Duisburg Viele Fragen und offene Rechnungen

Duisburg · Die Wirtschaftsbetriebe und die DVV sollen anstelle der Stadt als Gesellschafterin der Arena in Erscheinung treten. Sie muss sicher sein können, dass der Schuldenschnitt bei der Spielbetriebsgesellschaft des MSV funktioniert.

Der Stadionverkauf hat keine eindeutigen Gewinner und Verlierer. Von dem Geschäft können die Beteiligten profitieren, gehen aber zugleich ein großes Risiko ein.

Wer zahlt?

Gerald Kassner hat sich für geschätzt drei Millionen Euro insgesamt 16,8 Prozent der Stadionanteile gesichert, die ihm die Stadt für einen Preis von rund 500 000 Euro abkaufen will. Zugleich will die Stadt der Stadionprojektgesellschaft bis zu 75 Prozent des Darlehens über zwei Millionen Euro stunden, das sie der Gesellschaft einst gewährt hatte. Das Land NRW hatte für den Stadionbau eine Bürgschaft über 15 Millionen Euro übernommen. Die Anteile an der Stadiongesellschaft hielten bislang der Bauunternehmer Walter Hellmich, Hermann Hövelmann (Rheinfelsquelle) und die Duisburger Bau- und Verwaltungsgesellschaft (DBV).

Wer profitiert?

Gewinner ist der MSV, der zu einer künftig günstigeren Miete die Arena nutzen kann und damit den Spielort behält, den die Drittliga-Mannschaft benötigt. Gewinner ist die Stadt Duisburg. Denn kommt dieser Deal nicht zustande, so droht ihr, dass sie als Erbpachtgeberin auf einem Stadion sitzen bleibt, dessen bauliche Unterhaltung sehr teuer würde (400 000 Euro p.a) und dessen alternative Nutzungsmöglichkeiten gering sind.

Welche Gefahren drohen?

Kann sich der MSV als Drittligist nicht behaupten, gerät die ganze Konstruktion ins Wanken. Darum hat die Stadt die Bedingung formuliert, dass sie nur dann die Mehrheit der Geschäftsanteile übernehmen will, wenn zuvor ein Sanierungsgutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft dem Spielbetrieb ein positives Gütesiegel gibt, sprich, wenn die Spielbetriebsgesellschaft den Schuldenschnitt schafft und für diese Saison und die nächste ein tragfähiges Finanzierungskonzept nachweisen kann.

Sie muss also ihre Gläubiger dazu bringen, dass sie auf ihr Geld verzichten. Es geht um eine Summe in Höhe von acht bis neun Millionen Euro. An dem Schuldenschnitt arbeiten die Verantwortlichen schon lange, weil von einem tragfähigen Finanzierungskonzept die Lizenisierung durch den DFB abhängt. Gibt er kein O.K., können wohl alle, die Geld in Stadion und Verein gesteckt haben, einpacken.

Auswirkungen

Aus der Beratungsunterlage der Verwaltung für die Ratssitzung geht nicht hervor, inwieweit städtische Gesellschaften betroffen sind, die mit dem MSV zusammenarbeiten oder gearbeitet haben. Der DVV-Konzern hat mit den Stadtwerken dem Verein Rechnung für Strom gestundet.

Auch die Wirtschaftsbetriebe bekommen noch Geld. Es geht auch nicht klar hervor, welche Folgen der Deal für die DBV und ihre Mutter Gebag hat. Die Stadt kündigt an, dass sie ihre Stadionanteile jeweils zur Hälfte auf die DVV und die Wirtschaftsbetriebe für je einen Euro übertragen und das Risiko behalten will.

Kompensation

Die rund 500 000 Euro, die die Stadt für den Stadionkauf ausgeben will, muss sie im Haushalt entsprechend kompensieren. Das soll durch eingesparte Mittel durch den abgesagten Ausbau der Mercatorstraße und durch Auszahlungen für Tiefbaumaßnahmen geschehen. Verkraften muss sie künftig auch die fehlenden Überweisungen für die Erbpacht.

(hch)
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