MSV Duisburg MSV wehrt sich gegen radikale Fans

Duisburg · Der Fußball-Drittligist informiert über das Vorgehen bei Ausschreitungen und erklärt, was er nicht leisten kann.

Lizenzentzug für den MSV Duisburg: Reaktionen
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Foto: dpa, kku jai

Anfang November bewiesen MSV-Fans beim Drittliga-Fußballspiel in Osnabrück Zivilcourage: Vier Chaoten in blau-weißen Trikots hatten auf der Familientribüne Bengalos gezündet, sie wurden jedoch von Anhängern der "Zebras" der Polizei gemeldet.

Laut Deutschem Fußball-Bund (DFB) darf der MSV die dafür vorgesehenen Verbandsstrafen auf die Täter umlegen — in diesem Fall waren es 1500 Euro. Der Sicherheitsbeauftragte des VfL Osnabrück, Bruno Richter, sagte damals: "Dass Duisburger die Polizei auf diese Personen aufmerksam gemacht haben, und sich darüber hinaus noch als Zeugen zur Verfügung gestellt haben, ist ein ungewöhnlicher und lobenswerter Vorgang."

Dessen Wiederholung in solchen Fällen ausdrücklich erwünscht ist. Das ist die Kern-Aufforderung, die aus einem umfangreichen Statement des MSV hervorgeht. Da heißt es unter der Überschrift "Erklärung zum Vorgehen gegen Gewalt und extremistische Tendenzen im Umfeld des MSV Duisburg": "Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass wir auf Hilfe angewiesen sind. Wer extremistisches oder gewalttätiges Verhalten wahrnimmt, ist aufgefordert, seine Wahrnehmungen umgehend mitzuteilen. Nur so können wir Ermittlungen einleiten, die dann auch zu Sanktionen führen."

"Personen, die offensichtlich rechtsextrem motiviert waren"

Zuletzt kam es leider immer wieder zu "Auffälligkeiten" beim blau-weißen Anhang und entsprechenden Strafen. Der MSV listet auf: "Während des DFB-Pokalspiels im Sommer 2012 beim Halleschen FC fielen mehrere Personen auf, die offensichtlich rechtsextrem motiviert waren. Unter anderem wurde eine Fahne mit der Aufschrift ,Good night left side' gezeigt." Die Reaktion des MSV nach dem regelmäßigen Austausch mit Polizei und Staatsschutz: "Gegen einwandfrei ermittelte Täter wurden mehrere Stadionverbote ausgesprochen."

Im August 2013 skandierten nach dem Spiel gegen Regensburg die Fans ein lautstarkes ,Sieg' in Richtung Mannschaft, welches durch zwei Personen um den Ausruf ,Heil' verlängert wurde. Eine dieser Personen wurde mit bundesweitem Stadionverbot belegt, die Staatsanwaltschaft hat aber ein weiteres eingeleitetes Strafverfahren eingestellt.

Im Herbst 2013 kam es nach dem Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken am Fan-Container vor der Schauinsland-Arena zu einer Schlägerei zwischen MSV-Gruppierungen: Drei beteiligte Personen erhielten bundesweite Stadionverbote.

Im Dezember 2013 kam es während des Spiels in Heidenheim zu einer handfesten Auseinandersetzung im Fanblock, als ein Transparent ausgerollt wurde. Hiervon gibt es noch keine Auswertungen.

Die bislang letzte "Auffälligkeit" gab es vor zweieinhalb Wochen: Rund um das Spiel bei Borussia Dortmund II am 22. Februar gab es verschieden gewalttätige Vorfälle, sowohl im Bahnhof in Essen auf dem Hinweg als auch im Gästeblock während der Begegnung, an der Bahnhaltestelle in Dortmund und bei der Rückkehr im Hauptbahnhof Duisburg. Der MSV sprach 28 zeitlich begrenzte Hausverbote aus — ob diese in bundesweite Stadionverbote ausgeweitet werden, obliegt dem DFB und Borussia Dortmund.

"Großteil der Fans einwandfrei"

Der MSV betont zwar: "Der Großteil unserer Fans verhält sich einwandfrei. Gerade im letzten Sommer haben die Fans sehr eindrucksvoll bewiesen, mit welch friedlichen Aktionen sie ,Streifen gezeigt' haben." Doch er weiß auch: Bei den Landtagswahlen haben 2012 die Parteien ,pro NRW' und ,NPD' 3,45 Prozent aller Zweitstimmen in Duisburg erhalten. Da das Stadion ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist, können wir nicht ausschließen, dass es im Stadion oder in sozialen Netzwerken eben auch Menschen gibt, die mit dem rechten Gedankengut sympathisieren."

Der Wunsch des Klubs ist es, "künftig mit allen, die sich offen und ehrlich zum MSV bekennen, noch intensiver für unsere Ziele zu arbeiten. Das heißt im Gegenzug: Wir werden uns gegen das Auftreten von Gruppierungen, die nicht bereit sind, sich diesen Zielen anzuschließen, sondern den Namen unseres Traditionsvereins nutzen wollen, um ihr oft unfassbares Gedankengut zu verbreiten, mit allen uns zu Verfügung stehenden Möglichkeiten wehren!" Umso wichtiger seien Hinweise und eben Zivilcourage, wie sie MSV-Fans in Osnabrück zeigten.

(RP)
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