Msv Duisburg Hellmich attackiert seine Nachfolger

Duisburg · Auch nach dem Erhalt der Lizenz für die kommende Zweitliga-Spielzeit kehrt beim MSV Duisburg keine Ruhe ein.

 Walter Hellmich.

Walter Hellmich.

Foto: Uwe Anspach

Die Wirren um den MSV Duisburg gehen in die nächste Runde. Walter Hellmich hat nach dem Kraftakt zur Erfüllung der Lizenzbedingungen für die Zweite Liga an MSV-Geschäftsführer Roland Kentsch einen Brief geschrieben. Wie von Zauberhand gelangte eine Kopie des Dreiseiters an die BILD-Zeitung. So konnte dann jeder nachlesen, wie Hellmich mit seinen Nachfolgern im Amt abrechnet, seine Leistungen als Retter des MSV lobt und sein Geld zurück verlangt. Von Undankbarkeit ist die Rede und beschreibt "meine beispielhafte Rettungsaktion" zur Lizenzerteilung.

Von der rasanten sportlichen und wirtschaftlichen Talfahrt seit seinem Ausscheiden aus dem Amt im Jahr 2010 ist ebenfalls die Rede. Das Wort "Unverschämtheit" fällt in Zusammenhang mit den Gremien. Damit ist vor allem der Vorstand gemeint. Zu seiner Zeit sei die Stadionmiete pünktlich gezahlt worden. Jetzt fließe gar kein Geld mehr. Hellmich in dem Brief: "Das alles was sich nach meinem angekündigten Ausscheiden ereignet hat, ist unfassbar. Viel unfassbarer ist jedoch, dass dieser Personenkreis keinerlei Schuldbewusstsein hat und bis zum heutigen Tage so weiter macht."

Vorstand und Verwaltungsrat des MSV reagierten auf die lancierte Post mit einer eigenen Stellungnahme. Da ist dann "von betretenem Schweigen", mit dem man reagiert habe, zu lesen. Außerdem wolle man kein weiteres Öl ins Feuer gießen, sondern die Vorwürfe direkt mit Walter Hellmich klären. Da heißt es: "Eine Diskussion über Positionen, Lösungsansätze und persönliche Ressentiment hat nichts in der Öffentlichkeit zu suchen und schadet eindeutig nur einem, unserem geliebten MSV Duisburg." Die vom Vorstandsvorsitzenden Udo Kirmse unterzeichnete und von Chef des Verwaltungsrats Markus Räuber verschickte Stellungnahme drückt die Hoffnung aus, dass der MSV einer ruhigen und erfolgreichen Zukunft entgegen sehen möge. Angesichts der verklausulierten Drohung von Hellmich, die "als nicht notwendig erachteten Darlehen sollten ebenfalls in Gänze zurückgeführt werden", klingt das mehr nach Utopie als nach Realitätssinn.

Die wichtigsten Auszüge aus dem Schreiben:

Der finanzielle, sportliche und gesellschaftliche Niedergang des MSV ist für mich kaum zu ertragen, d.h. die Totengräber von innen und außen haben ganze Arbeit geleistet, so dass der MSV unmittelbar vor der Insolvenz steht. Seit meiner Rücktrittsankündigung (...) hat der AR des MSV e.V. nichts unversucht gelassen, destabilisierend auf das Gesamtgefüge des MSV einzuwirken. (...) Im weiteren folgten pausenlose Querelen (...) mit dem selbstgewählten I. Vorstand, mit Ehrenratsanhöhrungen, Ausschlussandrohungen, Verleumdungen etc. und später auch dort mit einem sehr zweifelhaften, beispiellosen Ablösungszenario. (...) Unter dem anschließend gewählten II. Vorstand ging das Rennen in den Abgrund mit erhöhter Intensität weiter. (...) Dass nach relativ kurzer Amtszeit auch der II. Vorstand aus dem Amt schied und ein III. Vorstand innerhalb von 2 Jahren (...) berufen wurde, zeigt das chaotische, ohne Rücksicht auf den Gesamt-MSV nehmende Verhalten der e.V. Gremien. Dass nunmehr die Hauptverantwortlichen dieses Desasters auch Mitglieder des KG-Aufsichtsrates sind, ist bemerkenswert. (...)

In der Zeit von Mitte 2002 bis Ende 2010 habe ich hauptverantwortlich als Vorstandsvorsitzender des e.V. und Aufsichtsratsvorsitzender der KGaA den MSV geführt. Der 2002 ebenfalls kurz vor der Insolvenz stehende MSV wurde gerettet und danach begann ein beispielhafter, sportlicher, gesellschaftlicher und finanzieller Aufstieg. (...) Zu meiner Zeit wurden die Stadionmieten pünktlich gezahlt und wir erwirtschafteten und tilgten über 15 Mio Euro Von dem allen ist nichts mehr übrig geblieben. (...) Die Stadionmiete kann schon lange nicht mehr gezahlt werden und wird vom Land, der HSH Nordbank und der MSV Stadionprojekt gestundet. Es werden also keine Stadionmieten gezahlt, ganz im Gegenteil werden Altdarlehen aufgestockt.

Im November 2012 spitzte sich die Situation des MSV drastisch zu und die Mannschaft sowie die Mitarbeiter aller Geschäftsbereiche baten mich in getrennten Schreiben um mein persönliches Engagement. Gleichzeitig wurde ich von den Herren Wald und Maaßen gebeten, Vorstellungen und Ideen zur Gesundung des MSV einzubringen. Das gemeinsam auch mit den Herren Dr. Brömmekamp und Brinks erarbeitete Grundsatzpapier wurde von den Gremien des e.V. abgelehnt und wertvolle, nicht vorhandene Zeit ging verloren. Als Ergebnis stand der MSV im Dezember 2012 vor der unmittelbaren Insolvenz und Nichterfüllung der Lizenzauflagen. Unmittelbar vor Ablauf der Abgabefrist und vor dem unweigerlichen Punktabzug hat der AR-Vorsitzende der KGaA -Dr. Görtz- mich über die dramatische Lage informiert und um Hilfe gebeten. Ich habe mich bereit erklärt, die fehlenden 600 Tausend Euro darlehensweise als Lückenschluss bis Januar 2014 zur Verfügung zu stellen.

Obwohl ich durch meine beispielhafte Rettungsaktion die Lizenzerteilung möglich machte, setzten einige Herren der e.V.-Gremien der Unverschämtheit ihres Handelns die Krone auf. In alter, zerstörerischer Manier spielten sie diese Rettungsaktion herunter und zweifelten die zwingende Notwendigkeit an. Auf die Idee, sich bei mir zu bedanken, ist keine dieser Personen gekommen. (...) Ihre neuerliche Bitte nunmehr wiederholt zu helfen, ist bei dem Vorerwähnten absurd und nicht vorstellbar. Die Personen, die vor ca. vier Monaten meine Hilfe nicht wollten und für nötig erachteten, sollten nunmehr dem MSV helfen die fehlenden Mittel aufzubringen. (...)

(kew)
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