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53 neue Nationalspieler seit 2006 Das Rezept der Löw-Debütanten

Düsseldorf · Patrick Herrmann hätte der 54. Nationalelf-Debütant der Ära Löw werden können, kam gegen Kasachstan aber nicht zum Einsatz. Einige Spieler von Borussia Mönchengladbach haben es ihm vorgemacht. Doch es gibt noch erfolgreichere Ausbildungsvereine.

Wo Löws Debütanten ihr erstes Bundesligaspiel machten
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Foto: AP

"Es war ein Traum", schrieb Patrick Herrmann nach seinem ersten Trip zur deutschen Nationalmannschaft auf seiner Facebook-Seite. "Ich nehme Eindrücke mit, die ich nicht vergessen werde." Ein positiven Randaspekt sah der 22-jährige Gladbacher dann doch darin, dass sein DFB-Debüt ausblieb: Er konnte sich die Einstandsrede sparen.

53 deutschen Profis ist es anders ergangen, seitdem Joachim Löw im Sommer 2006 das Amt des Bundestrainers übernommen hat. In mehr als jedem zweiten Spiel gab es ein neues Gesicht. Mindestens bis Juni bleibt Schalkes Roman Neustädter — vergangene Saison noch Herrmanns Teamkollege bei Borussia — der vorerst letzte Löw-Debütant.

Wir haben den Werdegang der 53 Akteure unter die Lupe genommen. Wo wurden sie ausgebildet? Wo debütierten sie in der Bundesliga? Und wo gelang ihnen der Sprung zum Nationalspieler? Hier sind elf Fakten über Löws Debütanten.

1. Stuttgart überragt

Der VfB Stuttgart ist Rekordmeister im Jugendbereich. Davon profitiert auch die A-Nationalmannschaft. Bei den Schwaben wurden acht Spieler ausgebildet, die später — wenn auch manchmal über Umwege — bei Joachim Löw landeten. Das sind mit Abstand die meisten aller deutschen Vereine.

2. Gladbach als Sprungbett

Wer als junger deutscher Spieler im Trikot von Borussia Mönchengladbach sein Bundesliga-Debüt feiert, hat die besten Chancen, später für die Nationalmannschaft nominiert zu werden. Klar, Marco Reus, Marko Marin und Marc-Andre ter Stegen hat fast jeder auf dem Zettel. Roman Neustädter musste nach seinem Weggang noch ein paar Monate warten. Aber auch Marvin Compper, Jan Schlaudraff und Robert Enke liefen im Oberhaus zuerst für den VfL auf. Die Namen zeigen jedoch auch: Ein Vertrag am Niederrhein ist keine Wildcard für den DFB, sondern häufig nur ein Anfang gewesen.

3. Gut genug für Löw, aber nicht für die Bayern?

Der FC Bayern hat eine exzellente Jugendarbeit. Fünf Löw-Debütanten wurden beim Rekordmeister ausgebildet, fünf feierten dort ihre Bundesliga-Premiere — vielen gelang der große Durchbruch jedoch erst woanders. Das gilt in diesem Fall für Mats Hummels (Borussia Dortmund), Toni Kroos (einst ausgeliehen an Bayer Leverkusen) und Piotr Trochowski (Hamburger SV).

4. Die Treuen

Zehn Löw-Debütanten machten alle wichtigen Karriereschritte beim selben Verein: Die letzten fünf Jugendjahre, dann Profikader, dann Nationalelf. Am einfachsten scheint dieser Werdegang auf Schalke zu sein. Julian Draxler, Benedikt Höwedes und Manuel Neuer sind Ur-Schalker (auch wenn Letzterer 2011 zum FC Bayern ging).

5. Leverkusen ist kein Retortenklub

Vier Wolfsburger und drei Hoffenheimer wurden von Löw zu Nationalspielern gemacht. Keiner der sieben wurde von diesen Vereinen ausgebildet. Anders sieht das bei Bayer Leverkusen aus, das in Traiditionsfragen häufig in einem Atemzug mit der Konkurrenz aus Wolfsburg und Hoffenheim genannt wird. Unabhängig von der Antwort auf diese Frage reifen bei Bayer aber immer wieder DFB-Akteure heran (vier seit 2006).

6. Dortmund fährt mehrgleisig

Talente kaufen, Talente ausbilden, Talente noch besser machen — all das hat den BVB in den vergangenen Jahren stark gemacht. Während Reus und Kevin Großkreutz einst aus Dortmund weggeschickt wurden, sind Mario Götze und Marcel Schmelzer von der Jugend zu den Profis aufgestiegen. Dass Ilkay Gündogan, Sven Bender und Mats Hummels das Zeug zum Nationalspieler haben, war bereits bekannt, als der BVB sie verpflichtete.

7. Fortuna und Augsburg in keiner Liste

Zwei Vereine haben seit 2006 mit der deutschen Nationalmannschaft nicht im Entferntesten etwas zu tun gehabt. Dass es sich dabei um Fortuna Düsseldorf und den FC Augsburg handelt, überrascht jedoch nicht. Beide haben nur ein bzw. zwei Spielzeiten in der Ära Löw erstklassig verbracht. Bundesliga-Neuling Fürth hat einst immerhin Roberto Hilbert und Heiko Westermann hervorgebracht.

8. Alle Wege führen zum DFB

In Zeiten großer Leistungszentren und Vereinsinternate könnte man meinen, dass ein späterer Nationalspieler nur noch selten dem Radar der Scouts entgeht. Dennoch gibt es einige Löw-Debütanten, die mit 15, 16, 17 noch bei kleinen Vereinen kickten. Beim SSV Buer sind sie stolz auf Gündogan. Simon Rolfes ging erst mit 17 Jahren vom TuS Recke zu Werder Bremen.

9. 1860 nimmt es mit den Großen auf

2004 ist 1860 München aus der Bundesliga abgestiegen. Dennoch haben nur drei Klubs mehr Nationalspieler für Bundestrainer Löw ausgebildet. Das Quartett: Lars und Sven Bender, Christian Träsch und Marcel Schäfer. Gladbachs Peniel Mlapa hat ebenfalls zehn Jahre in der "Löwen"-Jugend gespielt und ist nun U21-Nationalspieler.

10. Flaute beim HSV

Immerhin drei Hamburger standen für die Spiele gegen Kasachstan im Aufgebot. In der Ära Löw schafften es Trochowski, Jerome Boateng und Dennis Aogo vom HSV zum DFB — alle keine Eigengewächse. Seeler-Enkel Levin Öztunali hätte das in Zukunft ändern sollen. Doch der 17-Jährige verlässt den Verein in Richtung Leverkusen. Bezeichnend.

11. Das Ausland ist die Ausnahme

Nacional Atletico Clube und Manchester United sind die einzigen ausländischen Vereine, die in der Liste der Ausbildungsklubs auftauchen. Dabei handelt es sich zum einen um die Heimat des eingebürgerten Brasilianers Cacau. In Manchester wurde Hannovers Ron-Robert-Zieler zum Top-Keeper geformt.

(seeg)
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