MSV Duisburg vor Absturz in 4. Liga "Wir müssen den letzten Strohhalm greifen"

Duisburg · Der MSV Duisburg erlebt derzeit die wohl schwärzeste Stunde seiner jüngeren Vergangenheit. Wirtschaftlich ist das Gründungsmitglied der Bundesliga am Ende. Nach der verweigerten Lizenz steht der Zweitligist vor dem Sturz in die vierte Liga – es sei denn, der Gang vor das Ständige Schiedsgericht hat Anfang nächster Woche Erfolg.

MSV-Fans randalieren nach Lizenzentzug
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Foto: Christoph Reichwein

Der MSV Duisburg erlebt derzeit die wohl schwärzeste Stunde seiner jüngeren Vergangenheit. Wirtschaftlich ist das Gründungsmitglied der Bundesliga am Ende. Nach der verweigerten Lizenz steht der Zweitligist vor dem Sturz in die vierte Liga — es sei denn, der Gang vor das Ständige Schiedsgericht hat Anfang nächster Woche Erfolg.

Nach Erhalt des Begründungsschreibens will der MSV zumindest diese letzte Möglichkeit ausschöpfen, den Totalabsturz noch zu vermeiden, der im schlimmsten Fall bis in die Oberliga (fünfte Klasse) droht. "Wir glauben an unsere Chance und müssen den letzten Strohhalm greifen, um den Verein zu retten", sagte der Vorsitzende Udo Kirmse.

Zunächst war die Rede davon, dass in der eingereichten Bilanz 364 000 Euro fehlen sollen. Inzwischen aber scheint klar: Der MSV hat die zuletzt auf rund drei Millionen Euro bezifferte Lücke zwar schließen können, aber einige dafür benötigte Kredite sind an Bedingungen geknüpft, die die DFL nicht akzeptiert hat. Und zwar einstimmig.

Die Hoffnung, dass das Schiedsgericht dieses Urteil also noch einmal zurücknimmt, ist gering. Das Finanzpaket fällt in den Zuständigkeitsbereich von Geschäftsführer Roland Kentsch, der seit Mittwoch neben Stadionbauer Walter Hellmich Zielscheibe massiver Anfeindungen ist.

Die Folgen wären verheerend. Geht der Profibetrieb pleite, kann er die Stadionmiete nicht mehr bezahlen. Das stellt die Stadionprojektgesellschaft vor Probleme, denn sie bedient aus den Einnahmen die Kredite bei den Banken. Der Hauptverein erhält überdies ebenso kein Geld mehr aus der Profiabteilung, die für die Nutzung von Name und Logo zahlt.

Auch dem e.V. droht die Zahlungsunfähigkeit — ganz abgesehen davon, dass kaum ein Mitarbeiter seinen Job behalten würde. Sämtliche Spieler sowie der Trainerstab um Kosta Runjaic und Manager Ivo Grlic besitzen ausschließlich Verträge für die 2. Liga. Bei einem Zwangsabstieg wären alle vertragslos und ablösefrei.

Wohin der MSV absteigen müsste, ist noch nicht klar. Die Dritte Liga ist für den MSV finanziell nicht darstellbar. Der Klub müsste dann je nach Wirtschaftlichkeit entscheiden, ob er in der vierten oder fünften Liga neu startet. Für die Regionalliga ist keine Lizenz notwendig.

Auch Eintracht Frankfurt war 2002 in erster Instanz die Zweitliga-Lizenz verweigert worden. Ihr Einspruch war erfolgreich. Darauf hoffen auch die Duisburger, wenn sie vor das dreiköpfige Schiedsgericht ziehen.

(RP/csi)
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