MSV Duisburg Neuzugang Eichner bereichert den MSV

Duisburg · Der Linksverteidiger bringt nicht nur Erfahrung mit – er ist eloquent, humorvoll und brennt darauf, Fußball zu spielen.

 Bereit für gemeinsame Taten: MSV-Neuzugang Christian Eichner (vorn) und Trainer Karsten Baumann.

Bereit für gemeinsame Taten: MSV-Neuzugang Christian Eichner (vorn) und Trainer Karsten Baumann.

Foto: Christoph Reichwein

Der Linksverteidiger bringt nicht nur Erfahrung mit — er ist eloquent, humorvoll und brennt darauf, Fußball zu spielen.

Klar, bei 139 Erst- und 81 Zweitligaspielen hat Christian Eichner eines reichlich: Erfahrung im Fußball. Das ist auch das erste, das Karsten Baumann, der Trainer des Drittligisten MSV Duisburg, an seinem neuen Linksverteidiger anspricht: "Da ich in Köln wohne, habe ich ihn öfter spielen sehen", sagt Baumann über den Ex-FC-Profi. "Auch von seinen anderen Stationen war er mir natürlich bekannt. Er bringt viel Erfahrung mit, die wichtig auf dieser Position ist. Wir sind froh, ihn bekommen zu haben."

Doch nur mit "Erfahrung" ist Eichner noch nicht einmal ansatzweise beschrieben. Und so ergänzt Baumann: "Wir haben letzte Woche viel darüber geredet, dass Führungsspieler vorangehen müssen. ,Eiche' ist vielleicht ein kleiner Baustein, der uns noch gefehlt hat. Ich erwarte von ihm nicht nur, dass er die linke Seite zumacht. Er ist ein Mehrwert für die Mannschaft."

Eichner ist erst einmal nur froh, überhaupt "Teil einer Mannschaft und wieder im Wettbewerb" zu sein und ergänzt lachend: "Ich habe oft genug die Spülmaschine ausgeräumt daheim." Denn der 31-Jährige hat harte Monate hinter sich: Als sein am 30. Juni 2013 auslaufender Vertrag in Köln nicht verlängert wurde, war er plötzlich arbeitslos.

"Ich hatte im Sommer nicht den Briefkasten voll vor Angeboten", erinnert sich Eichner. "Es waren einige Angebote aus dem Ausland dabei, aber das war für mich nie ein Thema." Zunächst hielt er sich in der Trainingsgruppe II des Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim fit, als die aufgelöst wurde, trainierte er beim Fünftligisten TSV Grunbach und mit einem "Personal Trainer, wie es so schön heißt", so Eichner, der ergänzt: "Das war dann schon ein relativ normaler Trainingsalltag. Nur halt allein. Was mir abging, war das Spiel."

Denn das eine, richtige Angebot war im Sommer nicht dabei. "Schwierig waren die Momente, wo du mit Leuten Verabredungen hattest und dann hörst du nix mehr oder kriegst eine Absage. Eine Absage ist da sogar noch besser — dann weißt du, woran du bist", erzählt Eichner und schiebt sofort nach: "Das ist kein Jammern, aber man realisiert erst dann alles, wenn man sehnlich 87 Mal am Tag aufs Handy schaut, um den einen Anruf, die eine sms zu kriegen."

Doch das Handy blieb zunächst stumm und so stand Eichner, der sein Studium der Mathematik, Ethik und Geografie mit seinem Wechsel zum 1. FC Köln hatte abbrechen müssen, plötzlich vor dem Karriereende. "Da muss man realistisch sein", meint Eichner, der in rund einem Jahr sein neues Studium, Sportmanagement, abgeschlossen haben will, und ergänzt: "Ich bin so strukturiert und erzogen worden, dass ich einen Plan B hatte — aber der bleibt jetzt bei mir, weil er aufgeschoben ist."

Denn nun ist er wieder im Fußball-Geschäft und hat für den MSV sogar Angebote aus der Zweiten Liga ausgeschlagen. Warum? "Das Bemühen, das Werben um meine Person — das war einfach toll", sagt Eichner. "Das saugt man nach den sechs, sieben Monaten dreifach auf. Diese Wertschätzung zu erhalten — man merkt erst dann, wie gut das tut, wenn man sie so lange nicht hatte." Dennoch waren die Verhandlungen "ein zähes Ringen", wie Baumann berichtet. "Ich habe ein bisschen länger gebraucht", stimmt Eichner zu. "Das hatte nichts mit dem MSV oder der Liga zu tun, sondern es war eine familiäre Geschichte, bei der man eine Einheit bildet", ergänzt der Familienvater, der nun auf seine Frau und seine kleine Tochter Smilla vorerst verzichten muss. Beide bleiben "zwischen Karlsruhe und Stuttgart" wohnen. "Es gibt sicher angenehmere Situationen, aber es ist alles okay", betont Eichner.

Als Familienersatz — sofern das möglich ist — müssen nun seine neuen Mitspieler herhalten. "Die Gespräche in der Kabine habe ich vermisst", sagt Eichner mit einem versonnenen Lächeln. Den 2:1-Sieg gegen Leipzig hat er im Internet verfolgt, in Chemnitz am Samstag könnte er schon spielen. Eichner bremst: "Ich weiß, es ist eine Floskel, aber ich muss wirklich von Tag zu Tag schauen, wie es läuft. Ich freue mich erst einmal auf den Ball und Bewegung im Kreis der Mannschaft. Ich werde auf alles vorbereitet sein." Genug Erfahrung dazu hat er ja.

(RP)
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