MSV Duisburg Viele Retter beim MSV Duisburg

Duisburg · Über 15 Geldgeber engagieren sich laut Geschäftsführer Roland Kentsch für den MSV Duisburg. Halten alle ihre Zusage, ist der Klub vor der Insolvenz gerettet. Im Frühjahr soll es eine außerordentliche Mitgliederversammlung geben.

 Geschäftsführer Roland Kentsch (links) verkündete gestern positive Nachrichten. Die drohende Insolvenz ist vorerst abgewendet. Einen großen Anteil haben daran die finanziellen Hilfen von Ex-Präsident Walter Hellmich (Mitte) und Gerald Kassner, dem Chef von Sponsor Schauinsland-Reisen.

Geschäftsführer Roland Kentsch (links) verkündete gestern positive Nachrichten. Die drohende Insolvenz ist vorerst abgewendet. Einen großen Anteil haben daran die finanziellen Hilfen von Ex-Präsident Walter Hellmich (Mitte) und Gerald Kassner, dem Chef von Sponsor Schauinsland-Reisen.

Foto: reichwein

Der MSV Duisburg hat sich aus den aktuellen finanziellen Schwierigkeiten befreit. Die drohende Insolvenz ist abgewendet, die Liquiditätslücke geschlossen und die Saison damit gesichert. Zusammengefasst war das die Botschaft, die Geschäftsführer Roland Kentsch gestern nach dem 4:2-Erfolg über den SSV Jahn Regensburg Spielern, Trainern und Fans des Fußball-Zweitligisten mit auf den Heimweg gab.

"Obwohl die Tinte unter den Verträgen noch nicht trocken ist, können wir in Aussicht stellen, dass wir auf einem sehr sehr guten Weg sind", sagte Kentsch, der sich in seiner Wortwahl allerdings noch vorsichtig zeigte. Überdies ließ er durchblicken, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) dem Rettungsplan, den der MSV heute vorlegt, zustimmen wird. Der 55-Jährige ging in seiner "Weihnachtsansprache" sogar davon aus, dass die Zebras ohne Punktabzug davonkommen.

Das wochenlange Mühen, rund fünf Millionen Euro zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit bis zum Saisonende zusammen zu bekommen, hat offenbar gefruchtet. Am 15. Januar, wenn die DFL abfragt, ob alle Auflagen zur Nachlizenzierung erfüllt sind, wird der MSV wohl ein positives Ja vermelden können. "Streit wird wohl auch künftig nicht ausbleiben, aber ich denke, dass uns die schwierigen Wochen gelehrt haben, dass es nur gemeinsam geht", sagte Kentsch, der hofft, dass die Bemühungen nachhaltig wirken. Der aufgelöste Marketing-Vertrag, die gesenkte Stadionmiete und die steigenden TV-Gelder seien zumindest mittelfristig wichtige Bausteine, die sich positiv auswirken.

Kentsch bemühte sich, den Kreis der Retter möglichst weit zu ziehen und sah sich sogar genötigt, im Auftrag von Walter Hellmich zurückzurudern. Einige Medien hatten am Samstag vermeldet, dass Hellmich mit dem Einsatz von 600 000 Euro den Verein gerettet habe. Dem war aber nicht ganz so. Über 15 Geldgeber engagieren sich laut Kentsch. Hauptsponsor Schauinsland-Reisen habe mit einem ersten finanziellen Bekenntnis zum Klub in Not das erste und entscheidende Zeichen gesetzt. "Herr Kassner von unserem Namenssponsor ist ins Risiko gegangen und hat andere mitgerissen", erklärte der Geschäftsführer.

Der Auftritt von Hellmich, der sogar in der Kabine war und danach davon sprach, wie er angesichts der sorgenvollen Gesichter der Spieler helfend tätig geworden war, hatte gestern zwischenzeitlich für Irritation gesorgt. Kentsch beließ es bei der Aussage: "Walter Hellmich hat geholfen." Dem Vernehmen nach soll es sich um ein zinsloses Darlehen in Höhe von 500 000 Euro handeln, zusätzlich schießen Hellmich und seine Freunde weitere 250 000 Euro hinzu. Überdies habe man Geld für die Verpflichtung neuer Spieler in Aussicht gestellt. Hellmich wollte diese Summen nicht kommentieren. "Ich spreche grundsätzlich nicht über Geld", sagte er.

Die Hauptarbeit sei nun getan. "Ich habe die Hoffnung, dass der MSV für die Zukunft gut aufgestellt ist. Es wäre schlimm gewesen, wenn die Mannschaft trotz ihres Erfolges am Grünen Tisch Punkte verloren hätte. Der Weg ist aber noch nicht zu Ende. Entscheidend ist nun, die Strukturen zu verändern", fügte der Bau-Unternehmer an.

Dass eine Satzungsänderung unumgänglich und wichtig ist, darüber seien sich alle Gremien einig, versicherte Ingo Wald, Mitglied des Vereinsvorstands. Aufgrund des eng bemessenen Zeitfensters werde in Kürze eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Die Frage nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden beantwortete er allerdings nicht.

Dass Hellmich als alleiniger Retter gefeiert wurde, stieß einigen bitter auf. Andreas Rüttgers, Ex-Präsident und in leitender Stellung bei Schauinsland-Reisen, ließ durchblicken, dass einige Mitretter sehr verärgert über das Vorgehen Hellmichs waren. Er sei sich nicht ganz sicher, ob sie sich noch an ihr Wort gebunden fühlen und vor allem, ob sie auch in Zukunft weiter dem MSV helfen werden. Auch Udo Kirmse, Vorsitzender des Aufsichtsrats des MSV Duisburg e.V., war wenig amüsiert. Die Männer hatten im Hintergrund nach eigenen Aussagen 2,5 Millionen gesammelt — und nun ließ sich ein anderer als Held feiern.

Der entschuldigte sich dann aber auch persönlich für das "Missverständnis". Und zwar nachdem er auch nach Spielschluss in der Kabine war. Eine Bedingung stellte Hellmich auch. Kein Leistungsträger dürfe im Winter verkauft werden.

Das ist nun nicht mehr notwendig. Vielmehr fliegt Ivo Grlic heute nach Salzburg. Dort hat ein gewisser Stefan Meierhofer seine Wohnung. Außerdem gibt es Kontakte zu Bruno Hübner, dem Sportchef der Frankfurter Eintracht.

(RP)
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