MSV-Frust in der Esprit-Arena Eine schlappe Zebra-Herde

Düsseldorf (RPO). Das war nicht schön, was die 7500 mitgereisten MSV-Fans Sonntag in der Esprit-Arena geboten bekamen. Ihre "Zebras" trabten schlapp über den Rasen und fügten sich wie eine müde Herde in ihr Schicksal. Nach der Halbzeit der vier Spitzenspiele in Folge steht Schlimmes zu befürchten.

Fortuna Düsseldorf- MSV: Einzelkritik
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Das 0:2 gegen St. Pauli durfte unter der Rubrik Betriebsunfall gegen eine bärenstarke Spitzenelf abgehakt werden. Mit einer engagierten zweiten Hälfte hatte der MSV seine Fans noch versöhnt. Tausende brachen eine Woche später hoffnungsfroh in die Landeshauptstadt auf, um in der ausverkauften Esprit-Arena als blau-weiße Wand ihrer Elf den Rücken zu stärken.

Die Bombenstimmung in der Gästekurve dauerte aber nur bis zum Anpfiff und schlug nach den Gegentoren von Lambertz (17.) und Harnik (24.) in kollektiven Frust um. Weder auf dem Rasen noch auf den Rängen gaben Duisburger in der Folgzeit ein schönes Bild ab.

Woran lag das? St. Pauli war kein Einzelfall. Die Anhänger mussten miterleben, wie der MSV in eine Mini-Krise schlitterte. Ausgerechnet in Düsseldorf. Ausgerechnet mitten im richtungweisenden Viererpack Pauli, Düsseldorf, Lautern, Bielefeld. Die Cleverness, die Geschlossenheit und das Quentchen Glück, die den MSV speziell auswärts von Sieg zu Sieg getragen haben — sie alle sind verpufft.

Übertölpelt

Als hätte es die kompakte Grundordnung nie gegeben, ließ sich die Verteidigung bei den Gegentoren übertölpeln. Selbst Keeper Tom Starke, dem Beobachter bei der Niederlage gegen St. Pauli noch fantastische Reflexe bescheinigten, ließ sich beim 0:1 von der Nervösität anstecken. Lambertz' Schuss war harmlos. Jeder im Stadion hat es gesehen.

Aber wer genau hinsah, erkannte als zweite Fehlerquelle unentschlossen agierende Verteidiger, die weit davon entfernt waren, den Schuss zu verhindern und ihren Schlussmann schmählich im Stich ließen. Björn Schlicke ließ sich auch beim 0:2 düpieren wie ein Schuljunge, weswegen er zur Pause in der Kabine bleiben musste.

Der erfahrene Trainer Milan Sasic muss sich des Risikos im zweiten Durchgang durchaus bewusst gewesen sein. Sonst hätte er nicht den bereits mit gelb vorbelasteten Adam Bodzek, der später gelb-rot sah, auf Schlickes Position beordert. Caiuby sollte für frischen Wind sorgen. Für Andersen kam Tararache, Vingneau wechselte die Seite. Offensive um jeden Preis, lautete die Devise.

Rot-weiße Seligkeit

Doch aus dem erwarteten Sturmlauf wurde nichts. Anders als gegen St. Pauli konnten die "Zebras" nicht zum kollektiven Galopp ansetzen und die Kräfteverhältnisse auf dem Platz zurechtrücken. Die Arena war fest in Fortuna-Hand und an der rot-weißen Seligkeit änderte sich nichts mehr.

Wenn man will, kann man das Geschehen an einer zentrale Figur festmachen: Ivo Grlic. Der Kopf, die Seele seit dem Sasic-Neustart, wirkt derzeit seltsam kraftlos. Sein Lauf ist jedenfalls zunächst einmal gestoppt. Und damit klemmt gleichzeitig das Gaspedal der Mannschaft.

Die Hoffnung: Das Problem bleibt zeitlich begrenzt. Wenn die Saison nach oben noch eine Perspektive haben soll, darf sich das kleine Tief von zwei Niederlagen in Folge nicht ausweiten. Gegen Lautern am Rosenmontag muss der MSV-Zug wieder unter Volldampf stehen.

(RPO)
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