Lieberknecht klärt die Schuldfrage Duisburg schöpft trotz der fünften Heimpleite neuen Mut
Duisburg · Der MSV Duisburg hat auch das fünfte Heimspiel in dieser Saison verloren. Gegen den FC St. Pauli verloren die Zebras mit 0:1 (0:0). Entscheidend war eine Unachtsamkeit kurz vor Ende der Partie.
Andreas Wiegel wollte nicht so wirklich raus mit der Sprache. Als der Duisburger Rechtsverteidiger über die entscheidende Szene der Partie sprach, wich er größtenteils aus. Vorher hatte der MSV Duisburg auch sein fünftes Heimspiel in dieser Spielzeit verloren. Sami Allagui köpfte den FC St. Pauli in der 84. Minute nach einem Eckball zum 1:0-Erfolg. Der deutsch-tunesische Angreifer kam unmittelbar vor seinem Treffer ins Spiel. Und genau diese Auswechslung entpuppte sich als Schlüsselmoment.
Allagui ersetzte den angeschlagenen Christopher Buchtmann. Ein Wechsel, der in einer hitzigen Schlussphase zunächst beinahe unterging, ein Eckball stand an – einer, der die Begegnung schlussendlich entscheiden sollte. Wiegel verpasste es, seinen neuen Gegenspieler bei der Standardsituation aufzunehmen. So konnte Allagui freistehend aus knapp fünf Metern einköpfen. „Es darf uns nicht passieren, dass ein Spieler im Fünf-Meter-Raum den Ball, ohne zu springen, reinmacht. Wir haben klare Zuordnungen“, sagte MSV-Kapitän Kevin Wolze. Doch so ganz wollte das der Duisburger Protagonist dieser Szene nicht bestätigen.
Ehrenwert war es allemal, dass sich Wiegel nach Abpfiff stellte, obwohl er dort wohl schon wusste, wer der Hauptschuldige an diesem Gegentor war. Aufklären wollte er dies aber nur bedingt. „Ich nehme mich da mit ein“, sagte er zwar. Aber: „Wir müssen da klarere Ansagen treffen. Wenn Allagui neu ins Spiel kommt, müssen wir besser kommunizieren.“ Nun ist es in vielen Fällen so, dass der eingewechselte Akteur einfach von dem Spieler übernommen wird, der zuvor dem Ausgewechselten zugeteilt war. Wiegel hatte sich zuvor um Buchtmann gekümmert. Hier hätte also klar sein müssen, dass der Duisburger Verteidiger Allagui aufnehmen muss. Und deshalb konnte MSV-Trainer Torsten Lieberknecht die Aussagen von Wiegel auch nicht unterschreiben. „Man kann es schon genau zuordnen“, sagte er. „Fakt ist, dass Wiegel der freie Mann war und die Ordnung verloren hat. Da hat er geschlafen.“
Es war nicht die einzige Szene die dem Trainer missfiel. Denn Duisburg hätte in der zweiten Hälfte auch in Führung gehen können. In der 69. Minute forderten die Zebras vehement einen Strafstoß. Kurz vor der Linie klärt Jeremy Dudziak in höchster Not vor dem heranstürmenden Ahmet Engin, traf den MSV-Akteur dabei aber auch im Gesicht. Kein Muss-Elfmeter. Ein Kann-Elfmeter aber allemal. Das musste auch St.-Pauli-Trainer Markus Kauczinski zugeben. „Man kann da durchaus Elfmeter geben. Wir haben momentan auch das nötige Quäntchen Glück“, sagte der Coach. Dem schloss sich Lieberknecht an. „Das wäre im Mittelfeld abgepfiffen worden“, sagte er.
Auch wenn es nach der fünften Heimniederlage des MSV nicht so aussieht: Aus diesem Spiel kann durchaus Mut für die kommenden Aufgaben geschöpft werden. Auf eine schwache erste Halbzeit folgte eine bessere zweiten Hälfte, was beweist, dass Lieberknecht die Fähigkeit besitzt, auf Spielentwicklungen adäquat zu reagieren. Der Trainer stellte in der Pause das System um, zog Lukas Fröde und Fabian Schnellhardt weiter zurück, um mehr Kontrolle im Spielaufbau zu erhalten. Der Plan ging über weite Strecken auf. „Wir hatten anfangs eine große Last auf unseren Schultern und keinen Zugriff auf die Partie. Durch die Umstellung haben wir mehr Ordnung ins Spiel bekommen“, sagte Lieberknecht.
Nun gilt es am kommenden Sonntag beim 1. FC Ingolstadt (13.30 Uhr/Sky) auch Zählbares nachzulegen. Bei den Schanzern kommt es bereits früh in der Saison zu einem echten Abstiegsgipfel. Ein sogenanntes Sechs-Punkte-Spiel. „In dieser Situation tut eine Niederlage doppelt weh, weil du dadurch auswärts wieder unter Druck gerätst“, sagte Lieberknecht, gab sich aber gleichzeitig kämpferisch. „Jetzt heißt es trotzdem: Kopf hoch und Brust raus!“