Aufstiegstraum geplatzt MSV Duisburg zwischen Frust und Kampfansage

Duisburg · Der Traum ist aus: Der MSV Duisburg hat nach der Corona-Zwangspause seinen Vorsprung verspielt und den Aufstieg in die 2. Liga verpasst. Nächste Saison soll ein neuer Anlauf gestartet werden.

 Duisburgs Trainer Torsten Lieberknecht steht an der Seitenlinie.

Duisburgs Trainer Torsten Lieberknecht steht an der Seitenlinie.

Foto: dpa/Marius Becker

Zerknirschte Mienen, müde Fußballer und eine Kampfansage: Der geplatzte Traum von der Rückkehr in die 2. Bundesliga hat beim MSV Duisburg sowohl große Enttäuschung als auch eine Trotzreaktion ausgelöst. „Natürlich ist jetzt eine gewisse Leere da. Aber Fakt ist auch, dass wir die Ärmel hochkrempeln müssen und in der neuen Saison wieder angreifen werden“, sagte MSV-Sportdirektor Ivica Grlic nach dem Saisonabschluss in der 3. Liga. Während die Spieler sichtlich niedergeschlagen den Rasen der Duisburger Arena verließen, richtete Grlic den Blick nach vorne. „Jetzt müssen wir uns schütteln, ab nächster Saison heißt es wieder voller Angriff und dann versuchen aufzusteigen.“

Trotz eines 4:0-Sieges am 38. Spieltag gegen die SpVgg Unterhaching blieb den Duisburgern am Samstag nur der fünfte Platz in der Abschlusstabelle. Vergeblich hatte der MSV im Fernduell mit dem FC Ingolstadt auf einen Patzer des Konkurrenten gehofft: Ingolstadt machte mit einem 2:0-Erfolg bei 1860 München die Teilnahme an der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg perfekt, neben Eintracht Braunschweig schafften auch die Würzburger Kickers den direkten Aufstieg.

Der MSV scheiterte indes auf der Zielgeraden. „Wenn man lange oben steht, möchte man natürlich auch aufsteigen, aber wir haben in den letzten Wochen zu viele Punkte her geschenkt“, meinte Grlic. Tatsächlich waren die Zebras die großen Verlierer nach der Corona-Zwangspause. Vom 14. bis zum 32. Spieltag rangierte der Traditionsclub ununterbrochen auf dem ersten Tabellenplatz. Die gute Ausgangsposition für den möglichen direkten Aufstieg wurde aber insbesondere im Saison-Schlussspurt verspielt.

„Die Intensität war in den letzten Wochen sehr belastend, ich habe die Jungs ständig aufgebaut“, erklärte Trainer Torsten Lieberknecht und monierte den vom Deutschen Fußball-Bund angesetzten straffen Spielplan mit elf Begegnungen in fünf Wochen nach dem Re-Start. Mehrere MSV-Profis waren im Juni verletzt ausgefallen und hatten Lieberknecht in der wichtigen Saisonphase gefehlt. „In dieser Mannschaft steckt durchaus Potenzial für einen gesunden Aufstieg“, befand der Coach.

„Wenn man alle drei Tage spielen muss, ist das mit den ganzen Reisen ein Pensum, aber das hatten die anderen Mannschaften auch“, meinte Grlic. Unabhängig von Corona hatten die Duisburger bereits unmittelbar nach der Winterpause eine Schwächephase, in der es verpasst wurde, den Vorsprung an der Tabellenspitze auszubauen.

Nach dem Abstieg aus der 2. Liga vor einem Jahr hatten Grlic und Lieberknecht im Kader einen Komplettumbruch mit vielen neuen Spielern vorgenommen. In wichtigen Phasen fehlte bisweilen die nötige Reife für den Aufstieg, doch Grlic sieht im aktuellen Team ein Gerüst für die Zukunft. „Das sind junge Spieler aus der Region. Die Mannschaft hat eine gute Mentalität gezeigt, sie hat einen sehr guten Charakter. Das sind Dinge, auf die es sich aufbauen lässt“, sagte der Sportdirektor.

MSV-Präsident Ingo Wald wies in den vergangenen Wochen mehrfach auf die finanziell prekäre Situation des Clubs hin und bekräftigte, dass jedes weitere Jahr in der 3. Liga vor allem aus wirtschaftlicher Sicht gefährlich sei. Durch den fünften Tabellenplatz hat sich der MSV aber zumindest die Teilnahme am DFB-Pokal der Saison 2020/21 gesichert. In der abgelaufenen Saison erhielt jeder Verein für die erste Runde eine Prämie von 175 500 Euro. Zudem wurde vor wenigen Tagen der auslaufende Vertrag mit dem Touristikunternehmen Schauinsland-Reise als Namensgeber für die Duisburger Arena unabhängig von der Spielklassenzugehörigkeit um ein Jahr verlängert.

(dpa/old)
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