Bundestrainer-Nachfolge Das sind mögliche Trainerkandidaten für das Nationalteam
Hansi Flick ist seit dem 10. September nicht mehr Bundestrainer. Nach der 1:4-Blamage gegen Japan stellte der DFB ihn frei. Die Gerüchte über die Nachfolge brodelten schon vor dem Rauswurf. Der DFB soll schon Kandidaten im Auge haben. Wer auf Flick folgen könnte.
Stefan Kuntz (60)
Der Europameister von 1996 galt schon als möglicher Nachfolger für Joachim Löw. Beim DFB hat er sich vor allem mit der U21 einen Namen gemacht und mit dem Team große Erfolge gefeiert. 2017 führte er den Nachwuchs zum EM-Titel in Polen. 2021 verteidigter er mit dem neuen Team den Titel. Im Herbst 2021 übernahm Kuntz dann die A-Nationalmannschaft der Türkei, wo sein Vertrag bis nach der EM 2024 läuft. Für ein Engagement als Bundestrainer müsste er diesen Vertrag mitten in der EM-Qualifikation vorzeitig beenden.
Der DFB sollte dennoch über Kuntz nachdenken, wenn er einen Trainer sucht, der die junge Mannschaft für die EM wieder zum Topteam formen soll. Denn dem früheren Nationalspieler wird ein starker Umgang gerade mit jungen Spielern nachgesagt. Er wird auch aufgrund seiner großen Erfahrung aus der eigenen Karriere respektiert.
Jürgen Klopp (56)
Der frühere Dortmunder und Mainzer Trainer wird seit Jahren immer genannt, wenn es um den Bundestrainer-Posten geht. Er hat den FC Liverpool seit 2015 zu alter Größe geführt. Daran ändert auch die vergangene, eher schwierige Saison nichts. Unter Klopp gewannen die Reds die Champions League und nach 30 Jahren wieder die englische Meisterschaft. Mit dem BVB holte er 2011 in Deutschland den Titel und 2012 das Double. Die mitreißende und emotionale Art von „Kloppo“ kommt bei Spielern, Fans und Verantwortlichen gleichermaßen an - und könnte beim DFB tatsächlich für einen Imagewandel sorgen.
Allerdings hat Klopp seinen Vertrag beim FC Liverpool 2022 bis 2026 verlängert und Anfang des Jahres betont, den Vertrag in jedem Fall erfüllen zu wollen, wenn man ihn lässt. Ein Engagement beim DFB in der Zukunft schloss er allerdings nicht aus.
Nach Flicks Entlassung bekräftigte Klopps Berater Mark Kosicke das Vorhaben des Trainers und verwies erneut auf das langfristige Arbeitspapier seines Klienten auf der Insel.
Julian Nagelsmann (36)
Der frühere Trainer von RB Leipzigs und dem FC Bayern würde nach seiner Freistellung in München sofort zur Verfügung stehen. Eine Einigung mit den Bayern dürfte leicht werden, das suggerieren auch Aussagen der Verantwortlichen.
Nagelsmann gilt auch nach seinem Scheitern beim Rekordmeister als Erfolgscoach mit großem Taktikverständnis. In München konnte man nur phasenweise erkennen, dass er trotz seines jungen Alters in der Lage ist, ein Topteam zu führen und Stars anzuleiten. Die vergangene Saison ließ aber immer wieder auch Zweifel ausgerechnet an seinen taktischen Fähigkeiten aufkommen. Dennoch gilt Nagelsmann als Top-Trainer mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Der DFB soll ihn ohnehin auf seiner Liste haben.
Ralf Rangnick (65)
Als ein Nachfolger für Joachim Löw gesucht wurde, wäre Rangnick noch verfügbar gewesen. Nun trainiert er das Nationalteam der Österreicher. Der Fußball-Professor, der für seine akribische Arbeit und sein ausgeprägtes Taktikverständnis geschätzt wird, wäre also nur verfügbar, wenn der österreichische Verband ihn in der EM-Vorbereitung abgibt. Er selbst sagte aber am Montag, 11. September, er stehe nicht als möglicher Nachfolger von Hansi Flick zur Verfügung. Der 65-Jährige antwortete in einem Interview dem ORF auf die Frage, ob er für eine Anfrage des Deutschen Fußball-Bundes bereitstehen würde mit: „Nein.“
Er habe sich vor 14 Monaten dazu entschieden, in Österreich als Teamchef zu arbeiten und die Mannschaft so vorzubereiten, dass sie sich für die EM im kommenden Jahr in Deutschland qualifizieren und dort auch eine gute Rolle spielen würden, erklärte Rangnick. „Alles andere ist für mich kein Thema“, sagte er.
