„Wie saublöd kann man sein?“ DFB kassiert Shitstorm für Werbevideo zu „Human Rights“-Aktion

Düsseldorf · Der DFB hat ein „Making of“-Video der weltweit beachteten Nationalmannschafts-Aktion für Menschenrechte veröffentlicht. Viele Fans kritisieren den Verband dafür heftig und werfen dem DFB vor, „Marketing mit Menschenrechten“ zu machen.

Fans kritisieren DFB für „Making of“-Video der „Human Rights“-Aktion der Nationalmannschaft
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So kritisieren Fans den DFB für den „Making of“-Film zur „Human Rights“-Aktion

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Foto: dpa/Tobias Schwarz

DFB-Präsident Fritz Keller war "sehr stolz" auf die Stars und "begeistert" von der Aktion. Damit war er nicht alleine, denn das Echo auf den Einsatz der deutschen Nationalmannschaft für Menschenrechte war größtenteils positiv. Das änderte sich jedoch keine 24 Stunden nach der Aktion beim WM-Quali-Spiel gegen Island.

Kurz zur Einordnung: Wobei handelte es sich bei der Aktion? Die Nationalspieler hatten sich vor dem 3:0 im WM-Qualifikationsspiel gegen Island am Donnerstag in Shirts präsentiert, die die Aufschrift „Human Rights“ (Menschenrechte) ergaben. Damit zielte das Team auch auf die Arbeitsbedingungen in Katar ab. „Es ist ziemlich eindeutig gewesen. Wir haben in der Mannschaft darüber gesprochen. Wir haben natürlich die WM vor uns. Darüber wird immer wieder diskutiert. Das möchten wir der Gesellschaft klarmachen, dass wir das nicht ignorieren. Dass wir ganz klar sagen, was für Bedingungen da herrschen müssen“, sagte Nationalspieler Leon Goretzka.

Und die selbstgepinselte Elf-Buchstaben-Botschaft der Nationalspieler an Katar hallte nach – und Joachim Löw will das Ausrufezeichen hinter ihr sein. "Absolut", sagte der Bundestrainer: "Das sollte ein Zeichen sein, dass wir für alle Menschenrechte auf der Welt einstehen. Dafür, welche Werte wir vertreten. Das war gut und wichtig."

Weniger gut kam dann schließlich an, dass der DFB am Freitagabend ein Video veröffentlichte mit dem Zusatz „Making of..“ und den Hashtags „#HUMANRIGHTS“ und „#DieMannschaft“. In dem rund einminütigen Video ist zu sehen, wie Nationalspieler, darunter etwa Joshua Kimmich und Antonio Rüdiger, die schwarzen T-Shirts mit den einzelnen weißen Buchstaben bemalen, die dann letztlich den „Human Rights“-Schriftzug ergaben.

Bei Twitter laufen die Fans seit der Veröffentlichung zu großen Teilen Sturm gegen das Video. Sie werfen dem DFB vor, „Marketing mit Menschenrechten“ zu machen. Viele finden es unpassend, dass die Aktion jetzt noch nachträglich beworben wird. Ein User schreibt etwa:  „Ihr macht allen Ernstes ein heikles Thema wie Menschenrechte zur hippen Imagekampagne.“ Ein anderer meint: „Solche Marketing-Videos nehmen dem Thema doch die Ernsthaftigkeit finde ich. Ist ne schöne Aktion und wir wissen alle, dass die Spieler es selbst gemalt haben. Aber langsam wird der DFB immer mehr zu einer Marke und ist in seiner Botschaft kaum noch authentisch.“

Andere User werden in ihrer Wortwahl drastischer. Ein Nutzer schreibt etwa: „Ihr habt nix kapiert. Ihr verarscht die Öffentlichkeit. Ihr macht aus allem eine Marketingmaßnahme.“ Und „Philipp Köster, Chefredakteur des Fußballmagazins „11 Freunde“ kommentiert das DFB-Video nur mit den Worten „Alter. Wie saublöd kann man sein.“

Köster ist nicht die einzige bekannte Person, die sich zu dem Video äußert. Auch Moderator Micky Beisenherz hat den Tweet des DFB kommentiert. „Da, wo die WM ausgetragen wird, ist das Arbeitsklima übrigens etwas weniger entspannt“, schreibt er. Und auch Vereine greifen das Thema auf, wie etwa der SV Borussia Leer. Auf der Klub-Seite bei Twitter heißt es: „Schlecht, schlechter, DFB. Wenn aus vermeintlicher Solidarität eine Marketingstrategie wird.“

Der Vollständigkeit halber: Es gibt auch Stimmen, die das „Making of“-Video nicht so kritisch sehen – auch wenn diese deutlich in der Unterzahl sind. Ein User schreibt etwa „Da ich es Gündo, Goretzka, Kimmich und Sané abnehme, habe ich mit dem Video kein Problem. Inszenierung war doch schon das Aufstellen der Spieler, inspiriert von den Norwegern, warum nicht noch das Filmchen?“

(kron/dpa)
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