Bundestrainer zu Gast im Aktuellen Sportstudio Der souveräne Herr Löw

Düsseldorf · Bundestrainer Joachim Löw hat die Kritik an der deutschen Nationalmannschaft im Aktuellen Sportstudio zurückgewiesen und gleichzeitig eingeräumt, Fehler gemacht zu haben. Der erste öffentliche Auftritt Löws nach dem 4:4 in der WM-Qualifikation gegen Schweden war souverän.

Joachim Löw bei der EM 2021 – Freiburger, DFB-Pokalsieger, Weltmeister
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Das ist Joachim Löw

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Foto: dpa, ss

Natürlich war das Schweden-Spiel Thema Nummer eins im Aktuellen Sportstudio. Als das Gespräch von Bundestrainer Joachim Löw mit Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein angekündigt wurde, zeigte das ZDF Szenen aus den vergangenen sechs Jahren, in denen Löw aus der Nationalelf eine der besten Mannschaften geformt hat — und begann mit dem enttäuschenden Spiel gegen Schweden, in dem Deutschland erstmals in der Geschichte einen 4:0-Vorsprung verspielt hatte.

Gepaart mit den Szenen des bitteren Halbfinal-Aus bei der EM und der verpassten Chance bei der WM in Südafrika konnte der Zuschauer meinen, der deutsche Fußball befinde sich in einer echten Krise. Allerdings stimmt das so nicht, und auch Löw verbat sich, das Szenario düsterer zu machen, als es ist.

"Ich kann damit umgehen"

"In diesem Jahr gibt es die ein oder andere Enttäuschung und zum Teil auch berechtigte Kritik", sagte Löw, der zu Beginn ein bisschen steif auf seinem Stuhl saß, sich nach und nach aber locker machte. "Aber ich kann das schon einordnen und damit umgehen", so Löw in Bundestrainer-souveräner Manier weiter.

Nach diesem Abblocken ging Müller-Hohenstein eine Stufe höher: "Es gibt schon eine gewisse Diskrepanz zwischen Potenzial der Mannschaft und Erfolg", stellte die Moderatorin in den Raum. Doch auch auf diese These fand Löw genau die richtigen Worte und brachte damit auch das Studio-Publikum auf seine Seite. "Wir haben 25 Qualifikationssspiele gemacht und davon 22 gewonnen. In den letzten zwei, drei Jahren haben wir attraktiv und erfolgreich gespielt", sagte Löw energisch: "Es hat noch nicht zur Perfektion und zu einem Titel gereicht, aber daran arbeiten wir. Wenn wir uns noch ein bisschen verbessern, haben wir 2014 gute Chancen." Ein leises Versprechen, welches das Publikum mit Applaus bedachte.

Deutliche Worte, welche Müller-Hohenstein nicht davon abhielten, immer wieder auf die letzte halbe Stunde gegen Schweden einzugehen und den Bundestrainer zu reizen. Doch Löw ließ sich nicht reizen, lächelte beinahe arrogant — und gestand wie selbstverständlich Fehler ein. "Das Spiel hat aufgedeckt, wo wir Probleme haben. Irgendwie waren wir in einer Euphorie, vielleicht haben die Spieler nur noch die Hälfte ihrer Arbeit gemacht. Dann machen die Schweden zwei Tore, und aus der Euphorie wird Angst. Danach haben wir die Ordnung aufgegeben. Wir als Trainer haben auch Fehler gemacht, das ist doch natürlich", sagte der 52-Jährige.

Wie ein Boxkampf

Das Gespräch war wie ein Boxkampf, den Löw bereits nach der ersten Runde gewonnen hatte. Wo er denn nach der EM gewesen sei, wollte Müller-Hohenstein wissen. Oder aber, warum er manchmal einen "konsternierten" und "ratlosen" Eindruck mache. Löw wies diese Kritik mit stichhaltigen Argumenten und Alibis ("Nach der EM habe ich bei meiner Landung 20 Minuten lang mit den Medien gesprochen, irgendwann fällt mir auch nichts mehr ein") zurück. Ganz zu schweigen von der Diskussion um die fehlenden Führungsspieler im DFB-Dress. Auch davon will Löw nichts hören, Deutschland habe genügend "dominante" Spieler.

Löw, der seinen Besuch im Sportstudio in der vergangenen Woche wegen einer Erkältung hatte absagen müssen, bestätige in dem Interview das, was er zu Beginn der Sendung gesagt hatte: "Ich bin wieder fit, meine Energie ist wieder aufgeladen." Sein Auftritt zeigt, dass Löw weder rat- noch kraftlos ist, im Gegenteil: Der Bundestrainer war stets souverän, bestimmend und guter Dinge, dass die Nationalmannschaft den eingeschlagenen Weg weitergeht und bald vergoldet.

Das Torwandschießen sollte er den Nationalspielern auf dem Weg zum erhofften Titel allerdings nicht zeigen — Löw blieb bei sechs Schüssen ohne Treffer.

(seeg)
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