Marcus Sorg (57)
Mit einer Beförderung des derzeitigen Assistenten würde der DFB keinen Kurswechsel einleiten. Sorg kennt die Mannschaft zwar gut, hat die Entwicklung seit 2016 miterlebt, aber eben auch als Co-Trainer von Joachim Löw und nun Hansi Flick mitgestaltet. Damit steht er auch für den Abwärtstrend des Teams. Zumindest konnte er nicht genug Einfluss nehmen, um die Mannschaft zu verbessern. Es wäre einfach, ihn zum Bundestrainer zu befördern - aber er würde deutlich vorbelastet in die schwere Aufgabe Heim-EM gehen.
Matthias Sammer (56)
Auch einer, der immer wieder mit der Aufgabe Bundestrainer in Verbindung gebracht wird. Sammer wurde 1996 als Nationalspieler mit dem DFB Europameister und feierte auch auf Klubebene als Trainer Erfolge. Besonders hervorzuheben ist da sicherlich die Meisterschaft im Jahr 2002 mit Borussia Dortmund. Seine letzte aktive Station als Trainer datiert allerdings aus dem Jahr 2005, als er den VfB Stuttgart coachte. Seither ist er vor allem als Berater und TV-Experte im Fußballgeschäft unterwegs. Für den Job als Bundestrainer kann er sich eine Rückkehr in die erste Reihe nicht vorstellen. Wie der SID aus seinem engsten Umfeld erfuhr, steht Sammer nicht zur Verfügung.
Oliver Glasner (49)
Der Österreicher hat Eintracht Frankfurt mit viel Leidenschaft und Blick für die Fähigkeiten der Spieler zu einer Mannschaft geformt, die plötzlich mit Selbstbewusstsein Top-Teams wie den FC Barcelona besiegte. 2022 führte er die Eintracht so zum Sieg in der Europa League. Glasner hat die Fähigkeit, aus einzelnen Spielern eine Einheit zu formen, die mit dem Selbstverständnis ins Spiel geht, mit Leidenschaft und harter Arbeit auch von der individuellen Klasse stärkere Gegner schlagen zu können.
Auch die Fans nimmt der Österreicher gekonnt mit. Beide Fähigkeiten braucht das DFB-Team dringend. Und Glasner ist nach seinem Abschied bei Eintracht Frankfurt nach der Saison 2022/23 aktuell verfügbar.
Rudi Völler (63)
Was, wenn gegen Frankreich plötzlich alles besser funktioniert? Völler sitzt gemeinsam mit Sportdirektor-Kollege Hannes Wolf (42) und Ex-Nationalspieler Sandro Wagner (35) auf der Bank. Es ist nicht auszuschließen, dass die Entscheider im DFB dann sagen: Das hat doch was! Am Montag blockte Völler vorsorglich: „Für mich ist das eine einmalige Sache.“ Aber: Vor 23 Jahren wollte Völler auch nur Übergangslösung sein und blieb dann vier Jahre. Bereits Mitte Oktober reist die Nationalmannschaft in die USA.
Louis van Gaal (72)
Der Niederländer wird immer mal wieder als Kandidat genannt. Bis zum Ende des vergangenen Jahres trainierte er noch wieder die niederländische Nationalmannschaft, trat dann aber geplant zurück. Er wäre ein Trainer mit harter Gangart. „Er hat schon große Schlachten gewonnen. Erinnern wir uns an die WM in Katar, wie weit er die Niederländer dort gebracht hat. Die Mannschaft braucht eine Persönlichkeit, die große Schultern hat. Das ist enorm wichtig. Wenn du mal nicht so gut spielst, dann läufst du an dem nicht so einfach vorbei. Der sagt auch ein paar Worte“, sagte etwa Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger nach dem Sieg gegen Frankreich.