MSV Duisburg MSV trotzt der Führungskrise

Duisburg · Nach dem ersten Heimsieg der Saison verbessert sich der MSV Duisburg auf den 16. Tabellenplatz der zweiten Liga. Die Freude wird aber getrübt durch den Handbruch von Felix Wiedwald. Der Torhüter fällt bis Weihnachten aus.

2. Bundesliga 12/13: Duisburg - Aue
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Die Fans haben gesungen. Wer einen Sitzplatz hatte, brauchte ihn nicht mehr. Die letzten Sekunden haben sie alle stehend runtergezählt. Dann noch einmal Ecke, noch einmal Abschlag. Und Ende. Die Spieler des MSV Duisburg reckten die Arme in den Himmel, ließen den ermatteten Körper auf den tiefen Rasen fallen. Wer noch laufen konnte, stürmte auf Torwart Felix Wiedwald zu. Dann ab an den Zaun, um mit den Fans zu feiern.

Endlich, der erste Heimsieg. Zuletzt gab es so etwas am 29. April. Ebenfalls gegen Aue, ebenfalls 2:1. Vor 10 136 Zuschauern sendete die Mannschaft nach einer Woche voller Krisennachrichten auf einem ganz anderen Spielfeld ein notwendiges Lebenszeichen und verbesserte sich auf den Relegationsrang. "Die Mannschaft hat Großartiges in dieser Situation geleistet", schnaufte Trainer Kosta Runjaic durch.

Der Erfolg, so wichtig wie die Luft zum Atmen, wurde aber teuer erkauft. Denn wie sich erst nach der Partie herausstellte, brach sich Torhüter Felix Wiedwald den vierten Mittelhandknochen der linken Hand. Der 22-Jährige wurde direkt nach dem Abpfiff in der Duisburger Unfallklinik operiert. Bitter: Wiewald kann in diesem Jahr kein Spiel mehr bestreiten und fehlt damit in fünf Partien. Der philippinische Nationaltorwart Roland Müller soll ihn nun ersetzen. "Felix klagte bereits in der Halbzeitpause über Schmerzen. Die Hand wurde dann getapt, und nach kurzem Zögern hat er sich entschieden, weiterzuspielen", erklärte Trainer Kosta Runjaic.

Kampf war verlangt. Kampf wurde geboten. Wiedwald spielte die zweite Halbzeit mit lädierter Hand weiter und biss auf die Zähne. Der Keeper hatte in der ersten Hälfte die wackelige Defensive vor größerem Schaden bewahrt. In der 25. Minute zog Aues Jakub Sylvestr aus spitzem Winkel gleich dreimal ab — und jedes Mal konnte Wiedwald parieren. Lediglich beim 1:1 durch den Kopfball von Jan Hochscheidt (42.) war er machtlos.

Mit dem einen Gegentor waren die Zebras letztlich bestens bedient, denn Aue schürfte mindestens fünf große Chancen aus dem Duisburger Boden. Nur gut, dass die Hausherren vorgelegt hatten. Sören Brandy bediente Daniel Brosinski (29.), der aus 13 Metern mit links flach ins rechte Eck einschob. Überdies hatte auch Maurice Exslager eine Schusschance. Viel mehr brachten die Gastgeber im ersten Durchgang aber nicht zustande. Trainer Runjaic merkte an, dass seine Mannschaft in den letzten zehn Minuten vor der Pause teils "desorientiert war" und den Gegner somit ohne Bedrängnis aufgebaut habe.

Das war auch in der Anfangsphase des zweiten Durchgangs so. Nach dem Wechsel tat sich die Mannschaft noch schwerer, ein Durchkommen zu finden. Schiedsrichter Frank Willenborg wollte ebenfalls nicht mitspielen und verweigerte nach einem mit der Hand abgeblockten Schuss von Brosinski einen fragwürdigen Elfmeter.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Runjaic verletzungsbedingt bereits drei Mal auswechseln müssen. Antonio da Silva, der das Spiel in der ersten Halbzeit durchaus gestaltete, musste zur Pause mit einer Oberschenkelverletzung raus. Für ihn rückte Julian Koch ins defensive Mittelfeld, Zvonko Pamic besetzte die Spielmacherposition. Der nächste Schock folgte in der 52. Minute. Plötzlich kniete Andre Hoffmann, als Innenverteidiger für den gesperrten Branimir Bajic im Einsatz, auf dem Rasen.

Er klagte über Adduktorenprobleme, wurde durch Tanju Öztürk ersetzt. Anschließend verließ Goran Sukalo humpelnd und mit Wadenproblemen das Feld. Dustin Bomheuer wurde eingewechselt und machte wie alle anderen seine Sache prima. "Normalerweise lasse ich mich nicht so schnell auswechseln, aber ich habe einen Stich verspürt und hatte große Schmerzen. Ich hoffe, dass es nur eine Zerrung ist", sagte Sukalo, der wie alle anderen heute untersucht wird.

Der Kapitän verfolgte fortan von der Seitenlinie aus die Partie — und zeigte auch dort vollen Einsatz. Er gab Zeichen und Hilfestellungen an seine Mitspieler, die sich den Siegtreffer aufopferungsvoll erkämpften. Den entscheidenden Freistoß holte Maurice Exslager an der Strafraumgrenze heraus. Benny Kern streichelte diesen auf den Kopf von Sören Brandy, der sich mit seinem Kopfball zum 2:1 zum Mann des Sonntags krönte. "Wir wollten unseren Teil dazu beitragen, dass die Situation im Verein besser wird", fügte Sukalo an. "Und das ist uns gelungen. Die Jungs haben toll gekämpft, von der ersten Minute waren der Wille und Glaube da."

Die Fans honorierten diesen Einsatz. "Die Stimmung in den letzten Minuten war sensationell. Nur so, wie wir heute gekämpft haben, geht's. Das muss eigentlich selbstverständlich sein. Wir wissen was in der Chefetage los ist und wie viele Arbeitsplätze davon abhängen, dass wir gut spielen", sagte Andre Hoffmann. "Daher ist es unsere verdammte Pflicht, alles zu geben."

(RP/rl)
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