Duisburg im Abstiegskampf 5 Dinge, die dem MSV Hoffnung machen

Als Tabellenvorletzter steckt der MSV Duisburg mitten im Abstiegskampf der Dritten Liga. Zwei Trainer mussten schon gehen. Die Lage ist ernst, doch es gibt auch Gründe für Optimismus.

 Ein Fan hält einen MSV-Schal in die Höhe.

Ein Fan hält einen MSV-Schal in die Höhe.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Vor dem MSV Duisburg stehen entscheidende Wochen. Der Klub steckt mittendrin im sportlichen Überlebenskampf, der Absturz in die Viertklassigkeit droht. Doch es gibt gute Gründe, darauf zu hoffen, dass sich der Klub aus der misslichen Lage befreit. Wir nennen fünf.

1. Der neue Trainer

Torsten Lieberknecht, entlassen. Gino Lettieri, entlassen. Richten soll es nun Pavel Dotchev. Frei nach dem Motto „Aller guten Dinge sind drei“. Und der 55-Jährige stellte gleich mal klar, dass er keineswegs wegen des Geldes nach Duisburg gekommen sei. „Ich bin hier, weil ich eine Perspektive sehe und weiß, dass wir es schaffen können“, sagte Dotchev, für den das Engagement beim MSV „Ehre“ und „Herausforderung“ zugleich ist.

Dotchev gilt als „Drittliga-Spezialist“. 268 Drittliga-Spiele als Trainer hat er mittlerweile auf dem Konto - so viele wie kein anderer. Vor Duisburg trainierte er bereits Hansa Rostock, mit denen er 2005 den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte, Sandhausen, Preußen Münster und Erzgebirge Aue. Zuletzt war er bei Liga-Konkurrent Viktoria Köln tätig, wo er erst am 24. Januar von seinen Aufgaben als Cheftrainer entbunden wurde. Beim Aufsteiger entlassen, beim MSV nun der erhoffte Heilsbringer - und das innerhalb einer Liga und nur weniger Tage. Im Abstiegskampf scheint alles möglich. Hinzu kommt, dass auch Dotchevs Job an einer erfolgreichen Mission hängt. Gelingt der Klassenerhalt, verlängert sich sein bis zum Saisonende laufender Vertrag um ein Jahr.

2. Die Anhänger

 „Du hast dir ja den Verein ausgesucht. Du wechselst ja auch nicht nach sechs Jahren die Frau, wenn die mal ein Bein verliert“, sagt MSV-Fan Danny in der Sportschau-Doku „Nie mehr erste Liga? Traditionsvereine nach dem Absturz II“. So wie Danny, der seinen MSV auch gerne als „Scheiß-Verein“ bezeichnet, dürfte es vielen gehen, die es mit dem MSV halten. Eine Art Hass-Liebe.

Auch in der laufenden Saison steht die Zuneigung mal wieder auf dem Prüfstand. Mehr als einmal versammelten sich die Anhänger vor dem Stadion, um auf die Klub-Führung zu schimpfen und ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Und doch könnten die Duisburger Anhänger ein großes Pfund im Kampf um den Klassenerhalt sein. Im ersten Spiel nach der Entlassung von Lettieri hatten mehrere Hundert Anhänger die Mannschaft vom Parkplatz aus über die gesamten 90 Minuten mit einem Hupkonzert unterstützt und so für eine außergewöhnliche Kulisse in einer zu Pandemie-Zeiten gewohnt weitgehend leeren Arena. Das Team bedankte sich mit einem 3:1-Sieg. Fans hinter sich zu wissen, die bedingungslos zu ihrem Verein stehen, sollte bei den Spielern Kräfte freisetzen.

3. Das Restprogramm

22 Spiele wurden in der Drittliga-Saison 2020/21 ausgetragen. Gewonnen hat der MSV lediglich vier davon. Mit 21 Punkten steht der Revierklub auf dem vorletzten Platz. Trotz der schwachen Bilanz ist das rettende Ufer nur einen Zähler entfernt. Und noch sind 16 Duelle (sieben Heimspiele, neun Auswärtspartien) in der laufenden Spielzeit zu bestreiten, 48 Punkte zu vergeben. 44 Zähler reichten dem FSV Zwickau in der vergangenen Saison zum Klassenerhalt. Zwei Jahre zuvor entkamen Eintracht Braunschweig und Sonnenhof Großaspach knapp dem Absturz in die Viertklassigkeit – mit 45 Punkten. Alle drei Teams standen allerdings nur jeweils wegen der besseren Tordifferenz über dem Strich. Jedes (Gegen-)Tor kann entscheidend sein – und sollten dem MSV ein weiteres Warnsignal sein: Aktuell weisen die Zebras die schwächste Tordifferenz aller Drittligisten auf (-11). Mit 38 Toren hat man zudem die meisten Gegentreffer kassiert.

4. Die Transfers

In vielen Partien fehlte es dem MSV an Torgefahr, Stabilität, Kreativität und Selbstvertrauen. Die Meidericher haben das Winter-Transferfenster daher genutzt, um den Kader nochmal anzupassen und nachzubessern. Vor allem an vorderster Front bestand nach dem langfristigen Ausfall von Top-Torjäger Vincent Vermeij dringender Handlungsbedarf. Die Lücke im Sturm soll nun Aziz Bouhaddouz schließen – und die Zebras zum Klassenerhalt schießen. Der Marokkaner, der ablösefrei vom SV Sandhausen zum MSV wechselte, weist die Erfahrung von 186 Zweitligaspielen für den FSV Frankfurt, den FC St. Pauli und Sandhausen auf. Dabei gelangen ihm 44 Treffer und 22 Torvorlagen. „Aziz ist ein erfahrener Stürmer, der unserem Angriffsspiel mit seiner Robustheit helfen wird“, sagte MSV-Sportdirektor Ivo Grlic. Zuvor hatte der MSV schon Marlon Frey (SV Sandhausen), Federico Palacios (Jahn Regensburg) und Stefan Velkov (KFC Uerdingen) verpflichtet.

 5. Die Konkurrenz

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie setzen auch den Klubs in der 3. Liga stark zu. Der MSV kämpfte lange Zeit um das wirtschaftliche Überleben, konnte seine dringlichsten Finanzprobleme aber vorerst beseitigen und hat die Nachlizenzierung erhalten. Dramatischer sieht es dagegen beim Kostenpflichtiger Inhalt KFC Uerdingen und Türkgücü München aus. Nach dem Rückzug mächtiger Investoren ist die unklare finanzielle Situation bei beiden Klubs unklar. Die KFC-Fans bangen aktuell mehr denn je um die Zukunft des Profisports in Uerdingen. Am Mittwoch hat der KFC einen aus der Not geborenen Strategiewechsel vorgenommen und eine Insolvenzverfahren eröffnet. Zwar erklärte ein Sprecher des Rechtsanwalts Claus-Peter Kruth von der Düsseldorfer Kanzlei Andres und Partner, dass der Geschäfts- und der Spielbetrieb des KFC Uerdingen in der dritten Fußball-Liga in Abstimmung mit dem Deutschen Fußball-Bund ohne Einschränkung aufrechterhalten werden soll. Klar ist aber auch, dass der Verein ohne finanzielles Engagement von Sponsoren keine Zukunft hat. Es ist also nicht gänzlich auszuschließen, dass es in dieser Saison wirtschaftliche Absteiger gibt, die sportliche drin lassen.

(old)
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