Selbstmord des Nationaltorhüters Das Ausland trauert um Robert Enke

Barcelona/Istanbul (RPO). Der tragische Tod von Fußball-Nationaltorwart Robert Enke hat auch im Ausland tiefe Trauer und Bestürzung hervorgerufen. Besonders der FC Barcelona, bei dem Enke zwei Jahre lang unter Vertrag stand, trauerte um "ein sehr höflichen Jungen mit guten Manieren", sagte Präsident Joan Laporta.

Spitzensportler, die Selbstmord begingen
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Foto: ddp

Der FC Barcelona widmete Robert Enke einen Sieg, Fenerbahce Istanbul veröffentlichte einen Nachruf und FIFA-Präsident Joseph S. Blatter spendete Trost: Vor allem in den Ländern, in denen Enke während seiner Karriere spielte, löste die Nachricht vom Selbstmord des gebürtigen Thüringers große Anteilnahme aus. Doch nicht nur in Spanien, Portugal und der Türkei wurde um Enke getrauert — die Fußball-Öffentlichkeit in ganz Europa war vom Tod des Torwarts geschockt.

In Spanien stand in erster Linie Enkes Ex-Klub Barcelona unter dem Eindruck der Nachricht aus Deutschland. "Der Tod von Robert Enke macht uns sehr traurig", sagte Präsident Joan Laporta: "Ich habe Robert als jungen Mann kennengelernt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass er seinen Vertrag bei uns auflösen wollte, weil er öfter zum Einsatz kommen wollte."

Barcelonas Trainer Josep Guardiola widmete den 5:0-Sieg seiner Mannschaft im Königspokal gegen den Drittligisten Cultural Leonesa dem früheren Barca-Torwart, der von 2002 bis 2004 bei den Katalanen unter Vertrag stand. Vor der Partie wurde Enke, der in Barcelona vom jetzigen Bayern-Trainer Louis van Gaal betreut wurde, bei einer Schweigeminute gedacht. Das Bild des Deutschen wurde auf der großem Anzeigetafel gezeigt, die Profis spielten mit Trauerflor.

"Das ist eine Tragödie für den gesamten Fußball, besonders für den deutschen Fußball und den FC Barcelona. Als Robert bei uns war, hat er sich phantastisch Verhalten", erklärte Barcelonas Manager Txiki Begiristain. Auch Europameister Andres Iniesta war geschockt: "Als Robert bei uns war, kam ich gerade in mein erstes Porofijahr. Das ist eine sehr traurige Nachricht."

Mit Trauer reagierte auch Erstligist CD Teneriffa, an den Enke 2004 von Barcelona ausgeliehen wurde. "Der Klub bekundet öffentlich sein Bedauern über den Tod von Robert Enke. Vor dem nächsten Heimspiel gegen den FC Sevilla wird es eine Schweigeminute geben. Zudem werden wir mit Trauerflor auflaufen", schrieb der Klub auf seiner Internetseite.

Zudem berichteten die großen spanischen Sportzeitungen wie Marca und AS auf ihren ersten Seiten über den Tod Enkes. Mehrere hundert Leser drückten auf den Internet-Gästebüchern der Blätter ihr Bedauern aus. Sein Mitgefühl brachte auch Blatter zum Ausdruck. "Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei der Frau und der Familie von Robert Enke, und wir wünschen ihnen die Kraft, den Schmerz ertragen zu vermögen", sagte der Chef des Fußball-Weltverbandes.

Einen Nachruf veröffentlichte der 17-malige türkische Meister Fenerbahce Istanbul, für den Enke im Jahr 2003 nur ein Spiel absolvierte. "Unser ehemaliger Spieler Robert Enke ist von uns gegangen. Wir trauern um ihn. Wir sprechen seiner Familie, seinen Freunden, seinem Klub und seinen Mannschaftskameraden unser Beileid aus", schrieb der Verein von Trainer Christoph Daum.

In Portugal trauerten die Verantwortlichen von Benfica Lissabon, wo Enke von 1999 bis 2002 teilweise unter Trainer Jupp Heynckes spielte. In seiner Zeit bei Benfica wurde Enke auch von Starcoach Jose Mourinho betreut. Der derzeitige Trainer von Inter Mailand zeigte sich schockiert: "Es ist unfassbar. Er hatte so viel Ehrgeiz, um im Leben und Beruf Großes zu erreichen."

Der Tod Enkes war aber nicht nur in Spanien, der Türkei und Portugal, sondern europaweit eines der großen Themen in den Medien. Auch in England und Italien wurde umfangreich in den Zeitungen und im TV berichtet.

"Torwart-Tragödie", titelte die englische Boulevardzeitung "The Sun". "Deutschland geschockt", schrieb die "Times". "Der deutsche Sport ist nach dem plötzlichen, tragischen Tod von Robert Enke geschockt", kommentierte die italienische "Gazzetta dello Sport". Der Corriere dello Sport schrieb von einer "Tragödie in Deutschland." "Repubblica" nannte den Selbstmord einen "Tragischen Beschluss."

(SID/spo)
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