MSV Duisburg Verkauf des MSV-Stadions an die DVV im Gespräch

Duisburg · Geschäftsführer Roland Kentsch hatte auf der Jahreshauptversammlung den Finger noch einmal in die Wunde gelegt. Eine Summe zwischen 2,5 und drei Millionen Euro fehlt dem MSV Duisburg bis Donnerstag, um die Lizenzbedingungen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zu erfüllen und damit der Insolvenz zu entgehen. Und zwar zusätzlich zur angestrebten Minderung der Stadionmiete (aktuell rund 5 Millionen Euro jährlich), die im Sanierungsfall des Zweitligisten das Zünglein an der Waage ist.

2. Bundesliga 12/13: MSV - Paderborn
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Zum Stand der Verhandlungen hält sich Kentsch bedeckt. Nur so viel: "Wir arbeiten seit Wochen an der Lösung der Grundprobleme, müssen aber noch zwei bis drei Tage Geduld haben. Es sieht so schlecht nicht aus."

Es gibt mehrere Modelle, die Stadionmiete dauerhaft zu senken. Eine Überlegung ist, dass die Duisburger Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft (DVV) als hundertprozentige Tochter der Stadt die Arena kauft, und der MSV langfristig weniger Miete zahlt - vorausgesetzt, dass die Anteilseigner der Stadionprojekt GmbH finanzielle Einbußen hinnehmen. Das aber birgt Brisanz. Der Steuerzahler mag sich fragen, warum er indirekt den Fußball subventionieren soll. Und das vor dem Hintergrund eines beträchtlichen Haushaltsdefizits, das erst vor einem Jahr dazu führte, dass die Stadtwerke nicht weniger als 100 Arbeitsplätze wegrationieren mussten.

Es droht der Totalverlust

Die Verflechtungen des MSV mit der Stadt machen die Zwickmühle aber erst deutlich: Geht der MSV Pleite, droht nicht nur einer Traditionsmarke, sondern auch zahlreichen (städtischen) Geldgebern der Totalverlust. Auf mehr als eine Million Euro sollen sich alleine die Tilgungsbeträge von Darlehen der Stadtwerke und der Wirtschaftsbetriebe für zwei Spielzeiten summieren, die gestundet werden sollen. Stundungen halfen dem MSV bereits im letzten Lizenzverfahren. Mitte des Jahres werden Darlehen fällig, die den Klub im Winter bereits vor der Insolvenz bewahrten.

Weil die Stadt ebenso Erbpachtgeber des Stadions ist, könnte der Bau im Falle einer Insolvenz ohnehin an die Kommune übergehen und der finanzielle Schaden in Anbetracht dieser Faktoren der größere sein. Die Arena stünde leer und würde hohe Instandhaltungskosten verursachen. Überdies hat das Land NRW eine Ausfallbürgschaft über 80 Prozent der langfristigen Kredite übernommen - davon wäre die öffentliche Hand also ebenfalls betroffen. Würde die Stadt das Stadion aber kaufen, bestünde zumindest Aussicht, dass bestehende Darlehen zurückgezahlt und die Stadt nach Abzahlung des Stadions Mieteinnahmen verzeichnen könnte.

Zusage des Stadtrates nötig

Für den Kauf ist eine Zusage des Stadtrates nötig. Rainer Enzweiler (CDU), Rechtsanwalt und Notar sowie stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses, weist die Idee nicht von vornherein ab, warnt aber vor "Schnellschüssen". Das Ganze sei überaus kompliziert. Stadt, Land, Banken und Privatgläubiger müssten sich einigen, bevor irgendetwas unterzeichnet werden kann. Nicht zuletzt müsse die Stadt berücksichtigen, wie sie das Stadion wirtschaftlich nutzen kann.

Herbert Mettler (SPD) ließ ausrichten, dass er zu den Überlegungen noch nichts sagen könne. Er halte sich an Oberbürgermeister Sören Link, der zu dem Ganzen erklärte: "Kein Kommentar."

(RP/sgo)
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