Nationalmannschaft Abgetauchter Löw lässt viele Fragen offen

Neuss (rpo). Der neue Bundestrainer Joachim Löw ist vorerst abgetaucht. "Diese Nummer ist uns nicht bekannt", wird von einer freundlichen Digitalstimme der Telefongesellschaft mitgeteilt. Nach der WM und vor dem ersten nachweltmeisterschaftlichen Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am 16. August in Gelsenkirchen gegen Schweden (20.45 Uhr/live in der ARD) legte sich Löw neue Telefonnummern zu.

 Hat sich viel vorgenommen: Der neue Bundestrainer Joachim Löw.

Hat sich viel vorgenommen: Der neue Bundestrainer Joachim Löw.

Foto: ddp, ddp

"Das wäre vor dem ersten Spiel zu viel Rummel gewesen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, dass Jogi erst wieder vor die Presse tritt, wenn es was zu sagen gibt", erklärte Teammanager Oliver Bierhoff auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes (sid), warum der Nachfolger von Jürgen Klinsmann derzeit seine Ruhe haben möchte.

Erst am kommenden Sonntag beim Treffpunkt des WM-Dritten in Berlin, wo die Nationalspieler am Montag von Bundespräsident Horst Köhler im Schloss Bellevue das Silberne Lorbeerblatt erhalten, wird sich der 46-Jährige erstmals nach seiner Inthronisierung zum neuen Bundestrainer wieder in der Öffentlichkeit äußern. Sein erstes Aufgebot als verantworlicher Bundestrainer teilt der ehemalige Klinsmann-Assistent am Donnerstagmittag in schriftlicher Form mit.

Kader besteht fast ausschließlich aus WM-Fahrern

Große Überraschungen wird es nicht geben. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der 20- bis 22-köpfige Kader bis auf Bayern-Torwart Oliver Kahn, der nach dem Weltturnier zurückgetreten ist, ausschließlich aus den WM-Fahrern bestehen. Nicht zuletzt weil die Bundesliga erst am Wochenende startet und Löw somit noch nicht allzuviel Gelegenheit hatte, neue Kandidaten unter die Lupe zu nehmen. "Löw hat zwar viele Spiele in den vergangenen Tagen verfolgt, aber die waren nicht unbedingt aussagekräftig", sagte Bierhoff.

Erst für die beiden EM-Qualifikationsspiele Anfang September gegen Irland und in San Marino dürfte es das ein oder andere neue Gesicht beim dreimaligen Weltmeister geben. Den Hamburger Piotr Trochowski, den Neu-Leverkusener Stefan Kießling oder den Gladbacher Eugen Polanski hatte Löw bereits mit WM-Ende vor einem Monat selbst ins Gespräch gebracht: "Das sind Leute, die nah dran sind und mit guten Leistungen den Sprung in die Mannschaft schaffen können."

Ernst, Owomoyela und Kuranyi voraussichtlich außen vor

Dass die Bremer Fabian Ernst und Patrick Owomoyela sowie der Schalker Kevin Kuranyi, die alle für das WM-Aufgebot keine Berücksichtigung gefunden hatten, am Donnerstag wieder auf dem DFB-Bogen auftauchen, ist so gut wie ausgeschlossen.

Nachdem nach der WM lediglich Kahn, der vom DFB zum Empfang beim Bundespräsidenten eingeladen wird, seinen Rücktritt aus der Nationalelf erklärt hatte, bleibt abzuwarten, wie die Zukunft von Jens Nowotny (32) nach seinem Wechsel zu Dinamo Zagreb oder auch vom bei der WM überzeugenden Gladbacher Oliver Neuville (33) aussieht. Die beiden Routiniers werden aber zum ersten Aufgebot von Löw zählen, das von England-Legionär Michael Ballack vom FC Chelsea als Kapitän angeführt wird. Für Kahn rückt Timo Hildebrand zur Nummer zwei hinter Jens Lehmann auf, der in Absprache mit Löw bis zur EM 2008 in der Schweiz und Österreich die Nummer eins bleibt.

WM-Shootingstar Odonkor droht die Bank

Dass einige WM-Akteure noch nicht wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, macht Bierhoff keine Sorgen: "Dass kann man zu diesem Zeitpunkt noch nicht verlangen. Uns ist wichtig, dass wir uns rund einen Monat nach der WM wieder treffen und uns auf die EM-Qualifikation einstimmen."

Derzeit bereiten sich Gerald Asamoah (Schalke) und auch Bernd Schneider (Leverkusen) noch individuell auf die Saison vor. Marcell Jansen musste zuletzt bei Borussia Mönchengladbach wegen eines grippalen Infektes kürzer treten. Und WM-Shootingstar David Odonkor muss sich gedanklich schon einmal damit vertraut machen, dass er bei Borussia Dortmund künfig nur noch auf der Bank sitzt.

Kein Assistent in Sicht

Wer neben Löw künftig als neuer Assistent auf der Bank sitzt, ist dagegen noch völlig offen. "Ich denke, dass wir bis September diese Personalie geklärt haben. Für das Spiel gegen Schweden hat Jogi erklärt, dass er noch keinen Assistenten benötigt, da es ohnehin nur zwei Trainingseinheiten gibt. Zudem ist unser Torwarttrainer Andreas Köpke im Besitz der Trainerlizenz, so dass auch er sich einbringen könnte", erläuterte Bierhoff.

Ob es im Betreuerstab der DFB-Auswahl noch zu Veränderungen kommt, soll ebenfalls in Berlin abgeklärt werden. Möglich, dass Masseur Adolf Katzenmeier (71) nach sieben WM-Teilnahmen kürzer tritt und seinen Stuhl für einen Jüngeren räumt. Fest steht dagegen schon, dass der Münchner Oliver Schmidtlein sowie die Experten aus den USA auch künftig für die Fitness der Nationalspieler verantwortlich sein werden. "Für die nächsten Länderspiele kommt aber jeweils nur ein Trainer aus den USA und nicht drei wie bei der WM", kündigte Bierhoff an.

(sid)
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