Dänemark - Deutschland 1:1 Kimmichs Traumtor rettet Löws Debütantenball

Das deutsche Perspektivteam erreicht in Dänemark ein 1:1. Für Bundestrainer Joachim Löw ist es der Start in das Projekt Confed Cup in Russland, von dem er sich nach eigener Aussage selbst etwas überraschen lassen will.

Joshua Kimmich trifft in Dänemark per Fallrückzieher zum Ausgleich
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Kimmich trifft in Dänemark per Fallrückzieher zum Ausgleich

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Foto: dpa, vge

Eigentlich will Trainer Richard Möller-Nielsen den Sommer 1992 nutzen, um in seinem Heim in Dänemark eine neue Küche einzubauen. Doch dann schließt die Europäische Fußball-Union Jugoslawien wegen des dort tobenden Krieges von der Europameisterschaft aus. Und plötzlich rücken Möller-Nielsen und seine dänische Elf zwei Wochen vor Beginn des Turniers in Schweden spontan ins Teilnehmerfeld nach. So nimmt eine der schönsten Außenseitergeschichten im Fußball ihren Lauf. Mythen ranken sich um den Titelgewinn von "Danish Dynamite".

Vom Strand weg sollen Spieler zur Europameisterschaft beordert worden sein, und vor dem Halbfinale soll eine McDonalds-Filiale in Göteborg abgesperrt worden sein, um den dänischen Spielern ihren Wunsch nach einem Burger zu erfüllen. Joachim Löw weiß nicht mehr, wo er Ende Juni 1992 die 0:2-Niederlage der Deutschen im Finale verfolgt hat. Am Dienstag war Löw aber mittendrin beim Jubiläumsspiel in Kopenhagen — 25 Jahre nach dem dänischen Triumphzug. Anders als Berti Vogts musste sich der amtierende Bundestrainer Nielsens Nachfolger Age Hareide nicht geschlagen geben. Am Ende hieß es 1:1. Dabei debütierten gleich sechs Spieler im Dress mit dem Adler auf der Brust.

DFB-Elf tut sich schwer

Für Löw war es der Start in durchaus spannende vier Wochen, von denen er sich nach eigener Aussage selbst etwas überraschen lassen will. Mit einem Perspektivkader geht der Deutsche Fußball-Bund das Projekt Confed-Cup in Russland (17. Juni bis 2. Juli) an. Im Bröndby-Stadion stand neben Torhüter Kevin Trapp und Stürmer Sandro Wagner auch der Kapitän von Borussia Mönchengladbach, Lars Stindl, in der deutschen Startelf. Der 28-Jährige hatte es indes schwer, sich in Szene zu setzen. Es bot sich von Beginn an das zu erwartende Bild einer deutschen Mannschaft, die nach harmonischen Abläufen suchte, sie aber selten fand. Kapitän Julian Draxler versuchte das Angriffsspiel zu ordnen, verlagerte das Spiel häufig auf Außen, sobald sich keine Lücke in der dicht gestaffelten dänischen Abwehr fand. Die Flanken des Kölners Jonas Hector oder des Münchners Joshua Kimmich fanden aber keinen deutschen Kopf.

So spielte die Löw-Elf — wie schon häufiger in jüngerer Vergangenheit — um den gegnerischen Strafraum herum. Das Ergebnis sah so aus: viel Ballbesitz, wenig Torchancen. Die größte im ersten Durchgang hatte Leon Goretzka. Sein dritter Torschuss (32.) hatte endlich die nötige Wucht und Präzision, um Frederik Ronnow im dänischen Tor richtig zu fordern.

Dänemark - Deutschland: Einzelkritik zum Länderspiel
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Dänemark - Deutschland: Einzelkritik

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Foto: dpa, vge gfh

Zu diesem Zeitpunkt lag die deutsche Elf bereits mit 0:1 zurück. Im gelernten Selbstverständnis, alle Situationen spielerisch lösen zu können, vertändelte Antonio Rüdiger als letzter Mann den Ball. Christian Eriksen demonstrierte seine exzellente Schusstechnik und verwandelte direkt zur Führung (18.). Trapp hatte keine Chance zur Abwehr. Ohnehin hatte die deutsche Defensive mehrmals Probleme mit dem dänischen Pressing. Zudem stellte der flinke Martin Braithwaite Kimmich und vor allem Bayern-Neuling Niklas Süle in Laufduellen vor große Probleme.

Nach dem Seitenwechsel begann die Zeit der Torwartreflexe. Erst rettete Trapp gegen Leipzig-Stürmer Yussuf Poulsen, kurz darauf parierte Ronnow gegen Süle und vor allem Matthias Ginter hervorragend. Auch die eingewechselten Debütanten Amin Younes und Kerem Demirbay vermochten es nicht, neuen Schwung ins deutsche Spiel zu bringen. Der Ausgleich fiel trotzdem noch: Kimmich erzielte ihn in Minute 88 per sehenswertem Fallrückzieher.

"Ich denke, das war ganz ordentlich. Wir sind mehr oder weniger vom Strand hergekommen. Nach nur einer Trainingseinheit haben wir das ganz gut gemacht. Das 1:1 ist ein gerechtes Ergebnis", sagte Wagner nach seiner Premiere im ZDF und der starke Kapitän Julian Draxler fügte hinzu: "Wir haben es nicht schlecht gemacht und uns im Endeffekt das Unetschieden verdient."

Die dänischen Fans feierten aber auch so — ihr aktuelles Team wie die anwesenden Titelträger von 1992. Die nächste Bewährungsprobe für den deutschen Kader steht am Samstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) an. In Nürnberg geht es in der WM-Qualifikation gegen San Marino.

(erer)
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