"Ich fühle mich sehr gut, habe überhaupt keine Probleme mehr", beseitigte Hertha-Flügelflitzer Deisler, der nach auskuriertem Muskelfaserriss und vierwöchiger Wettkampfpause am Samstag eine Halbzeit in Cottbus bestritt, die letzten Zweifel an einem Einsatz. Der 21-Jährige soll auf der rechten "Notstand-Seite" der DFB-Auswahl für Schwung sorgen und mit seinen Flanken den erwarteten albanischen Abwehrriegel in Verlegenheit bringen. Sorgen bereitet Völler hingegen die linke Seite: Der formschwache Christian Ziege zählt nicht einmal beim FC Liverpool mehr zur ersten Wahl, der Bremer Marco Bode brach wegen Rückenproblemen das Training ab, ein Einsatz ist aber nach eigener Einschätzung nicht in Gefahr.

Bedeutsamer für Völler ist die rechtzeitige Rückkehr von Abwehrchef Nowotny, der am Samstag beim Leverkusener 3:1-Sieg in Dortmund ebenfalls bereits einen Teileinsatz bestritten hatte. "Man hat in den letzten Spielen gesehen, wie wichtig er sowohl für die Nationalmannschaft als auch für Bayer Leverkusen ist", sagte Völler mit dem Hinweis auf das Abwehr-Durcheinander beim 0:1 in Frankreich und den jüngsten Bayer-Niederlagen während Nowotnys Verletzungspause.

Als unpassend und unqualifiziert wertete man im DFB-Lager die verbalen Querschüsse von Lothar Matthäus, der in einem Interview an seinem 40. Geburtstag unter anderem Nowotny die Qualität als Führungsspieler absprach. "Jens Nowotny ist in Leverkusen ein absoluter Führungsspieler, aber einer der anderen Art als es Matthäus war oder Effenberg ist", urteilte Völler. Nowotny verband seine Selbsteinschätzung mit einem gepflegten Konter in Richtung des redseligen Rekordnationalspielers: "Führungsspieler kann man sein, wenn man sich oft zu allen Themen äußert, oder durch Leistung. Ich bin der Typ, der durch Leistung Führungsspieler werden will."

Gegen Albanien und vier Tage später in Griechenland setzt Völler weniger auf einzelne Führungsqualitäten, sondern auf eine intakte Team-Hierarchie und eine gesunde Einstellung. "Ich habe das Gefühl, dass dies in der Mannschaft der Fall ist", sagte der 40-jährige, gab sich aber weiterhin in Personalfragen und Gegner-Analysen zugeknöpft. "Wir spielen zu Hause, sind Favorit und wollen nach vorn spielen", kündigte er immerhin eine offensivere Marschrichtung als bei den Testspiel-Niederlagen in Dänemark und Frankreich an. Zudem setzt er auf die Unterstützung des Publikums in der mit 22 500 Zuschauern bereits ausverkauften BayArena. Leverkusen als Schauplatz des Duells gegen den unangenehmen Fußball-Zwerg habe man ganz bewusst gewählt, so Völler.

Kapitän Oliver Bierhoff, dessen Sturm-Konkurrent Carsten Jancker (Bauchmuskelzerrung) am Mittwochnachmittag wieder ins Mannschaftstraining einstieg, forderte zwei Siege aus den beiden Spielen, um die Tabellenführung in der Gruppe 9 auszubauen. "Meine Rechnung lautet: Wenn wir die Spiele gegen Albanien, Griechenland und Finnland gewinnen, können wir ganz gelassen gegen England antreten." Dann nämlich würde auch eine Niederlage nichts mehr an der WM- Qualifikation ändern.

Deutschlands Bilanz gegen Albanien:

08.04.1967 in Dortmund .................. 6:0

17.12.1967 in Tirana .................... 0:0

17.02.1971 in Tirana .................... 1:0

12.06.1971 in Karlsruhe ................. 2:0

01.04.1981 in Tirana .................... 2:0

18.11.1981 in Dortmund .................. 8:0

30.03.1983 in Tirana .................... 2:1

20.11.1983 in Saarbrücken ............... 2:1

16.11.1994 in Tirana .................... 2:1

18.12.1994 in Kaiserslautern ............ 2:1

02.04.1997 in Granada ................... 3:2

11.10.1997 in Hannover .................. 4:3

Gesamt: 12 Spiele / 11 Siege / 1 Remis / 0 Niederlagen / 34:9 Tore