Analyse nach verpasstem Klassenerhalt Das bedeutet der Abstieg für den MSV Duisburg

Düsseldorf · Nach dem Abstieg des MSV Duisburg aus der 2. Bundesliga arbeitet der Klub an einer besseren Zukunft. Doch dafür müssen viele Probleme behoben werden. Zuvorderst müssen sich die Verantwortlichen die begangenen Fehler eingestehen.

 Die MSV-Spieler stellen sich nach dem Abstieg den Fans.

Die MSV-Spieler stellen sich nach dem Abstieg den Fans.

Foto: firo/Volker Nagraszus

Man stelle sich vor, Fußball wäre für die Fans des MSV Duisburg ein Wunschkonzert. Dann wäre der eigene Klub im Kampf um den Klassenerhalt noch voll dabei und hätte in der letzten Saisonpartie beim Hamburger SV ein echtes Endspiel. In der Realität sieht das gänzlich anders aus. Nach dem vergangenen Wochenende steht fest: Der MSV ist erneut in die 3. Liga abgestiegen.

Nun müssen die Duisburger schnell die Weichen für die Zukunft stellen. Was lief falsch? Wo besteht Hoffnung? Wie sieht es auf finanzieller Ebene aus? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was bedeutet der Abstieg für die Verantwortlichen?

MSV-Präsident Ingo Wald stellte sich unmittelbar nach dem feststehenden Abstieg sowohl hinter Sportdirektor Ivo Grlic als auch hinter Trainer Torsten Lieberknecht.  Stattdessen suchte er lieber die Schuld bei Anderen. Die Mannschaft sei zu Beginn der Saison nicht ganz fit gewesen, sagte er. Ein deutlicher Wink in Richtung Ex-Übungsleiter Ilia Gruev. Der Deutsch-Bulgare wurde allerdings nach dem achten Spieltag beurlaubt. Da sei die Frage erlaubt, was der MSV im Wintertrainingslager in Portugal getrieben hat? Festzuhalten bleibt, dass Duisburg in der Rückrundentabelle den letzten Platz belegt. Die Hinserie schloss man noch auf einem Nicht-Abstiegsplatz ab.

2. Bundesliga: MSV Duisburg steigt in die 3. Liga ab
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MSV Duisburg stürzt ins Tal der Tränen

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Bei aller Nibelungentreue dürfen die Hauptverantwortlichen für die Misere klar beim Namen genannt werden. Da gibt es den Manager, der den Kader zusammengestellt hat. Den Trainer, der es nicht geschafft hat, eine echte Einheit aus dieser Mannschaft zu formen. Und die Spieler, die über eine ganze Saison nicht ihr Potenzial ausschöpfen konnten. Dennoch werden auch in der kommenden Spielzeit dieselben Personen die Geschicke beim MSV leiten. „Ivo Grlic und Torsten Lieberknecht sind und bleiben unsere sportlich Verantwortlichen“, sagte Wald. Wohl auch, weil sich der Klub die dicken Abfindungen für Grlic und Lieberknecht nicht leisten kann.

Was bedeutet der Abstieg für den Klub?

Der MSV ist seit langer Zeit chronisch klamm. Vor sechs Jahren entzog das DFB-Schiedsgericht den Meiderichern die Lizenz, der Zwangsabstieg war die Folge. Davon hat sich der Klub nie wirklich erholt, Wald betont seitdem gebetsmühlenartig, dass Spielzeiten in der 3. Liga einem Horror-Szenario nahe kommen und ein Tod auf Raten sind. Dem Vernehmen nach fehlen dem MSV für die kommende Saison drei Millionen Euro im Etat. Der DFB will den Zebras die Drittligalizenz nur erteilen, wenn es den Verantwortlichen gelingt, diese Lücke fristgerecht zu schließen. Laut Wald gibt es aber leisen Grund zur Hoffnung. Hauptsponsor Schauinslandreisen bleibt an Bord. „Ich bin vorsichtig optimistisch“, sagte er. Bis zum 28. Mai muss der Klub die Bedingungen des DFB erfüllen.

Was bedeutet der Abstieg für die Fans?

Noch sind wenige Hoffnungsschimmer am Horizont zu erkennen. Bei den Fans kommt es nicht gut an, dass die Verantwortlichen die Hauptgründe für die katastrophale Saison nicht klar beim Namen nennen. Stattdessen würde Grlic „jeden Spieler erneut holen“. Zumindest gab Lieberknecht zu, dass es ihm nicht gelungen sei, eine Mannschaft zu formen. Anders als sein Präsident, der nicht bereit war Zugeständnisse zu machen, gar den Platzwart mit in die Verantwortung nahm, da es „keinen Alleinschuldigen gibt.“ Worte die beweisen, dass die Führungsriege der Meidericher in der eigenen Analyse viel erkannt haben - nur nicht die eigenen Unzulänglichkeiten.

Dass man es besser kann, müssen die Verantwortlichen nun unter Beweis stellen. Denn dem MSV droht ein gewaltiger Umbruch beim Spielerpersonal. Zwölf Verträge laufen ohnehin aus, einige Kontrakte gelten nur für die 2. Bundesliga. Es muss also nahezu ein kompletter Kader neu zusammengestellt werden. In Verbindung mit den sehr schlichten finanziellen Mitteln erwartet Grlic und Lieberknecht eine Mammutaufgabe. Immerhin: In den vergangenen Spielen hat bereits Eigengewächs Lukas Daschner auf sich aufmerksam gemacht. Für den MSV kann der Weg zurück in die Zweitklassigkeit nur über die eigene Jugend gehen.

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