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Sinneswandel bei der Nationalelf Ballack hat sich verändert

Frankfurt/Main (RPO). Michael Ballack hat nach den Querelen um seinen Führungsstil bei der EM 2008 offenbar einen Sinneswandel vollzogen. Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ist offenbar von seiner diktatorischen Art abgerückt.

EM 2008: Ballacks genialer Freistoß
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"Er geht mehr auf Spieler zu, das hat er vorher nicht so häufig gemacht, wie man das von einem Kapitän gewohnt ist", sagte Münchens Außenverteidiger Philipp Lahm dem "Stern".

Ballack rechtfertigte sein Auftreten bei der EM damit, dass der Ton im Fußball früher insgesamt rauer gewesen sei. "Das ist heute sicher anders. Ich muss mich als Kapitän der Nationalmannschaft dieser Herausforderung stellen und den richtigen Zugang zu den jungen Spielern finden", sagte Ballack.

Der derzeit verletzte Angreifer Miroslav Klose unterstrich, dass sich der Mittelfeldspieler vom FC Chelsea nicht nur außerhalb des Platzes, sondern auch auf dem Spielfeld wieder mehr in den Dienst der Mannschaft stellen müsse: "Man hat gemerkt, dass Michael sich wieder mehr einzugliedern versucht. Aber das muss er auch auf dem Platz tun. Das wird nicht von heute auf morgen geschehen, aber das muss er lernen, und das schafft er auch."

Bundestrainer Joachim Löw bestätigte den Sinneswandel von Ballack: "Beim letzten Spiel hatte ich das Gefühl, dass Ballack mit den Spielern mehr kommuniziert. Das ist gut", sagte Löw.

Löw erneuert Bundesliga-Kritik

Der Bundestrainer hat derweil seine Kritik am deutschen Fußball mit Fakten belegt und sieht die Bundesliga im internationalen Vergleich läuferisch weiter deutlich im Rückstand. "Wir machen seit der WM 2006 umfangreiche Untersuchungen über die läuferischen Elemente und vergleichen die Bundesliga mit anderen Ligen. Da gibt es Unterschiede und eindeutige Erkenntnisse: Die Anzahl der Sprints lässt zu wünschen übrig, da müssen wir an Intensität zulegen. Müssen! Nicht sollen! Es ist keine optische Täuschung, dass in England schneller gespielt wird", sagte Löw in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Vor der Bekanntgabe des Kaders der deutschen Nationalmannschaft für die beiden anstehenden EM-Qualifikationsspiele in Leipzig gegen Liechtenstein (28. März) und in Cardiff gegen Wales (1. April) am Donnerstag befeuert der Bundestrainer damit den schwelenden Konflikt zwischen der Nationalmannschaft und der Bundesliga. Insbesondere die von zahlreichen Klubchefs vertretene These, dass der Vorsprung der englischen Premier League alleine auf die dort besseren finanziellen Möglichkeiten zurückzuführen sei, will Löw nicht gelten lassen.

"Das ist ein Totschlag-Argument, und das ist mir auch zu einfach. Ich bin da anderer Meinung. Es kommt darauf an, aus dem Vorhandenen das Optimale zu machen. Mehr Geld bedeutet nicht immer automatisch mehr Klasse. Qualität muss erarbeitet werden und hat nicht immer nur mit finanziellen Möglichkeiten zu tun. Es gibt in Deutschland auch Vereine, die viel Geld ausgeben und wenig Erfolg haben", sagte Löw.

In seiner Rolle als Bundestrainer sieht sich Löw verpflichtet, den deutschen Fußball insgesamt nach vorne zu bringen. "Dazu gehört, mal selbstkritisch festzustellen, dass wir nicht in allen Dingen spitze sind. Das ist ja auch faktisch nachweisbar: Ich hoffe natürlich, dass die Bayern in der Champions League noch viel Erfolg haben werden. Trotzdem muss doch der Hinweis erlaubt sein, dass in den vergangenen Jahren für die deutschen Klubs spätestens im Viertelfinale immer Schluss war. Und im UEFA-Cup ist es ja ähnlich", sagte Löw.

Unterstützung erhielt Löw am Donnerstag von Oliver Bierhoff. Der Nationalmannschaftsmanager bemängelte auch mit Blick auf die schwachen Leistungen der Nationalmannschaft bei der 1:2-Niederlage im vergangenen November gegen England und dem 0:1 gegen Norwegen im Februar die Einstellung der deutschen Profis. "Wir müssen an der Mentalität arbeiten. Es muss beispielsweise die Bereitschaft der Spieler vorhanden sein, im Training noch härter an sich zu arbeiten, auch auf taktischer Ebene", sagte Bierhoff der Bild-Zeitung.

Taktische Einheiten stehen beim Treffpunkt der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am kommenden Montagabend in Leipzig allerdings erst einmal im Hintergrund. Nach einer deutlichen Ansprache wird Löw sein Team gleich am Dienstag zum Fitnesstest bitten, um mögliche Defizite mit Blick auf die WM 2010 in Südafrika aufzudecken.

Topfit und mit frischem Selbstvertrauen wird Lukas Podolski zum Treffpunkt der Nationalmannschaft nach Leipzig reisen. Nach dem Ausfall von Klose geht Podolski als Sturmführer in die Partie gegen Liechtenstein. Beim 6:0 im Hinspiel gegen den Fußball-Zwerg in Vaduz hatte Podolski die ersten beiden Treffer erzielt.

(SID)
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