WM-Qualifikation Sechs Jungs für Löw

Düsseldorf/San Marino · Am Freitag tritt die deutsche Nationalelf in der WM-Qualifikation in San Marino an. Der Gegner bietet sich an, um junge Talente zu testen.

Das ist Benjamin Henrichs
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Foto: afp, PST

San Marino ist die älteste Republik der Welt. 30.000 Einwohner leben auf einer Fläche von gerade mal 60 Quadratkilometern. Zu den bemerkenswerten Eigenheiten des Miniatur-Landes in der Nähe der italienischen Provinz Rimini gehört die Tatsache, dass San Marino eine eigene Fußball-Nationalmannschaft stellt. Sie zählt natürlich nicht zur Weltklasse. Trotzdem spielt sie in der Qualifikation für das WM-Turnier in Russland mit, am Freitag (20.45 Uhr/Live-Ticker) im Heimspiel gegen Weltmeister Deutschland. Der verzichtet diesmal auf die Binsenweisheit, nach der es "im Weltfußball keine Kleinen mehr gibt". Bundestrainer Joachim Löw sagt mit angemessenem Selbstvertrauen den wenig kühnen Satz: "Da werden wir gewinnen, klar." Weil das bei aller Wertschätzung für San Marinos tapfere Verteidiger auch so eintreten wird, ist es die Chance für ein paar Nachwuchsleute, die Löw ins Aufgebot geholt hat. Die Zukunft der Nationalelf beginnt auch in San Marino. Wir stellen sechs Bubis für Jogi vor.

Benjamin Henrichs (19) findet es selbst "krass, in die Nationalelf berufen worden zu sein". So sagen das Jungs in seinem Alter. Der Sohn einer Ghanaerin und eines Deutschen hatte seine fußballerische Grundschule im offensiven Mittelfeld. Bayer Leverkusens Trainer Roger Schmidt schulte ihn auf Außenverteidiger um. Auf dieser Position gibt es in Deutschland immer noch wenige erstklassige Konkurrenten. Dem Jungen aus dem westfälischen Bocholt werden fußballerische Fähigkeiten ebenso wie gute Umgangsformen nachgesagt. Er hat eine große Zukunft.

Yannick Gerhardt (22) ist schon ein vergleichsweise alter Hase. Er bringt es immerhin auf 82 Bundesliga-Spiele. Der VW-Werksklub Wolfsburg mit dem dicken Konto und den großen Ambitionen verpflichtete ihn im Sommer. Das ist nur ein weiterer Beweis für Klasse. Die linke Außenbahn ist sein natürlicher Lebensraum. Das freut Löw, weil es da nicht viele Exemplare mit deutschem Pass gibt. Trotzdem bleibt Gerhardt lediglich ein Anwärter auf den Platz des Ergänzungsspielers - früher nannte man sie noch Ersatzspieler.

Jonathan Tah (20) war schon im Sommer gut genug für die Nationalmannschaft. Löw holte ihn aus dem Urlaub in Florida zum EM-Team, weil ihm die Innenverteidiger auszugehen drohten. Der Leverkusener ist für einen jungen Kerl schon sehr weit, gut im Aufbau aus der Zentrale und sehr stark im Stellungsspiel. Sein Problem: Mats Hummels ist erst 27, Jerome Boateng 28 Jahre alt. An guten Tagen haben sie Weltklasse-Format. Und sie haben oft gute Tage.

Serge Gnabry (21) brachte sich beim Olympia-Turnier noch einmal in Erinnerung. Im Rennen der Hochpreis-Athleten beim FC Arsenal London schien der Sprinter unterzugehen. Werder Bremen verschaffte ihm eine Hauptrolle auf der Bundesliga-Bühne. Mittelfristig wird es trotzdem schwer, einen Stammplatz in der außerordentlich gut besetzten Offensive der DFB-Auswahl zu ergattern.

Max Meyer (21) hat früh in seinem Fußballerleben Verantwortung übernommen. Deshalb war es kein Zufall, dass der Schalker Mittelfeldspieler nach dem verletzungsbedingten Ausfall seines Vereinskollegen Leon Goretzka die Kapitänsbinde der Olympia-Auswahl übernahm. Der dribbelstarke Meyer leidet auf keinen Fall an einem Mangel an Selbstbewusstsein. Das hilft beim Weg durch die Welt der DFB-Teams. Dreimal durfte er bereits in der A-Mannschaft ran. Und er hat auf Schalke schon bewiesen, dass er neben einer Rolle im Mittelfeld auch eine als zweite Spitze mit viel Leben erfüllen kann. Das gefällt Löw. Tendenz deshalb: Es werden noch mehr Spiele in der Nationalelf.

Julian Weigl (21) arbeitet seit über einem Jahr mit großem Erfolg im Maschinenraum des Dortmunder Spiels, in der Mittelfeld-Zentrale. Er bringt große technische Fertigkeiten mit, und er hat das Gefühl für Raum und Tempo. Er ist auf Sicht der Kronprinz für Sami Khedira. Der wiederum ist auch erst 29 Jahre alt. Und er ist nicht bekannt dafür, seinen Posten freiwillig netten Nachwuchsspielern zur Verfügung zu stellen. Aber welcher Platzhirsch ist das schon?

(pet)
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