MSV Duisburg Heute ist alle Tage für den MSV

Duisburg · Bis 15.30 Uhr muss der Klub dem DFB den Lückenschluss bestätigen. Stadt und Finanzamt erlassen anfallende Steuern.

 Die aktuellste Fan-Aktion: Der spendable MSV-Anhänger (von hinten) und seine Gewinner, an die er die acht Dauerkarten verschenkt.

Die aktuellste Fan-Aktion: Der spendable MSV-Anhänger (von hinten) und seine Gewinner, an die er die acht Dauerkarten verschenkt.

Foto: Christoph Reichwein

Der Rosarote Panther Paulchen verabschiedete sich mit dem Satz: "Heute ist nicht alle Tage - ich komm' wieder, keine Frage." Für die Zebras gilt das nicht: Für sie ist heute alle Tage, denn wenn der MSV bis 15.30 Uhr dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht bestätigen kann, dass er die Deckungslücke im Etat geschlossen hat, dann war es das mit Profifußball in Duisburg.

Daran wollen die Fans natürlich nicht denken und sie haben in den vergangenen zwölf Tagen Unglaubliches geleistet. Ihr Engagement, ihr Enthusiasmus, ihre Aktionen und ihr Kampfeswille haben entscheidend mit dafür gesorgt, dass die Lücke, die am Abend des 15. Mai noch mit 2,7 Millionen Euro beziffert wurde, inzwischen nur noch weniger als eine Million beträgt. Ob sie den Fanshop "leerkauften", Generationenverträge abschlossen, Fan-Anleihen zeichneten oder sich Dauerkarten holten, obwohl die sportliche Zukunft ungewiss ist. Binnen elf Tagen brachten die Anhänger so mehrere Hunderttausend Euro zusammen - blau-weißer Wahnsinn.

Einer von ihnen möchte namentlich nicht genannt werden, aber er hat mit einer gewiss nicht alltäglichen Aktion für Aufsehen gesorgt: Er hat acht Dauerkarten gekauft und sie an Fans verschenkt, die finanziell nicht so gut gestellt sind. Warum tut man das? "Weil man vielleicht ein Herz für andere Menschen hat, die sich das nicht leisten können", sagt er. "Ich bin selber großer MSV-Fan und weiß, dass es dem Klub nicht so gut geht und er Geld gebrauchen kann. Ich wollte erst eine Generationenkarte kaufen, habe dann aber gedacht: 25 Jahre? So lange lebst du gar nicht mehr", sagt der 49-Jährige schmunzelnd. Er war gestern Nachmittag mit Blick auf die Deckungslücke zuversichtlich: "Zu 95 Prozent schaffen wir das. Das sollte klappen."

Bernd Maas, der MSV-Geschäftsführer, wollte das so schlankweg gestern nicht behaupten. Überhaupt wollte der Mann wenig sprechen. Er kümmerte sich darum, die notwendigen Unterlagen für die Übergabe an den DFB zusammenzustellen. "Ich bin im Stress und spreche später", sagte Maas auf Anfrage. Ob es denn klappt? Keine Antwort. Heute ist eben Zahltag. Gestern um 12 Uhr war Kassensturz. Die Wirtschaftsprüfer schauten, was an Verträgen vorliegt. Über die Höhe der Deckungslücke vor dem finalen Zählen gab es gestern unterschiedliche Meldungen. Die Summen pendelten zwischen 800 000 und 400 000 Euro. Weitere Gespräche standen da noch aus.

Ob die Deckungslücke wirklich geschlossen wurde, wissen die Zebras wohl sicher nicht vor heute Vormittag. Zudem ist ungewiss, was der DFB anerkennt: Offensichtlich gibt es bei dem einen oder anderen Vertag Interpretationsspielraum. Das Zittern geht also weiter. Anfang Juni erwartet man Rückmeldung aus Frankfurt. Inzwischen heißt es aber: Es kann bis Mitte des kommenden Monats werden. Am 25. Juli beginnt die neue Spielzeit. Eine ähnlich chaotische Situation wie im Vorjahr kann es also nicht geben.

Und das Drama soll sich nicht wiederholen. Gelingt es, die Lizenz zu bekommen, kann der MSV nur kurz durchschnaufen. Den Schuldenschnitt und die Stadionregelung gilt es offiziell zu machen. Zudem plant der Vorstand bereits die Lizenzierung für die übernächste Saison. Hintergrund: Der MSV will aufsteigen. Aber eine Garantie gibt es trotz der Investitionen in den Kader nicht. Deshalb soll es einen Plan B geben, der ein Überleben für ein weiteres Jahr in der dritten Klasse sichert. Freilich, dafür muss man erst einmal den Zuschlag für die kommende Saison bekommen.

Eine gute Nachricht hatte gestern Stadtkämmerer Peter Langner: Stadt und Finanzamt erlassen dem Klub die Steuern für den sogenannten "Sanierungsgewinn", der sich daraus ergibt, dass die Gläubiger auf ihr Geld verzichten. Das sollen die zunächst als Gewerbesteuer deklarierten 2,1 Millionen Euro sein.

Bleibt zu hoffen, dass der MSV die nötigen Unterlagen heute pünktlich zum DFB mailt - und nicht plötzlich fragt: "Wer hat an der Uhr gedreht?" Der Rosarote Panther lässt grüßen

(kew)
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