MSV Duisburg MSV hofft jetzt noch auf die 3. Liga

Duisburg · Rund 1500 MSV-Fans warteten vor der Arena auf die Entscheidung des Schiedsgerichts. Die Nachricht vom Zwangsabstieg kam nicht überraschend. Der Schwung der vergangenen Wochen soll nun mitgenommen werden. Die Politik fordert grundlegende Änderungen in den Vereinsstrukturen.

 Thomas "Dobi" Dobrowolski schlägt beim MSV seit dem letzten Heimspiel im alten Wedaustadion den Takt der Nordkurve. Er sagte gestern: "Selbst in der Kreisliga werde ich meinem Verein die Treue halten – für immer MSV!"

Thomas "Dobi" Dobrowolski schlägt beim MSV seit dem letzten Heimspiel im alten Wedaustadion den Takt der Nordkurve. Er sagte gestern: "Selbst in der Kreisliga werde ich meinem Verein die Treue halten – für immer MSV!"

Foto: Ralf Hohl

Adnan Shabanovic hat sich in den Schatten einer Baumgruppe verkrochen, sein Gesicht tief in die Hände vergraben. Während gleich neben ihm die immer gleichen Analysen und Schuldzuweisungen weitergehen, fühlt sich Adnan "nur noch leer". Drei Wochen hat er alles gegeben, wie er sagt. Hat den Jahresurlaub geopfert, die Familie vernachlässigt und alles getan, um seinen Verein zu retten. Als die Nachricht aus Frankfurt an der MSV-Arena durchsickert, sackt Adnan in sich zusammen. Nach Wochen zwischen Hoffen und Bangen hat die Entscheidung des Ständigen Schiedsgerichts die Wirkung eines Hammerschlags. Für Adnan, für seine Freunde, für den Großteil der rund 1500 Fans, die in der Gemeinschaft am Stadion Trost suchen.

 Hängende Köpfe: In den Stunden nach Bekanntwerden der Entscheidung zeigten sich viele Fans sehr niedergeschlagen.

Hängende Köpfe: In den Stunden nach Bekanntwerden der Entscheidung zeigten sich viele Fans sehr niedergeschlagen.

Foto: Hohl, Ralf (hohl)

Und dennoch hat sich etwas verändert. Das Wir-Gefühl, das die Fans in den vergangenen Wochen durch zahlreiche Aktionen erzeugt haben, wirkt auch im Moment des Scheiterns. Trotzig schleudern die Fans der Arena ihren Zebra-Twist entgegen. Schals werden geschwenkt und Thomas "Dobi" Dobrowolski schlägt seine Trommel. "Diese drei Wochen waren irgendwie auch das Geilste seit dem DFB-Pokalfinale", sagt er. Ein größeres Gemeinschaftsgefühl habe er lange nicht mehr erlebt.

 Auch spektakuläre Aktionen wie die Menschenkette von Fans vom Rathaus bis zur Arena halfen letztlich nichts.

Auch spektakuläre Aktionen wie die Menschenkette von Fans vom Rathaus bis zur Arena halfen letztlich nichts.

Foto: Hans-Ulrich Kreß

Wenige Meter weiter verteilt Hajo Schneider Mitgliedsanträge. Er hat den Solidaritätsmarsch organisiert. Nun will er die Zukunft mitgestalten, egal in welcher Liga. "Wir haben drei Wochen lang die positivsten Bilder erzeugt, die Duisburg lange gesehen hat. Das müssen wir mitnehmen. Weitermachen. Dann kommen wir wieder nach oben." Doch ganz so einfach wird es nicht gehen. Viele wollen nun auch Antworten, endlich Transparenz von ihrem Vorstand. Der kommt am Abend aus Frankfurt und stellt sich den Fans. (Bericht Seite D 3). Die Lizenzunterlagen für die Dritte Liga sind beim DFB eingegangen. Doch nicht nur die Fans, auch die Duisburger Politik fordert unabhängig von der Entscheidung des DFB grundlegende Änderungen im Verein.

"Die Verantwortlichen der Vergangenheit müssen klar benannt werden. Und dann muss eine Struktur, ein Konzept geschaffen werden, die einen ähnlich unverantwortlichen Umgang mit Sponsorengeldern verhindern", sagt Rainer Enzweiler (CDU), stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses. Vom Oberbürgermeister sei nun eine aktive Rolle zu erwarten. "Die Stadt muss klare Bedingungen vorgeben, wie sie sich den MSV in Zukunft vorstellt", fordert Enzweiler.

Sören Link (SPD), der sich den ganzen Tag über sein Smartphone auf dem Laufenden hielt, reagiert am späten Nachmittag: "Jetzt, wo die Entscheidung des Schiedsgerichts negativ für den MSV aufgefallen ist, bin ich nicht nur als Duisburgs Oberbürgermeister, sondern auch als Fan betroffen. Aber die Stadt Duisburg hat in der Vergangenheit schon viele Krisen überstanden — wir werden auch mit dieser umgehen.". Welche Konsequenzen für die Stadt entstehen, soll nun in Gesprächen geklärt werden.

Der Duisburger SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Bischoff will die Entscheidung des Schiedsgerichts "sofort als Chance zum Neuanfang" nutzen. "Die Befürchtungen sind eingetreten, das Wunder ist ausgeblieben", sagt Bischoff. Voraussetzung für einen Spielbetrieb in der Dritten Liga sei aber die Klärung der Finanzierung der Stadionmiete: "Das Land NRW ist zu vielerlei Hilfestellung bereit."

(RP/gre/can/anch)
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