MSV Duisburg Kentsch: "Uns fehlen 2,5 bis 3 Millionen"

Duisburg · Der Geschäftsführer des MSV Duisburg hält eine Insolvenz für unausweichlich, wenn der Klub die DFL-Bedingungen nicht erfüllen kann.

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Die Protagonisten der Jahreshauptversammlung des MSV Duisburg im Theater am Marientor hatten es eilig. Um zügig zum eigentlichen Anliegen des Abends zu kommen, der Änderung der Satzung, wurde den 368 Mitgliedern das Zahlenwerk des vergangenen Geschäftsjahres in aller Kürze vorgestellt.

Die Inhalte hatten es allerdings in sich und lassen erneut aufhorchen. Denn die Bilanz der KGaA, die Geschäftsführer Roland Kentsch für das zurückliegende Geschäftsjahr 2011/12 vorstellte, ist alarmierend. Insbesondere die schwierige sportliche Situation der vergangenen beiden Jahre habe "gravierende Spuren im Zahlenwerk hinterlassen", merkte Kentsch an. Zweimal konnte nur mit Mühe der Klassenerhalt geschafft werden. Was die Zahlen betrifft, sprach Kentsch von einem markanten Umsatzrückgang von 29,2 Millionen Euro auf 17,3 Millionen Euro.

Den Fehlbetrag des vergangenen Geschäftsjahres (1. Juli 2011 bis 30. Juni 2012) bezifferte er auf 3,302 Million Euro. Das negative Eigenkapital sei in diesem Zusammenhang von 2,9 Millionen Euro auf 6,2 Mio Euro gestiegen. Erstmals Ende 2012 habe der MSV wieder einen positiven Wert erreicht – was letztlich Voraussetzung war, dass dem MSV Punktabzug erspart blieb.

Zur Erinnerung: Erst im Dezember des vergangenen Jahres konnte der MSV eine Insolvenz abwenden. Laut Roland Kentsch entging der MSV damals nur knapp zwei Punktabzügen in Höhe von jeweils zwei Zählern. Gegenwärtig arbeitet der MSV mit Hochdruck an der neuen Lizenz. Die Aussichten auf Erfolg sind fraglich. Kentsch selbst warnte gestern Abend erneut vor einer Insolvenz.

Bis zum Donnerstag, 23. Mai, muss der MSV die Lizenzbedingungen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) erfüllen. Kentsch, der sich mehr Kontinuität in der Führungsebene wünscht, erklärte vor den 368 Mitgliedern: "Ich kann nicht versprechen, dass es gelingt, die geforderten Bedingungen rechtzeitig und vollständig zu erfüllen. Gelingt es uns nicht, wäre eine Insolvenz unausweichlich."

Laut Kentsch muss der MSV in den verbleibenden sieben Tagen eine Finanzierungslücke von 2,5 bis drei Millionen Euro schließen.

Der Geschäftsführer verwies dabei auch auf die gestiegenen Verbindlichkeiten. Die Änderung der Satzung, die bis in die Nacht hinein diskutiert wurde, könnte für die Senkung der Stadionmiete den entscheidenden Impuls geben. Eine dauerhafte Reduzierung könne überlebenswichtig sein, wie es hieß. Kentsch bestätigte, dass die Miete für das Stadion momentan rund vier Millionen Euro jährlich beträgt. Die Gesamtbelastung liegt bei fünf Millionen Euro und soll "um einen namhaften Betrag in Millionenhöhe gesenkt werden".

Denkbar ist auch, dass die Fan-Anleihen wieder (oder weiterhin) Thema beim MSV werden (bleiben). Dem Vernehmen nach prüft der Verein die Umsetzung.

Die positive Bilanz des e.V, die zuvor Robert Philipps präsentiert hatte, geriet ob dieser Nachrichten der Profi-Abteilung zur Nebensache. Zur Vollständigkeit: Der Gesamtgewinn des vergangenen Geschäftsjahres belief sich für den e.V. auf 170 000 Euro. Auch der große Applaus, den Ivo Grlic erntete, schien angesichts dieser Botschaft schnell zu verpuffen. Der Sportdirektor wies auf die schwierige finanzielle Situation und deren Folgen für seine Arbeit hin. "Es werden viele Hindernisse auf uns warten", sagte Grlic.

Wunder dürfe man keine erwarten: "Das Wort Wiederaufstieg habe ich vorläufig aus meinem Vokabular gestrichen. Ich lebe die Politik der kleinen Schritte und werde alles tun, damit eine neue, erfolgreiche Ära beginnt", so Grlic der noch eine Info mitlieferte: Der Vertrag von Sascha Dum hat sich automatisch verlängert. Nach RP-Informationen wird sich auch der Vertrag von Andreas Ibertsberger automatisch verlängern, sollte dieser am Sonntag gegen den SC Paderborn zum Einsatz kommen.

Noch vor der ersten Pause erfolgte die Entlastung des Vorstandes, den im ersten Halbjahr Dieter Steffen, Stefan Bock und Thomas Kretschmer bekleideten – und denen das Team um Andreas Rüttgers nachfolgte. Rüttgers erhielt nur eine Gegenstimme – ein deutliches Votum für den ehemaligen Vorsitzenden.

Die Entscheidung über die Satzungsänderung fiel gestern nach Redaktionsschluss. Der Vorstandsvorsitzende Udo Kirmse wies noch einmal eindringlich auf die Notwendigkeit hin: "Wir brauchen klare Zuständigkeiten und eine moderne, zukunftsweisende Satzung", so Krimse, der unmissverständlich klar machte, dass der Erhalt der alten Satzung "eine Katastrophe" wäre.

(RP/rl)
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