MSV Duisburg Neues Kraftpaket in der Abwehr

MSV Duisburg · Der 24-jährige Adli Lachheb, der für Erzgebirge Aue in zwei Jahren 55 Zweitligaeinsätze absolvierte, sucht beim MSV eine neue Herausforderung. Nach dem Abgang von Bruno Soares soll er die Innenverteidigung stärken.

 Für Adil Lachheb gibt es ein Wiedersehen mit seinem Ex-Klub.

Für Adil Lachheb gibt es ein Wiedersehen mit seinem Ex-Klub.

Foto: Archiv

Für einen Moment hatte Adli Lachheb gestern für verschreckte Gesichter gesorgt. Am Tag zuvor pausierte er bereits im zweiten Training, gestern dann verließ er nach der Einheit mit dicker Eispackung ums Knie das Gelände. Doch noch im Weglaufen gab der Neuzugang des MSV Duisburg bereits Entwarnung. "Ich habe einen Schlag aufs Knie bekommen", sagte er, "nichts Wildes".

Beim Testspiel gegen 1860 München war der gebürtige Tunesier aber schon wieder dabei, der über die ersten Wochen bei seinem neuen Verein nur Positives zu berichten hat. "Es macht großen Spaß mit den Jungs", sagt Lachheb. "Es läuft alles sehr harmonisch ab, und trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir auch sportlich auf einem guten Weg sind. Der Teamgeist ist bestens, dennoch ist in der aktuellen Phase auch der Konkurrenzkampf zu spüren."

Athletisches Erscheinungsbild

Es geht um die Plätze in der Startelf — und in Duisburg hofft man darauf, dass der gebürtige Tunesier die Lücke schließen kann, die Bruno Soares nach seinem Wechsel zum Bundesligisten Fortuna Düsseldorf hinterlassen hat. Mit seinen 1,94 Metern Körpergröße und seinem athletischen Erscheinungsbild steht er dem Brasilianer zumindest körperlich in nichts nach. "Ich bin nicht nach Duisburg gekommen, um nur auf der Bank zu sitzen", hatte der Abwehrmann bereits bei seiner Vorstellung im Mai selbstbewusst formuliert. "Ich wollte den nächsten Schritt gehen und freue mich auf die neue Herausforderung."

Duisburg, das sei zwar alles ein bisschen größer als im beschaulichen Aue, "Aber wenn ich die kleine Lösung gesucht hätte, wäre ich im Erzgebirge geblieben", fügte der baumlange Verteidiger an, der für Erzgebirge Aue in den vergangenen zwei Jahren 55 Zweitligaspiele absolvierte. Der MSV und seine Infrastruktur habe ihn von Anfang überzeugt. "Ich habe mich gefreut, als Ivo Grlic bei mir angefragt hat. Er hat sich sehr bemüht, und es war von Anfang an ein gutes Miteinander", sagt Lachheb. Der Besuch in Duisburg habe ihn dann überzeugt. "Ich war positiv überrascht von den Trainingsbedingungen und der Umgebung, so dass ich mich trotz anderer Angebote für den MSV entschieden habe."

2007 kickte er erstmals in Deutschland. Für anderthalb Jahre war Frankfurt die erste deutsche Heimat des Tunesiers, der dort für Kickers Offenbach verteidigte. "Insofern fällt mir die Umstellung auf die Großstadt gar nicht so schwer, wie viele glauben", erklärt Lachheb, der bisher noch im Hotel übernachtet und auf Wohnungssuche in Duisburg ist. "Die viel größere Umstellung war der Umzug von Tunesien nach Deutschland."

Nicht nur sprachlich, auch kulturell und sportlich "war das für mich wie in eine neue Welt zu kommen", erinnert sich Lachheb und fügt augenzwinkernd an: "In Deutschland angekommen, musste ich dann feststellen, dass ich mit zwei neuen Welten konfrontiert bin. Der Osten und der Westen."

Vor seiner Zeit in Aue spielte der Abwehrspezialist von 2008 bis 2010 beim Halleschen FC, dem Gegner des MSV in der ersten DFB-Pokalrunde. Lachheb warnt: "Das Spiel wird nicht einfach. Einen Großteil der Mannschaft kenne ich noch aus meiner Zeit dort. Das ist eine gute Truppe mit Aufstiegseuphorie, die nicht zu unterschätzen ist."

Inzwischen ist die Eingewöhnungszeit längst vorbei. Auch die Sprache beherrscht der 24-Jährige erstaunlich gut, der in nur acht Monaten an der Uni deutsch gelernt hat. Adli, das heiße übersetzt: der Gerechte. Ob er das ist? "Das müssen andere entscheiden", sagt der Musik- und Computer-Fan, der sich selbst als "Kämpfertyp" bezeichnet. "Unfair bin ich dabei jedoch nie, obwohl ich in der letzten Saison zweimal vom Platz geflogen bin. Aber ich bin eben auch niemand, der im Spiel zurückzieht."

Eine Doppelbelastung mit der Nationalmannschaft hat Lachheb derzeit nicht, wenngleich der Fußballer gerne für sein Heimatland spielen würde. "Das ist mein Traum. Ich wurde schon einmal ins Nationalteam berufen, doch leider wurde die Partie im Zuge des arabischen Frühlings abgesagt", schildert Lachheb, der dieser verpassten Chance nicht nachtrauert. "Ich glaube fest daran, dass ich irgendwann das Nationaltrikot trage."

Bis dahin liegt sein ganzes Augenmerk auf dem MSV. "Für uns ist es enorm wichtig, einen guten Start zu erwischen", sagt der Tunesier. "Weitere Ziele sollten wir uns erst einmal gar nicht setzen. Wenn die ersten Spiele gut verlaufen sind, dann sollte man über Erfolgsaussichten sprechen."

(RP)
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