MSV Duisburg Perthel – neue Kraft auf Links

MSV Duisburg · Der 23-Jährige wechselte von Absteiger Hansa Rostock zum MSV Duisburg und soll auf der linken Seite für Akzente beim Fußball-Zweitligisten sorgen. Sportdirektor Ivo Grlic hatte im Buhlen um den Allrounder die Nase vorne.

 Unterwegs mit dem Tor (v.l.): Timo Perthel, Goran Sukalo, Felix Wiedwald, Marcel Lenz, Dzemal Berberovic und Kapitän Branimir Bajic.

Unterwegs mit dem Tor (v.l.): Timo Perthel, Goran Sukalo, Felix Wiedwald, Marcel Lenz, Dzemal Berberovic und Kapitän Branimir Bajic.

Foto: sandmeier

Timo Perthel wirkt auf den ersten Blick vielleicht extrem. Vielleicht auch auf den zweiten. Der 23-Jährige hat beide Arme tätowiert, auch seinen Brustkorb ziert bereits ein Bild. Dazu trägt er vor Spielen gerne große Kopfhörer. "Musik", sagt er, "ist ganz wichtig für mich. Ich höre eigentlich rund um die Uhr Musik. Nichts spezielles. Mal R & B oder House, und wenn es sein muss und passt auch mal Schlager. Musik ist meine Art abzuschalten, mich auf Spiele vorzubereiten und zu motivieren. Jeder hat da eben so seine persönliche Art."

 Timo Perthel fühlt sich schon jetzt pudelwohl in Duisburg.

Timo Perthel fühlt sich schon jetzt pudelwohl in Duisburg.

Foto: Stefanie Sandmeier

Mit seinen Tattoos ist das wahrscheinlich genauso, denn jedes Einzelne hat eine spezielle Bedeutung. Wichtige Geburtsdaten hat Perthel auf seinen Armen verewigt, Familienangehörige oder auch "Syke", den Ort, in dem er ab seinem sechsten Lebensjahr aufgewachsen ist und wo er sich wohlfühlt. "Mit jedem Tattoo verbinde ich etwas Besonderes", erklärt der Fußballer, der in Kaiserslautern geboren wurde und ab 1999 zehn Jahre bei Werder Bremen und dann ein Jahr bei Sturm Graz spielte.

Keine Überzeugungsarbeit nötig

Spätestens jetzt — auf den dritten Blick — relativiert sich aber das Attribut "extrem". Denn Perthel, der vom Zweitliga-Absteiger Hansa Rostock zum MSV wechselte, ist keiner, der negativ auffällt. Allenfalls ist er extrem ehrgeizig, extrem umgänglich und extrem beliebt bei seinen Mitspielern. "Timo ist ein Supertyp", findet Keeper Felix Wiedwald. "Ich kenne ihn aus meiner Zeit in Bremen. Als bekannt wurde, dass der MSV interessiert ist, habe ich ihm die ein oder andere SMS geschrieben, dass er bloß nach Duisburg kommen soll."

Doch Überzeugungsarbeit war gar nicht nötig. "Ich entscheide viele Dinge aus dem Bauch heraus, und beim MSV hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl", sagt der 23-Jährige. "Es gab früh Gespräche mit Ivo Grlic, und die waren allesamt so überzeugend, dass für mich kein anderer Klub als Duisburg in Frage kam." Vor dem Hintergrund, dass Perthel von vielen Profi-Vereinen umworben war, ist seine Zusage für den MSV um so erfreulicher. Der Fußballer bestätigt: "Es ist richtig, dass ich mir einen Verein hätte aussuchen können. Aber das war mir egal. Blöd war eben nur, dass ich lange warten musste, ob der Transfer überhaupt klappt. Die Ungewissheit hat viel Kraft gekostet."

Denn nach dem Abstieg von Hansa Rostock musste sich Perthel einen neuen Arbeitgeber suchen, weil sein Vertrag in der Dritten Liga keine Gültigkeit gehabt hätte. Der 23-Jährige, der ohne Verein war, hat dennoch gewartet.

Beim MSV sind die Verantwortlichen überzeugt, mit dem Allrounder sportlich wie menschlich einen guten Fang gemacht zu haben. Die ersten Eindrücke im Trainingslager wecken zumindest Hoffnung, dass der Linksfuß in der kommenden Saison eine gute Rolle spielen kann. Der ehemalige Junioren-Nationalspieler (U 18 bis U 20) kann auf der Position des linken Außenverteidigers oder im linken Mittelfeld eingesetzt werden. "Auch als Sechser habe ich schon gespielt", sagt Perthel, der sich "auf eine Lieblingsposition nicht festlegen mag".

Anlaufschwierigkeiten hatte er offenbar keine. "Ich fühle mich wohl beim MSV und gehe jeden Tag mit einem Lächeln zum Training. Die Jungs machen es mir aber auch einfach", erklärt der Kicker, der sich nun auf ein ruhigeres Umfeld freut. "Leider haben Rostocker Hooligans in der Vergangenheit mehrfach für Ausschreitungen gesorgt.

Das war nicht einfach für uns Spieler, gerade wenn man mitbekommt, wie von den Rängen Raketen fliegen", schildert Perthel, der zwischen Duisburg und Düsseldorf wohnt. "Ich bin eben ein Dorfkind. Binnen vier Stunden hatte ich eine Wohnung und die Schlüssel bereits in der Hand. Mein Vermieter und ich lagen von Anfang an auf einer Wellenlänge", freut sich der Profi, der scherzhaft anfügt: "Ich spiele Fußball. Er findet es doof und hat die Fußballschuhe irgendwann weggeworfen. Er ist noch immer sauer, dass er als Kind nicht eingewechselt wurde."

Beim MSV sucht Perthel nun den Neuanfang, den er für die kommende Zweitliga-Saison gewappnet sieht. "Wir haben eine gute Mannschaft und werden eine erfolgreiche Spielzeit haben", ist er sich sicher. "Kuschen vor den Topteams brauchen wir jedenfalls nicht."

(RP/rl)
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