MSV Duisburg Tag der Entscheidung für den MSV Duisburg

Duisburg · Mit Hilfe der millionenschweren Zusagen der Duisburger Wirtschaftsbetriebe und Stadtwerke kann der MSV vor Fristablauf einen weiteren wichtigen Teil der Liquidität für die 3. Liga nachweisen.

Lizenzentzug für den MSV Duisburg: Reaktionen
Infos

Lizenzentzug für den MSV Duisburg: Reaktionen

Infos
Foto: dpa, kku jai

Am Donnerstag waren die Retter des MSV Duisburg noch einmal mit der Spendendose unterwegs. Die schlechte Nachricht in diesem Zusammenhang lautet: Es fehlt noch Geld. Die gute: Die Summe scheint nicht so groß, dass man sich bereits ins Schicksal ergeben muss. Bis Freitag, 15.30 Uhr, müssen alle Unterlagen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Frankfurt vorliegen. Dann trifft der Lizenzierungsausschuss unter der Leitung von Manuel Hartmann seine Entscheidung, ob der MSV Duisburg die Lizenz für die 3. Liga erhält.

Der Flurfunk meldete als Stimmungsbericht so etwas wie "angespannten Optimismus". Unklar ist, ob das Signal aus Frankfurt direkt und unmittelbar nach dem Einreichen der Unterlagen gesetzt wird — der MSV hat Zeit bis 15.30 Uhr — oder ob man unter Umständen das Wochenende als Prüfungsfrist einräumen muss. Auch KGaA-Aufsichtsratschef Jürgen Marbach räumte ein, dass eine Antwort frühstens am Freitag, vielleicht aber auch später zu erwarten sei. Theoretisch ist im Fall eines negativen Bescheids ein Einspruch gegen die Verweigerung der Lizenz vor dem Zulassungsbeschwerdeausschuss des DFB möglich. Da die Saison aber schon am 19. Juli beginnt, stellt sich die Frage nach der Praktikabilität der Dinge. Wirkliche Auskunft geschweige denn eine Prognose für den heutigen Freitag vermochte niemand abzugeben. Nur so viel: Alle Beteiligten tun ihr Möglichstes, damit der DFB den Daumen hebt und eine unselige und nervenaufreibende Zitterpartie um den Fortbestand des Meidericher Traditionsklubs endlich ein leidlich positives Ende findet.

Am Mittwochabend tagte noch einmal die Stadionprojektgesellschaft und leistete ihre Beiträge, um eine Teilnahme an der 3. Liga möglich zu machen. Dabei geht es darum, dass der MSV die Arena möglichst ohne Mietkosten erhält. Zudem gilt es, die alten Mietschulden aus der Vergangenheit verlässlich zu stunden. Am Donnerstag zeigten die Stadtwerke wie auch die Wirtschaftsbetriebe mit ihren Beschlüssen des Aufsichts- beziehungsweise Verwaltungsrates Streifen und setzten ein zeichen für den MSV.

Der lokale Energieversorger verlängerte per Eilbeschluss seinen Vertrag als Haupt- und Trikotsponsor um drei weitere Jahre. "Unter bestimmten Voraussetzungen", heißt es in einer Erklärung. Eine davon ist, dass der MSV innerhalb dieser Frist keinen besser zahlenden Partner findet, denn dann ist der Vertrag kündbar und die Stadtwerke erhalten ihr Geld zurück. Da in der Mitteilung nichts von einer Ligenzugehörigkeit erwähnt wird, lässt sich ebenfalls erschließen, dass man nur in der 3. Liga zusammen bleibt. Der alte Vertrag hatte auch nur für die 2. Bundesliga Gültigkeit.

Stadt hilft auch sich selbst

Wichtiger als der Pressetext dürfte der unterschriebene Vertrag sein, denn der kann nun beim DFB vorgelegt werden, der Zusagen und Willenserklärungen unter Vorbehalt nicht akzeptiert. Die Stadt hilft damit nicht nur dem Verein, sondern im Zweifel auch sich selbst. Eine Insolvenz der Spielbetriebs - und wohl auch Stadiongesellschaft würde auch den Steuerzahler teuer zu stehen kommen. Noch immer stehen bei den Stadtwerken allerdings offene Rechnungen und Kreditschulden in Millionen-Höhe aus. Bis zum heutigen Fristablauf wird es zum verabredeten Schuldenschnitt keinen Beschluss geben können, sondern erst Mitte Juli. Denn einem Verzicht der Darlehen auf Rückzahlung, die auf rund 2,5 Millionen Euro beziffert sind, müssen alle drei Aufsichtsräte des Dachkonzerns von DVV, DVG und Stadtwerken zustimmen. Am Donnerstag war noch nicht klar, ob der MSV die Summe durch Bürgschaften überbrücken kann.

Am frühen Abend gaben auch die Wirtschaftsbetriebe nach einer Sondersitzung des Verwaltungsrates grünes Licht. Demnach verzichte die städtische Tochter auf 80 Prozent ihrer Forderungen aus Darlehen, "da dies unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten am sinnvollsten ist", wie es in einer Erklärung heißt. Die verbleibenden 20 Prozent einschließlich der Zinszahlungen werden zunächst weiter gestundet. Alles unter dem Vorbehalt, dass der MSV die Drittligalizenz erhält. Die bisher gestundeten Reinigungs- und Entsorgungskosten werden ab sofort fristgerecht vom MSV Duisburg bezahlt.

Gut möglich, dass der MSV langfristig Ansprüche gegen seinen ehemaligen Geschäftsführer geltend machen kann. Eine Klage gegen Roland Kentsch wird vorbereitet. Mit dessen Versicherung wird offenbar ein Vergleich in Millionenhöhe angestrebt, der zur weiteren Schuldentilgung beitragen könnte. Die Höhe der Summe steht noch nicht fest.

Donnerstagabend fand mit den Gremien des MSV ein weiterer Kassensturz statt, dann sollte die noch fehlende Summe für die Sicherheitsbürgschaft aufgetrieben werden. Ob das reicht? Im Laufe des heutigen Freitags weiß man mehr. Die Vereinsführung trug jedenfalls auf ihre Weise dazu bei, sich selbst und den Fans Mut zu machen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort