der Unfallopfer wurde nichts mitgeteilt.

Bei einem PR-Termin mit Generalsponsor Mercedes-Benz hatte der Wagen von DTM-Fahrer Wehrlein am Dienstag zwei Männer erfasst. Bei der Veranstaltung habe es sich nicht um ein Rennen gehandelt, bekräftigte Mercedes-Sprecherin Claudia Merzbach. "Es ging darum, dass man die Produkte kennenlernt."

Bierhoff kündigte an, dass der Deutsche Fußball-Bund solche Aktionen künftig auf den Prüfstand stellen werde. "Es ist klar, dass solch eine Aktion und ein solcher Unfall in die Bewertung kommt", sagte der Teammanager. Bierhoff betonte aber auch, dass sich "meine Meinung, Aktivitäten auch außerhalb des Platzes anzubieten, nicht geändert hat. Es wäre verkehrt, sich einzuigeln und nur auf eine Sache zu konzentrieren. Wir werden auch weiterhin Teamaktivitäten anbieten, bei denen es ein kleines Restrisiko gibt".

Schwer sei es, dieses abzuschätzen. "Wir haben eine Radtour durchgeführt, da kann man sich auch fragen, ob man die machen kann", äußerte der Europameister von 1996: "2010 ist Thomas Müller bei einer Radtour gestürzt. Man hat im Leben immer ein Restrisiko. Das müssen aber wir so klein wie möglich halten."

Bierhoff betonte, dass der DFB bereits seit zehn Jahren Sponsoren-Aktivitäten mit dem Sponsor Mercedes Benz durchführe. Dessen Sprecherin Claudia Merzbach erklärte, man müsse bei möglichen Konsequenzen des Unfalls "Sorgfalt vor Schnelligkeit" walten lassen: "Man mus schauen, was die Ermittlungen ergeben."

Dass es keinerlei Fehler bei der Durchführung gegeben habe, "würde ich niemals sagen", betonte Merzbach: "Wir diskutieren das. Und wir sind am meisten daran interessiert, herauszufinden, wo eventuell ein Fehler war." Polizeihauptkomissar Johann Ramoser stellte klar, "dass die Strecke sicher war. Das kann ich garantieren".

Bierhoff berichtete, dass im Trainingslager in Südtirol aktuell keine weiteren Aktivitäten geplant sind. Bei der WM in Brasilien sei eine Aktion mit dem Weltumsegler Mike Horn vorgesehen: "Wir werden dabei größte Sorgfalt walten lassen, damit es kein Risiko gibt."

Von den Spielern habe es bisher keinen Wunsch gegeben, solche Sponsoren-Aktivitäten in Zukunft einzuschränken oder gar zu unterlassen. "Diese Reaktion kam nicht", versicherte Bierhoff. Vor der Aktion am Dienstag seien "einige gekommen, die gerne mitmachen wollten. Es war nicht so, dass ich wen verpflichten musste".

Höwedes leistete Erste Hilfe

Nationalspieler Benedikt Höwedes hat nach dem Unfall im Trainingscamp der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Erstversorgung geholfen. "Ich habe nichts getan, was nicht jeder andere auch gemacht hätte. In einer solchen Situation Hilfe zu leisten, ist selbstverständlich", erklärte der Verteidiger von Schalke 04 am Mittwoch auf der DFB-Homepage.

Psychologische Nachwirkungen bei sich schließt Höwedes nicht aus. "Ich glaube, dass die Bilder noch eine Zeit lang in meinem Kopf bleiben werden. Mir haben Gespräche mit den Trainern, der Mannschaft und den Betreuern geholfen", sagte Höwedes, für den die Situation natürlich "ein Schock" gewesen sei.

Der Abwehrspieler fühlt mit den Unfallopfern mit. "Meine Gedanken sind bei ihnen und ihren Familien. Ich hoffe, dass es ihnen bald besser geht", sagte der 26-Jährige, der am Dienstag zum Unfallhergang eine Aussage bei der italienischen Polizei abgab.

Der Schock über die tragischen Ereignisse sitzt bei DTM-Pilot Wehrlein noch sehr tief. Meine ganze Hoffnung und meine Gedanken sind bei den beiden Verunglückten und ich bete, dass wir bald positive Nachrichten bekommen werden", schrieb der 19-Jährige zu später Stunde auf seiner Facebook-Seite.

Wehrlein saß am Dienstag im Passeiertal in Südtirol am Steuer des Wagens, der bei einem Sponsorentermin des DFB-Teams in einen folgenschweren Unfall verwickelt wurde. Zwei Personen wurden dabei verletzt, ein 63 Jahre alter deutscher Urlauber sogar schwer. "Ich danke allen für die Unterstützung in diesen schweren Stunden", schrieb Wehrlein. Auf der abgesperrten Strecke hatte er nach einem Ausweichmanöver in letzter Sekunde versucht zu bremsen - den Unfall konnte die Mercedes-Nachwuchshoffnung aber nicht verhindern.

Schweinsteiger ist zurück

Sportlich gibt es positive Nachrichten aus dem DFB-Trainingslager: Der Münchner Bastian Schweinsteiger steht wieder im Teamtraining der deutschen Nationalmannschaft. Der 101-malige Nationalspieler konnte am Mittwoch im Trainingslager in Südtirol zu Beginn der Vormittagseinheit mit seinen Kollegen Übungen mit dem Ball bestreiten. Zuvor hatte der an Patellasehnen-Problemen leidende Schweinsteiger nur ein Aufbauprogramm absolvieren können. Philipp Lahm (Fußverletzung) und Marcel Schmelzer (Knieprellung) bestritten unter Aufsicht eines Fitnesstrainers ein Lauftraining.

Als einziger der 26 Akteure im vorläufigen WM-Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw fehlte der Münchner Torhüter Manuel Neuer (Kapselverletzung in der Schulter) auf dem Platz. Die 28 Jahre alte Nummer eins im DFB-Team setzte ihre Rehabilitation fort. Er habe "keinen Zweifel", dass er bis zum ersten WM-Spiel der DFB-Auswahl am 16. Juni in Salvador gegen Portugal wieder gesund und fit werde, hatte Neuer im Passeiertal betont.

Bis zum Samstag trainiert die Mannschaft noch in St. Leonhard. Am Sonntag steht dann in Mönchengladbach gegen Kamerun das vorletzte Test-Länderspiel an. Einen Tag danach muss Löw noch drei Spieler streichen und sein endgültiges 23-köpfiges Aufgebot dem Weltverband Fifa melden.

(dpa/sid)
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